Asylbewerber oder Schweinepest: Das Böse kommt für Dänen oft aus dem Süden. Jetzt haben sie Angst, dass ihnen Deutsche und andere finanzkräftige Europäer die Ferienhäuser wegkaufen.

Kopenhagen - Der Klimawandel beschert Dänemark einen Boom von Touristen aus Mitteleuropa, die eine frische Brise an der Nord- oder Ostsee der Hitze am Mittelmeer vorziehen. Im Jahr 2018 wurde in Dänemark 27,6 Millionen Übernachtungen von Ausländern registriert – ein bislang nie dagewesener Rekord. Gleichzeitig wächst der Wunsch bei diesen Touristen, ein dänisches Sommerhaus zu erwerben – und darüber erregt sich die rechte „Dänische Volkspartei“.

 

„Wir riskieren, dass Ausländer, die viel Geld haben, große Teile unserer Sommerhaus-Umgebung übernehmen, die dann menschenleer sind, weil die Ausländer möglicherweise nur einmal im Jahr dort verweilen,“ beschwerte sich Peter Skaarup, der juristische Experte der Partei im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Die Partei braucht wieder ein eigenes Thema; bei den Parlamentswahlen im Juni kam sie nur auf 8,7 Prozent. Das war ein Verlust von mehr als zwölf Prozent, denn viele andere Parteien haben die scharfe Linie der Volkspartei gegenüber Migranten übernommen und so den Rechten ihr Lieblingsthema entzogen. Wie etwa die heutige sozialdemokratische Regierungschefin Mette Frederiksen, die für internationale Schlagzeilen sorgte, als sie Zentren für Asylbewerber in Nordafrika vorschlug.

Die „Sommerhusreglen“ erschwert Ausländern den Erwerb von Ferienhäusern

Eigentlich sind die Zahlen der Häuslebesitzer mit fremden Pass eher überschaubar. Im vergangenen Jahr wurden 374 Häuser von Ausländern gekauft, dabei machen Norweger und Deutsche die größte Gruppe aus. Im Jahr 2007 gab es nur 54 Käufe von Ausländern. Angst macht also die Zunahme. Insgesamt existieren mehr als 222 000 Sommerhäuser im Staate Dänemark.

Seit 1959 gibt es die „Sommerhusreglen“. Das ist ein Gesetz, das es Ausländern sehr schwer macht, die heimeligen Domizile zu erwerben. So wollte man Geisterstädte in den Feriengebieten vermeiden. Das Beibehalten dieser Klausel wurde auch beim EG-Beitritt im Jahre 1973 durchgeboxt. Doch gibt es Schlupflöcher im Gesetz, so kann bei einem Nachweis, 25 Jahre hintereinander den Urlaub in Dänemark verbracht zu haben, eine Erlaubnis von den dänischen Behörden bewilligt werden.

Der Quadratmeterpreis fürs Sommerhaus liegt bei 2140 Euro

Derzeit liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis eines dänischen Sommerhauses bei 16 000 Kronen (2140 Euro) – Tendenz steigend. Knapp eine Million Dänen träumt vom Erwerb einer solchen Immobilie, glaubt man einer Umfrage vom vergangenen Jahr. Doch den meisten fehlt das Geld.

Die Problematik ist nicht neu. Der Zuwachs ausländischer Käufer hat bereits im vergangenen Jahr den Großteil der damals noch oppositionellen Sozialdemokraten und zwei linke Parteien veranlasst, eine Quote für Ausländer zu fordern. Auch der Sprecher der Sozialdemokraten für Rechtsfragen, Jeppe Bruus, hält den Zuwachs an Bewilligungen für besorgniserregend, weiß jedoch derzeit keine Lösung, versprach aber baldige Abhilfe.

Der Zuzug von Asylsuchenden im Flüchtlingsjahr 2015 hat die dänische Gesellschaft sehr verändert, wenn auch die meisten Flüchtlinge weiter nach Schweden wollten. Durch die vielen Verschärfungen in der Ausländerpolitik stellten im vergangenen Jahr nur noch 1000 Personen einen Antrag auf Asyl. Zudem will Dänemark an der Grenze zu Deutschland einen Zaun bauen, 70 Kilometer lang und 1,50 hoch, offiziell um die Ausbreitung der Schweinepest zu verhindern. Wo der populäre gemütliche Lebensstil namens „hygge“ bedroht scheint, will man die Notbremse ziehen. Derzeit erscheinen sogar deutsche und norwegische Häuslekäufer als Gefahr.