Flixbus hat den Markt aufgemischt. Ob der Erfolg nachhaltig ist, muss sich noch zeigen, meint Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Unter Fachleuten hat der Begriff Disruption seit einiger Zeit Hochkonjunktur. Vereinfacht gesagt beschreibt das Wort, dass ein Markt durch neue Technologien und Anbieter schlagartig verändert wird und bisherige Geschäftsmodelle nutzlos werden können. Die rasante Digitalisierung hat auch im Busgeschäft diese Entwicklung ausgelöst.

 

Im Fernbus-Markt hat sich Flixbus dank seiner intelligenten Buchungs- und Steuerungssoftware in wenigen Jahren durchgesetzt und alle größeren Konkurrenten in den Schatten gestellt. Selbst die Bahn mit ihrer langen Fernbus-Erfahrung musste ihre Expansionspläne aufgeben. Geschafft hat das Flixbus mit dem Geld großer Investoren vor allem aus den USA, die gezielt Startup-Unternehmen finanzieren und mit ihnen zumeist mittelständisch strukturierte Märkte radikal aufrollen.

Die Verbraucher profitieren von den Billigpreisen im Fernbus-Verkehr

Für Verbraucher ist das meist erst mal eine feine Sache. Mit Flixbus kann man direkt, recht komfortabel und meist deutlich billiger als mit der Bahn von Stadt zu Stadt reisen. Auch kurzfristig gibt es oft noch günstige Angebote, die zudem blitzschnell mit ein paar Wischern auf dem Smartphone zu buchen sind. Entsprechend groß ist der Erfolg des Unternehmens.

Wie nachhaltig die Strategie ist, muss sich aber erst noch zeigen. Die Billigpreise im Fernbus werden auf Dauer nicht zu halten sein, denn zum einen wollen die Finanzinvestoren künftig Gewinne sehen und später bei einem möglichen Börsengang ihre Anteile versilbern. Zum anderen werden die 150 Busunternehmen, die in Deutschland für Flixbus die Fahrten abwickeln, nur weiter kooperieren, wenn sich das Geschäft auch für sie lohnt.

Einige Subunternehmen sind bereits enttäuscht ausgestiegen, anderen werden zu hohe Arbeitsbelastung der Fahrer und unsichere Busse vorgeworfen. Flixbus und betroffene Firmen weisen das zwar entschieden von sich. Die Gefahr allerdings, dass Tiefpreise im Fernbus auch auf Kosten der Beschäftigten und der Sicherheit gehen können, ist keineswegs irreal, wie manche Beanstandungen von Kontrollbehörden zeigen. Das Image von Bussen als modernes Reisemittel hat sich durch Flixbus fraglos enorm verbessert. Doch der Fast-Monopolist muss aufpassen, dass er diesen Vorteil nicht leichtfertig verspielt.