Wegen Sanierungsarbeiten auf der Strecke zwischen Stuttgart und Mannheim muss der Fernverkehr für ein halbes Jahr umgeleitet werden. Wie das vermehrte Verkehrsaufkommen an den Bahnhöfen geregelt werden soll, ist noch unklar.

Kreis Ludwigsburg - Nach anfänglichem Zögern hat die Bahn das Szenario, das auf Kornwestheim, Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen zurollt, bestätigt: Sämtliche Fernzüge, die von Stuttgart aus in Richtung Norden und Westen fahren, müssen im Jahr 2020 für gut sechs Monate mitten durch diese drei Städte im Landkreis rauschen. Die Ausweichstrecke für Fernzüge wie ICE, TGV oder Intercity über die drei Regionalbahnhöfe ist unausweichlich.

 

Der Grund: umfangreiche Sanierungsarbeiten auf der Strecke Stuttgart – Mannheim. Von April bis Oktober 2020 soll die gesamte rund 100 Kilometer lange Strecke nach Mannheim gesperrt werden. Womit sich die Frage stellt, was die drei Städte erwartet. Nichts Gutes, wird vermutlich die Antwort lauten, die die Kornwestheimer Stadtspitze nach der kommunalpolitischen Sommerpause geben wird, wenn sie Kontakt mit der Bahn hatte. Denn – so viel ist schon sicher – an Kornwestheim führt kein Weg vorbei. Der Langes-Feld-Tunnel, der knapp fünf Kilometer lang ist, lotst den Fernverkehr an der Stadt vorbei. Mit den Bauarbeiten allerdings hält er Einzug. Um die Region Stuttgart mit der Bahn zu verlassen, gibt es keinen anderen Weg als den durch Kornwestheim. Die Stadt muss also davon ausgehen, dass bis zu 150 Züge auf der Personenbahnstrecke durch die Stadt fahren – zusätzlich zu den S-Bahnen und den Regionalzügen.

Das Ludwigsburger Rathaus reagiert gelassen

Das Ludwigsburger Rathaus hingegen reagiert gelassen. Vor den 150 Fernzügen mehr, habe er keine Angst, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk. Die Bahn errechne eine Kapazitätsplanung, darauf könne man sich in der Regel verlassen. Auch mit Blick auf den Lärm sei ihm nicht bange. Güterzuge würden wesentlich mehr Krach machen, als ein leiser ICE. Zudem habe der Bahnhof der Barockstadt bis 1991 zur Hauptverkehrsachse für Fernzüge gehört. Er sei also grundsätzlich dafür geeignet.

Die Stadt Bietigheim-Bissingen reagiert nicht ganz so selbstsicher: „Ob der Bahnhof das verkraften kann, liegt im Verantwortungsbereich der Deutschen Bahn. Das können wir nicht einschätzen“, so eine Sprecherin der Stadt. Obwohl die Umleitung nicht wünschenswert sei, sei sie vermutlich unumgänglich.“ Für Einschränkungen bei solchen wichtigen Sanierungsarbeiten müsse man eben Verständnis und Geduld aufbringen.

Ein Fahrplan- und Betriebskonzept soll erst im April 2019 stehen

Die Bahn arbeitet eigenen Angaben zufolge an einem Fahrplan- und Betriebskonzept. Fertig werde es ein Jahr vor Baubeginn sein, also im April 2019. Klar ist allerdings auch schon jetzt, dass sich nicht nur die Städte im Kreis auf Veränderungen einstellen müssen, sondern auch die Fahrgäste der Deutschen Bahn. Dauert die Fahrt von Stuttgart nach Mannheim derzeit 38 Minuten, so sind für das halbe Jahr im Frühling und Sommer 2020 immerhin 80 Minuten einzuplanen. Die Hoffnung, dass ein ICE oder gar der TGV planmäßig in den Ausweichkommunen hält, sollten sich die Städte nicht machen. Die Umleitung, so heißt es bei der Bahn, würde schon jetzt viel Fahrzeit in Anspruch nehmen. Da ist für einen zusätzlichen Halt keine Zeit mehr.

Die Schnellbahntrasse, die durch 15 Tunnel und 90 Brücken von Stuttgart nach Mannheim führt, ist seit 1991 in Betrieb. Nach 25 bis 30 Jahren überholt die Bahn Gleise, Weichen und Oberleitungen.