Hoffnungsschimmer für die Fans des Fernsehturms: die Experten sollen das Wahrzeichen der Stadt Stuttgart noch einmal untersuchen. Dieses Mal geht es um den Zugang zur Treppe im Schaft und den sicheren Weg ins Freie am Fuße des Turms.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die am Dienstagnachmittag versandte, gemeinsame Pressemitteilung der Stadt Stuttgart und des Südwestrundfunks (SWR) zum Thema Fernsehturm ist auf den ersten Blick eine wie viele zuvor. Seit das Wahrzeichen im März aus Brandschutzgründen geschlossen worden war, weil es keinen Fluchtweg nach unten gibt, hatten Stadt und SWR immer wieder gemeldet, was auch am Dienstag über der Meldung stand. Man habe sich „in konstruktiver Atmosphäre“ unterhalten.

 

Doch die Gespräche haben dieses Mal zu einem neuen Auftrag an das Gutachterbüro geführt, das im Juni eine Machbarkeitsstudie zur Verbesserung des Brandschutzes vorgelegt hatte. Das Büro Halkann und Kirchner soll erneut eine Untersuchung erarbeiten. Dieses Mal lautet der Arbeitsauftrag, die Treppe und den Ein- und Ausgangsbereich näher in Augenschein zu nehmen. Von Seiten der Stadt sei in den Gesprächen Wert darauf gelegt worden, dass „der Rettungsweg von Anfang bis Ende funktionieren müsse“. Das Ergebnis werde Ende September vorliegen, sagte Andreas Scharf, der Sprecher des Oberbürgermeisters Fritz Kuhn (Grüne).

Im Schaft würde im Brandfall eine Rauchsäule entstehen

Die erste Untersuchung hatte sich darauf konzentriert, welche Gefahren im Turmschaft im Falle eines Feuers bestehen würden. Das Gutachterbüro hatte herausgefunden, dass die Treppe ab einer Höhe von 75 Metern so heiß werden könnte, dass sie nicht mehr als Fluchtweg zu benutzen sei. Versuche hatten zudem ergeben, dass sich im Schaft eine bis zu 60 Meter hohe Rauchsäule bilden könnte.

Die Gutachter schlugen als Lösungsansatz vier Maßnahmen vor, wie der Brandschutz im Schaft so verbessert werden kann, dass man die Treppe beim Ausfall des Fahrstuhls als Fluchtweg nutzen könnte. Um den Rauch besser abziehen zu lassen, solle eine gezielte Lüftungssteuerung eingebaut werden. Die Kabel im Turm sollen eine Überwachung erhalten, damit sie im Ernstfall sofort abgeschaltet werden. Außerdem schlugen die Fachleute vor, weitere Zündgefahren zu suchen und zu entfernen, um möglichst viele Brandgefahren auszuschließen. Letztlich sollten auch noch alle Kabel in einen Schacht verlegt werden, der mit unbrennbarem Material ummantelt werden soll.

Sicherer Zugang zur Treppe soll gewährleistet sein

Damit wären die möglichen Brandlasten minimiert. Von Seiten der Stadt, vom Baurechtsamt und der Branddirektion, wurden diese Vorschläge zur Verringerung der Brandgefahr und der Brandlast akzeptiert, teilten Verwaltung und SWR mit. Doch die Genehmigungsbehörde will zusätzlich untersucht wissen, wie die Besucher bei einem Brand im Turmkorb sicher in den Schaft und auf die Treppe gelangen, und wie sie am Fuß des Turms ins Freie kommen – und daher gemeinsam mit dem SWR die neue Untersuchung in Auftrag gegeben.

Während Kritiker in dem Ergebnis der Gutachter Ende Juni eine schnelle Lösung entdeckt hatten, wie der vom OB und seinen Bürgermeisterkollegen geschlossene Turm schnell wieder geöffnet werden könnte, deutet Fritz Kuhn das Ergebnis anders. Er sah durch die Machbarkeitsstudie bestätigt, dass die Schließung in der Karwoche richtig gewesen sei. Durch den Rauch, der im Schaft nicht abziehen würde, wäre dieser bei einem Brand zur Falle geworden. In den vorgeschlagenen Verbesserungen sah er damals eine Chance, im Schaft einen sicheren Fluchtweg einzurichten.

SWR darf für Sanierung keine Gebühreneinnamen ausgeben

Der Turm war geschlossen worden, nachdem eine Brandschutzschau für die Genehmigung des Theaterbetriebs stattgefunden hatte. Mitarbeiter des Baurechtsamts wiesen im Frühjahr darauf hin, dass es gar keinen Fluchtweg aus dem Turmkorb gebe, wenn ein Brand im Schaft ausbreche. Der Korb mit Technikräumen und Cafébetrieb war vom SWR unter anderem mit Sprinkleranlagen erst eineinhalb Jahre vor der Schließung brandschutztechnisch nachgerüstet worden.

Über die Kosten und einen Zeitpunkt für eine mögliche Wiedereröffnung äußern sich SWR und Stadt noch nicht. Fest steht in der Kostenfrage bisher nur, dass der SWR keine Gebühreneinnahmen dafür verwenden darf.