Ein Bericht im „heute-journal“ über den Feinstaub-Alarm lässt laut dem Stuttgarter-Tourismus-Chef Armin Dellnitz teure Marketingmaßnahmen verpuffen.

Stuttgart - Es war ein kurzer Beitrag im „heute-journal“, am Vorabend flott anmoderiert von Christian Sievers, der dem Stuttgarter Marketingchef Armin Dellnitz „richtig weh tut“. Die Nachrichtenmacher hatten am Donnerstag, dem ersten Tag des neuen Feinstaub-Alarms, den erfolgreichen Feinstaubkläger Manfred Niess ans Neckartor gebeten. „Wenn ich da unten an der Messstation länger stehe, wird mir schlecht. Man hat so eine Art Würgegefühl im Hals, und man möchte möglichst schnell weg von dem Ort“, sprach Niess ins Mikro.

 

Dellnitz hatte danach auch so eine Art Würgegefühl. In diesem Augenblick seien „Zigtausend Euro an Marketing-Maßnahmen weggepufft, da kann ich nichts dagegen machen“, ärgerte sich der oberste Verkäufer Stuttgarter Sehenswürdigkeiten am Freitag vor dem Wirtschaftsausschuss über die geschäftsschädigende Darstellung.

In Köln und Dresden herrscht schon Krisenmanagement

Dellnitz muss nicht Krisenmanagement betreiben wie seine Kollegen in Köln und Dresden, die in diesem Jahr bis Juli gegenüber 2015 Einbrüche von 5,3 und 2,1 Prozent bei den Besucherzahlen zu verkraften hatten. Aber Feinstaub und Würgen in Stuttgart, das ist schlecht für das Image. Zwar gab es bis August in Stuttgart bei den Übernachtungszahlen ein Plus von 3,4 Prozent, das kam aber vor allem aus dem Inland, weniger von zahlungskräftigerer ausländischer Kundschaft (nur plus 0,6 Prozent). Bis August kamen zum Beispiel aus China, Russland und Ländern am Golf zwischen 15 und 19 Prozent weniger Besucher.

Auch aus Indien, Italien, Frankreich und Spanien kamen weniger Gäste, mehr dagegen vor allem aus den USA, der Schweiz und Großbritannien (plus 14 bis 18 Prozent). Bis auf die Monate Januar und April sank die Bettenauslastung gegenüber dem Vorjahr, auch weil 2016 rund 700 neue Schlafstätten dazugekommen sind. Bei den Rückgängen aus dem Ausland sei man „fast machtlos“, räumte Dellnitz ein.

CDU für „Luftreinhaltetag“

„Nicht auszudenken, was wir für Zahlen hätten, wenn wir nicht Feinstaub-Hauptstadt wären“, sagte Joachim Rudolf für die Christdemokraten. Statt des Feinstaubalarms wäre es besser, wenn die Stadt einen „Luftreinhalte-Tag“ ausrufen würde, schlug Rudolf die Umetikettierung vor. Zu hohe Schadstoffwerte schönreden? SPD, Grüne und SÖS/Linke-plus stiegen darauf nicht ein. Die Öko-Seite des Rates riet zu nachhaltigem Tourismus. AfD-Mann Bernd Klingler zu mehr Infrastruktur. Für ihn gibt es noch „zu wenig Mobilität“.