Das Ferienprojekt Zirkus Leo bietet 40 Kindern ein vielseitiges Programm. Das Angebot wird seit 15 Jahren von der LKZ-Hilfsaktion „Lichtblicke“ finanziell gefördert.

Fröhliche Kinderstimmen sind wieder in der Leonberger Georgiihalle zu hören, Rufe der Begeisterung, der Anfeuerung, der Anerkennung für das Geleistete und auch mal ein kleiner Schreckenslaut, wenn das Einrad ins Wanken gerät. Es ist ein einziges Wuseln. Rund 40 Kinder und Teenager zwischen sechs und 16 Jahren erleben gerade drei besondere Ferientage.

 

Sie sind Teilnehmer eines Zirkusprojektes, das vor 15 Jahren aus den Ferienangeboten des Kinder- und Jugendhilfezentrums (Kidz) hervorgegangen ist. Diese Einrichtung des benachbarten Waldhauses begleitet Kinder und Jugendliche und deren Familien, wenn ihnen Hilfe über das Jugendamt zugesprochen wird. Mit dabei ist auch die Lebenshilfe Leonberg. Diese unterstützt gezielt Menschen mit Behinderung, um ihnen die Teilhabe am Gemeinwesen zu ermöglichen. Finanziell unterstützt wird das Projekt von Anfang an von „Lichtblicke“, der Hilfsaktion der Leonberger Kreiszeitung und ihrer großzügigen Leserinnen und Lesern.

Kinder begegnen sich

Um die zwölf Kinder von den insgesamt 16, die im Kidz betreut werden und die alle Hilfe benötigen, auch mit der Realität anderer Kinder zusammenzubringen, ist seinerzeit das Zirkusprojekt in den Osterferien zustande gekommen. „Geschaffen wird ein Raum, in dem die Kinder sich begegnen können und ihre Potenziale zeigen“, sagt die Kidz-Leiterin Sonja Achenbach.

Doch nach zwei Jahren Coronapause, denn die Osterferien fielen immer in den Lockdown, sind aktuell nur 40 statt sonst mehr als 70 Kinder dabei. Die Pause hat dazu geführt, dass viele der ehemaligen „Zirkuskinder“ nun zu Betreuerinnen und Betreuer herangewachsen sind, die den Hauptamtlichen zur Seite stehen. Wie etwa Adina Dengler, Katrina Schwab und Sonja Rajh, die der „Dompteurin“ Kristina Maurer – sonst Sozialarbeiterin an der Schellingschule und am ASG – nun helfen, die „wilden Tiere“ im Zaum zu halten. Löwen, Affen, Leoparden, ja sogar ein Wurm üben in einem Parcours klettern, springen und vieles mehr.

Stärken und Schwächen erkennen

„Der erste der drei Zirkustage ist in der Regel der Chaostag“, sagt Kidz-Mitarbeiterin Nina Stano aus langjähriger Erfahrung. „Jede und jeder probt alles aus, die Fähigkeiten, Stärken und Schwächen werden getestet – und dann wird schnell alles konkret“, sagt die Betreuerin der Gruppe der 21 Akrobatinnen und Akrobaten – die größte in diesem Jahr. Auch sie hat neben Praktikant Cosimo von Neubeck ihre Tochter Paulina und Carlotta Achenbach zur Seite. Letztere bespricht gerade mit den Akrobaten, die die Menschen-Pyramiden zeigen wollen, die Nummer, während im Foyer die Einradfahrerinnen ihre Kunststücke einüben. Hier hat die 16-jährige Thea Rajh das Sagen. Sie fährt viel Einrad und nimmt auch an der Zirkus-AG des Albert-Schweitzer-Gymnasiums teil. „Meine Fahrweise habe sich jedes Jahr als Teilnehmerin an den Zirkus-Tagen verfeinert“, verrät sie.

„Es ist jedes Mal eine Freude zu erleben, wie die Ideen aus den Kindern heraussprudeln, der nächste sie dann weiterspinnt und sie sie umsetzen“, sagt Sonja Achenbach. „Wir liefern den Rahmen, damit sie sich entfalten können und Neues ausprobieren, denn viele unserer Kidz-Kinder haben nicht oft ein Erfolgserlebnis.“ Es sei auch herzerfrischend zu sehen, wie Kinder in einem neuen Umfeld agieren. „Da war ein Kind mit einer Behinderung, das seinen selbst gewählten Part nicht bewältigen konnte, da ging ein Junge auf das Kind zu und sagte: Wir versuchen es gemeinsam. Und sie haben es geschafft, die ganze Gruppe war stolz.“

Kein gemeinsamer Auftritt

Lisa Weber, Schulsozialarbeiterin an der Pestalozzi-Schule und der Gerhart-Hauptmann-Realschule, führt Regie bei den Seilspringern, Jongleuren, Zauberern. Die Tanzlehrerinnen Klara Gojani und Lorena Sirianni, die von den Tanzgruppen des Jugendcafés Siesta wegengagiert wurden, proben die gemeinsame Nummer für den Wanderzirkus.

Derweil hat „Küchenperle“ Hildegard Henzler – wie sie alle liebevoll nennen – im Jugendcafé Siesta alle Hände voll zu tun, damit die hungrige Schar in der Mittagspause satt wird. Ihr zur Seite steht die Café-Siesta-Chefin Katrin Rykala.

Bestandteil der Aktion war bisher immer das besondere Erlebnis des großen Auftritts vor den Eltern, gepaart mit dem Stolz der Kinder auf die eigene Leistung. Doch Corona raubt den Kindern die Freude an der Vorstellung für Verwandte und Bekannte. „Wir sind da noch ein bisschen vorsichtig“, sagt Sonja Achenbach. Aber man hat aus der Not eine Tugend gemacht und das Ganze als einen „Wanderzirkus“ aufgebaut. So besuchen sich die einzelnen Gruppen untereinander und die „Gäste“ geben dann eine Vorstellung.