Der Campingplatz in Bad Cannstatt und die Jugendherberge in der Haußmannstraße sind gut besucht. Touristen und Durchreisende kommen jetzt in der Ferienzeit von nah und fern, um Stuttgart zu erkunden.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Auf dem Cannstatter Campingplatz dampft der Asphalt. In der Nacht hat es geregnet, doch die Temperaturen steigen schon am frühen Morgen wieder, und der Tag verspricht, ein sonniger Urlaubstag zu werden. Andrew Barrington rollt seinen Schlafsack zusammen und steckt ihn in den kleinen Kofferraum seines roten Sportwagens. Der 29-jährige Engländer aus Bristol hat auf dem Campingplatz am Wasen geparkt und wird jetzt das Zelt abbauen, in dem er die Nacht zuvor geschlafen hat. Die Kurzhaarfrisur von Andrew Barrington ist noch etwas zerzaust, doch den Engländer kümmert das nicht, er will gleich weiter. Er sei kein wirklicher Tourist, sagt Barrington. Eben hat er sich noch eine Woche lang am Strand in Kroatien gesonnt, jetzt hat er die Heimfahrt angetreten. „Stuttgart lag auf halber Strecke“, erklärt der Engländer.

 

Doch nicht alle Touristen, die in diesen Wochen in den Hotelbetten, auf dem Campingplatz und in den Jugendherbergen der Stadt übernachten, sind nur auf der Durchreise. Richard Vogel zum Beispiel ist zusammen mit seiner Frau im Wohnmobil extra von Essen nach Stuttgart gefahren. Der Rentner will sich den Wasen und das Mercedesmuseum anschauen. Die Teststrecke von Daimler hat er schon stundenlang genau inspiziert.

Eine junge Familie aus Konstanz ist mit ihrem dreijährigen Sohn für einen Besuch der Wilhelma in die Landeshauptstadt gefahren. Übernachtet hat die Kleinfamilie auf dem Campingplatz. „Es lohnt sich nicht, am selben Tag her- und wieder zurückzufahren, daher sind wir über Nacht geblieben und besuchen jetzt auch noch das Mercedes-Benz-Museum“, sagt die Mutter.

Auch die Jugendherberge ist gut belegt

Vor dem Wohnwagen nebenan spielen zwei junge Eltern aus Barcelona mit ihren drei Kindern mit Hula-Hoop-Reifen. Auf Spanisch und Englisch erzählt die junge Mutter begeistert von ihrer Rundreise, bei der die Familie nach Stuttgart gekommen ist. Es geht noch nach München und zuletzt nach Paderborn. „Dort lebt der Onkel meines Mannes“, erklärt die Spanierin.

Auf 17 000 Quadratmetern stehen Campern auf dem Wasen 120 Plätze zur Verfügung. An die 500 Urlauber passen auf den Platz, der momentan so gut wie ausgelastet ist, erzählt Platzwart Ismael Saricicek.

Auch die Jugendherberge in der Haußmannstraße ist gut belegt. Übernachtungsgast Michal Sadcza aus Polen fährt mit dem Aufzug zum Ausgang des an exponierter Stelle an den Berg gebauten Gebäudes. Gleich muss er los, jetzt will er noch schnell den Ausblick genießen. Für die German Open Championships im Tanzen ist der 26-Jährige nach Stuttgart gekommen. „Leider müssen wir den ganzen Tag lang tanzen, was einerseits schön ist, andererseits konnte ich daher noch nicht viel von der Stadt entdecken“, sagt Michal Sadcza. Am Schlossplatz war der professionelle Latein-Tänzer aber schon. Er schaut über die Hausdächer der Stadt, ob er den großen Springbrunnen und den Platz irgendwo sieht: „Wir haben abends dort im Gras gelegen und uns entspannt.“

Spontanurlaub im Ländle

In der Jugendherberge in der Haußmannstraße gibt es 309 Betten für die internationalen Gäste – und das sind nicht nur Jugendliche, Schulklassen oder Rucksacktouristen, wie der Mitarbeiter der Jugendherberge, Jan Grohmann, berichtet. „Die meisten bleiben ein paar Nächte und reisen dann weiter, nehmen sich so viel Zeit, wie man eben braucht, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anzuschauen.“ Lem und Patricia Tan-Tsi aus Caen in Frankreich sind auch längst keine Jugendlichen mehr, übernachten aber dennoch in der Herberge. Die Architekturbegeisterten genießen den Ausblick über die Stadt und schwärmen von der Atmosphäre und der „façon de vivre“ in Stuttgart. Sie interessieren sich besonders für Museen und Gebäude und haben ganze sieben Tage mitgebracht, um Stuttgarts Kulturwelt zu erkunden.

Spontaner geht es bei den beiden italienischen Studenten Stefano Andrianopoli und Giacomo d’Angelo aus Genua zu. „Das ist ein Last-Second-Urlaub“, sagt Andrianopoli lachend. Am Samstagabend haben die beiden Italiener beschlossen, nach Deutschland zu reisen, am Sonntagmorgen ging es los: über Innsbruck und München in Richtung Stuttgart. „Da fahren wir praktisch gegen den Strom, das ist uns klar, aber bei uns zu Hause ist es gerade sowieso viel zu heiß“, meint Stefano Andrianopoli. Vom Mercedes-Benz-Museum haben die Studenten schon gehört, was sonst noch auf dem Programm stehen soll, entscheiden sie spontan: „Haben Sie einen Tipp?“