Die neue Gemeinschaftsschule setzt auch im Kreis Göppingen ihren Siegeszug fort. Dafür droht immer mehr Hauptschulen das Aus.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Die Haupt- und Werkrealschulen werden auch im Kreis Göppingen zum Auslaufmodell. Im neuen Schuljahr, das am Montag beginnt, werden erstmals mehr Fünftklässler an den neun Gemeinschaftsschulen im Kreis anfangen als an den alteingesessenen Werkrealschulen. Das geht aus der Statistik hervor, die der Leiter des Göppinger Schulamts, Hans-Jörg Polzer, am Freitag vorgestellt hat.

 

Der Schub für die Gemeinschaftsschulen, die mittlerweile fast jeden fünften Fünftklässler aufnehmen, fällt besonders stark aus, was auch daran liegt, dass am Montag vier weitere Werkrealschulen mit dem neuen Modell starten dürfen. Für alle hat sich der Schritt gelohnt. Die Albert-Schweitzer-Schule in Albershausen legt bei den Anmeldezahlen im Vergleich zum Vorjahr von elf auf 32, die Albert-Schweitzer-Schule in Göppingen von 16 auf 47 zu. Gleiches gilt für die Schillerschule in Eislingen und die Hieberschule in Uhingen. Die größte Gemeinschaftsschule im Kreis bleibt die Heinrich-Schickhardt-Schule in Bad Boll mit 75 Neuanmeldungen, das stärkste Wachstum hat die Messelbergschule in Donzdorf, die auf 60 Fünftklässler zulegt.

Realschulen wirken wie ein Magnet

Die Werkrealschulen haben es hingegen immer schwerer, genügend Schüler für einen Fortbestand zusammenzubekommen. Nur noch 28,2 Prozent der Kinder mit einer Hauptschulempfehlung wählten auch diesen Schultyp. Zum Vergleich: bei den Gymnasien sind es 90 Prozent. Die Realschulen liegen sogar deutlich über ihrem Anteil und haben fast 40 Prozent mehr Anmeldungen als Empfehlungen.

Somit dürfte sich das Sterben der Hauptschulen, das 2010 mit der eigentlich als Rettungsaktion gedachten Einführung der Werkrealschule begann, fortsetzen. Von 28 Hauptschulen sind elf übrig geblieben. Davon sind vier akut bedroht: Böhmenkirch, Kuchen und Rechberghausen könnten bald ohne Hauptschule dastehen, auch die Haierschule in Faurndau schwächelt. Alle verzeichnen weniger als 16 Anmeldungen. Unterschreiten sie im kommenden Jahr erneut diese Marke, bedeute dies automatisch das Aus, sagte Polzer.

Das Netz der Gemeinschaftsschulen ist dicht

In Ebersbach reicht es schon in diesem Jahr nicht mehr zu einem Hauptschulzug. Nachdem die Einführung der Gemeinschaftsschule im Gemeinderat gescheitert war, seien nur noch fünf Kinder an der Hardtschule angemeldet worden. Sie wurden vom Schulamt an die neue Gemeinschaftsschule in Uhingen verwiesen. Ob die Eltern dieser Empfehlung folgen oder ob sie die Ebersbacher Realschule vorziehen, darüber liegen im Schulamt bisher noch keine Erkenntnisse vor.

Für die Zukunft rechnet Polzer, der zum Jahresende in den Ruhestand wechselt, mit einer Verlangsamung des Wachstums bei den Gemeinschaftsschulen, weil auf absehbare Zeit keine neuen hinzukommen würden. Mittlerweile sei der Kreis gut versorgt. Lediglich in den beiden großen Städten Göppingen und Geislingen sei ein Ausbau noch denkbar, so Polzer. „Für Ebersbach ist es aus meiner Sicht erledigt.“ Dort käme allerdings die Realschule nicht umhin, sich verstärkt um die Fünftklässler mit Hauptschulempfehlung zu kümmern. „Diese Kinder sind ja da“, sagte Polzer.