Der gefühlte Dauerregen wird für Landwirte, Eisverkäufer und Händler aus Fellbach zum Problem. Der Sommer wird dringend herbeigesehnt.

Fellbach -

 

Wann wird es endlich richtig Sommer? Und: Wann hört der Regen auf? Diese Fragen stellen sich derzeit alle, die ihre Werkstatt im Freien haben oder deren Ernte kaputt geht. Auch der Einzelhandel und die Gastronomie spüren den Regen, die Kunden zeigen sich zurückhaltender. Glücklicherweise ist Fellbach bisher von heftigen Unwettern und Hagel verschont geblieben.

Nacktschnecken in Hülle und Fülle Manfred Heß vom Sonnenbühlhof schaut besorgt in den Himmel. Die Situation sei allmählich „grenzwertig“. Den Äpfeln mache der viele Regen noch nichts aus, aber es bestehe die Gefahr, dass sich Schorf bilde. Für Melonen, die er im vergangenen Jahr zum ersten Mal geerntet hat, sei es zu nass und zu kalt. Dennoch haben die kühlen Temperaturen ihr Gutes. „Wenn es jetzt schwül wäre, dann hätten Pilzkrankheiten und Mehltau ein leichteres Spiel.“ Schnecken seien in Hülle und Fülle unterwegs.

Die Erdbeerernte wird zum Problem. Foto: Sascha Sauer
Harald Kauffmann in Schmiden betreibt einen „ungespritzten Beerenanbau“ und muss derzeit auf mindestens die Hälfte der Erdbeerernte verzichten. „60 Prozent der Beeren sind faulig,“ bilanziert er und hofft auf die späten Sorten, die derzeit blühen. Auch sie bräuchten trockenes Wetter, sonst steigen die Infektionen und Fäulnissporen breiten sich aus. „Manchmal geht uns in unserem Privatverkauf in der Butterstraße schon die Ware aus,“ sagt er und gibt die Hoffnung auf besseres Wetter nicht auf. Seine Kartoffeln mögen den Regen ebenfalls nicht. Wenn es „zwei bis drei Tage nicht regnen würde“, dann könnte er aufs Feld gehen und Frühkartoffeln ernten. Dazu ist das Erdreich nämlich im Moment viel zu nass. Die Knollen bleiben also in der Erde, wachsen weiter und werden „übergroß.“ Bei den späteren Sorten, die im Herbst geerntet werden, ist dagegen der Knollenansatz durch die hohe Feuchtigkeit zu groß, anstatt 10 bis 13 Knollen gibt es hier zwischen 15 und 20 Stück.

Günther Matzka hingegen, Beerenbauer mit Ständen in Fellbach, Stetten und Rommelshausen ist nicht allzu unzufrieden mit seiner ersten Ernte: „Sie war durchschnittlich und trotz des vielen Regens sind die Beeren geschmacklich akzeptabel“. Doch dass Erdbeeren nun mal lieber Sonne und Trockenheit anstatt Dauernass mögen, merke man.

Ein Eis schmeckt nur bei Sonnenschein Das Problem der Eiscafés gestaltet sich andersherum: Die Ware ist zwar vorhanden – Eis lässt sich bei jedem Wetter produzieren – doch es fehlt die Kundschaft. „Sonne ist für mich das Wichtigste im Leben“ sagt Mario Giuliano vom Schmidener „Eis-Cafe Mario“ in der Fellbacher Straße. Die Einbußen seien in diesem Jahr enorm. Denn bei kühlen Temperaturen und Regen „kommen die Leute einfach nicht zum Eis essen“. Als Eis-Alternative bietet er seinen Kunden italienische Pizza an. Und Mario Giuliano zeigt sich positiv: „Solche Zeiten kennt man – und es kommen auch wieder bessere.“ Bei Regen geht keiner in den Biergarten Die Gastronomen bekommen das schlechte Wetter eindeutig zu spüren. „Der Frühsommer war verregnet, und das hat die Gastronomie negativ getroffen“ sagt Daniel Ohl vom Hotel- und Gaststättenverband. Man könnte meinen, dass die Wirte ihren Betrieb drinnen weiterführen. „Viele Leute bleiben bei schlechtem Wetter aber schlichtweg zuhause“, erklärt er. Doch trotz Enttäuschungen solle der Optimismus nicht verloren gehen: „Der Sommer ist noch nicht zu Ende. Und ein schöner Herbst kann noch viel rausreißen“, meint Daniel Ohl zuversichtlich.

Wengerter nützen jedes Sonnenfenster In den Weinbergen steht die Blüte der Reben unmittelbar bevor, und Tom Seibold, Vorstandsvorsitzender der Fellbacher Weingärtner immer Gewehr bei Fuß. „Jede Stunde, in der es trocken bleibt“, geht er in die Rebanlagen am Kappelberg, um gegen den echten und falschen Mehltau zu spritzen. „Die Spritzmittel sind mittlerweile ziemlich regenfest“, es reichten schon wenige trockene Minuten, damit sie vom nächsten Regenguss nicht wieder von den Reben gespült würden. In diesem Jahr habe es schon 400 Liter am Kappelberg geregnet. Im ganzen vergangenen Jahr seien es insgesamt 500 gewesen. Noch sei die Situation entspannt, das kühle Wetter eher gut. Mit schweren Maschinen jedoch kann man derzeit nicht in den Steillagen arbeiten. Und wie verhält sich die gefürchtete Kirschessigfliege bei diesen Wetter-Kapriolen? „Wir haben dieses Jahr noch keine einzige entdeckt,“ sagt Seibold. Kein Traktor kommt zum Grünfutter Um diese Jahreszeit hat Landwirt Robert Gloning in Oeffingen eigentlich nie Probleme, Grünfutter für sein Vieh zu mähen. Dieses Jahr ist das etwas anders. Er sucht sich Felder Richtung Tennwengert aus, „die sind abschüssig, da kann das Wasser ablaufen.“ In den ebenen Wiesen steht nämlich das Wasser, man sollte diese mit schweren Maschinen eher meiden. Aber „jammern bringt nix,“ ist der Landwirt dennoch zuversichtlich. „Bei uns ist es im Vergleich zu anderen Landstrichen ja noch erträglich.“ Einzelhandel verzeichnet Rückgänge „Sobald die Sonne rauskommt, kommen auch die Kunden und verlangen nach Sommerware“, beobachten die beiden Modeberaterinnen Mathilde Hallas und Tanja Rieder vom Modehaus Raithle am Entenbrünnele. „Es ist schon anders als sonst,“ sagt Mathilde Hallas, die Kunden seien zurückhaltend beim Kauf von hochsommerlicher Ware. Es habe einen Einbruch gegeben. Es wird schon die Spätsommerkollektion ausgeliefert und im Laden einsortiert.

Im Freibad ist die Liegewiese leer Stefanie Klötzl vom Fellbacher Schwimmbad F3 sieht das schlechte Wetter relativ neutral: „Natürlich ist bei Regen und kühlen Temperaturen im Außenbereich nicht viel los“. Der Innenbereich gleiche das aber aus, badefreudig seien die Menschen bei jedem Wetter.