Seither und bis heute lebt sie vor allem von Vorträgen, Lesungen und Workshops zu gerechter Sprache, auch ihre Bücher mit feministischen Glossen verkaufen sich gut. „Meine Steuerberaterin sagt, ich sei Autorin“, sagt sie, „mehr als 30 Jahre linguistische Forschung wende ich jetzt praktisch an.“ Letztlich habe sie es leicht gehabt. „Ich hatte keine Konkurrenz in Deutschland – mir wurde es ja verweigert, Nachwuchs auszubilden.“ Enttäuscht beobachtete sie schließlich, wie die folgende Generation behauptete, sie bräuchten den Feminismus nicht mehr, „und ich stand am Feministinnen-Pranger.“ Was genau in all den Internetforen über sie geschrieben wird, so genau will sie das lieber gar nicht wissen, „ich halte mich nicht damit auf, das zieht mich nur runter.“

 

Die MeToo-Debatte hat auch sie wieder optimistischer werden lassen in Bezug auf den Feminismus: „Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass solche Untaten Folgen für die Karriere eines Mannes haben.“ Für sie ist das alles eine Machtfrage: Erst wenn sich genügend Frauen wehren, könne man so etwas nicht mehr unter den Teppich kehren. Wobei Pusch das „man“ wohl nur hier gelten lassen würde – ansonsten verwendet sie stattdessen gerne „frau“. Nicht, weil sie die Sache gerne andersherum hätte, nicht weil sie etwas gegen Männer hat, wie ihr gerne unterstellt wird. Allein „als Ausgleich für 2000 Jahre Patriarchat“ wäre es aus ihrer Sicht an der Zeit, den Spieß nun eine zeitlang umzudrehen. Deshalb führe der einzig realistische Weg zur Gleichberechtigung über eine Frauenquote. „Der Mann gibt ja nicht einfach so aus Gutartigkeit auf.“ Mehr Frauen in den Vorstandsetagen bedeutet gleichzeitig weniger Männer dort.

Machtverhältnisse in der Sprache

Dazu kommt, dass die ungleichen Machtverhältnisse in der Sprache verankert seien, was ihren Kampf nicht einfacher macht. „Es heißt ja immer, Frauen seien mitgemeint“, sagt sie: das so genannte generische Maskulinum ist aus ihrer Sicht einer der Knackpunkte in der Sprache, der die ungleiche Machtverteilung zementiert. Ihr Vorschlag: das generische Femininum. „Liebe Leserinnen“ – und damit sind dann auch Männer gemeint, „Wer wird Millionärin?“ – natürlich dürfen Männer auch mitmachen.

Und allein, dass sich Männer so vehement gegen diesen Vorschlag wehren, sei ein Zeichen für sie, dass das andere Geschlecht eben doch nicht mitgemeint ist. Ist ihre Forderung dann nicht ungerecht den Männern gegenüber? „Ich gehe mit der Maximalforderung in die Verhandlungen“, sagt sie. Wenn dann das „Binnen-I“ herauskommt, das große I wie in „Liebe LeserInnen“ ist sie auch zufrieden. Hauptsache, Frauen gehen in der Sprache nicht mehr unter. Und auch nicht im Leben.