Für alle was dabei: Das Feuerseefest im Stuttgarter Westen lockte bei milden Temperaturen zum entspannten Plausch unter Nachbarn.

S-West -

 

Am frühen Freitagabend zeigt sich das Feuerseefest von seiner ganz entspannten Seite. Von der Freitreppe am anderen Ufer dringen Gitarrenklänge herüber zu den Ständen und Tischen rund um die Johanneskirche. Die einen kommen gerade aus den Büros nebenan, die anderen vom Einkauf aus der Stadt. Bei Bier und Cocktails lassen es sich alle gutgehen, für ein paar Minuten die einen, die anderen bis zum späten Abend. Ein lauer Abend zu coolen Klängen. Hier scheint jeder willkommen: Alte und Junge, Arme und Reiche, Fremde und Alteingesessene. Das kann man nicht von allen Festen in der Stadt sagen.

Für Michael Drauz, Geschäftsführer der Rosenau, die das Fest organisiert, ist es genau diese Atmosphäre, die das Feuerseefest auszeichnet. „Es ist aus dem Westen für den Westen, kein Stadtfest, aber ein Stadteilfest.“ Dass hier an fast jedem Stand eine andere Sprache gesprochen wird, passt zum Fest wie zum Quartier, in dem es stattfindet. Und wenn am späten Abend regionale und lokale Bands wie die Lousiana Funky Butts mit ihrem treibenden Brass-Sound die Bühne rocken, dann beginnt das Fest sogar zu tanzen.

Sich zu informieren gehört dazu

Am Fairtrade-Stand gibt Bernhard Mellert, der am Dienstag seinen Posten als Bezirksvorsteher von Stuttgart-West antritt, unterdessen den Quizmaster: Einmal Glücksrad drehen und eine oder zwei Fragen beantworten? „Wie lange sind Bananen von Südamerika zu uns unterwegs? 16, 26 oder 36 Tage?“ Wer zweimal die richtige Antwort weiß, hat gewonnen. Sich informieren, engagiert sein gehört im Fairtrade-Bezirk West eben auch zu einem Stadteilfest. „Fairtrade-Stadtteil darf man sich nennen, wenn in den Geschäften ein bestimmter Anteil an fair gehandelten Produkten angeboten wird“, erklärt der grüne Bezirksvorsteher in spe. Am Stand kann man sich über Themen wie Müll, Waldabholzung, Menschenrechte, Wasser- und Rohstoffverbrauch und Luftverschmutzung informieren.

Nicht weit vom Fairtrade-Stand berät der Verein Mehr Demokratie, der in der Rotebühlstraße 86 ansässig ist und dringend Mitstreiter sucht, jeden, den es interessiert, wie das so funktioniert: mehr Bürgerbeteiligung, mehr aktive Teilnahme an der politischen Auseinandersetzung, mehr Engagement. „Ein wichtiges Thema“, findet Philip Deeg, der selbst erst seit kurzem bei dem Verein aktiv ist. Er ist gespannt, wie viele Menschen im Rahmen eines Festes auch für solche Themen ansprechbar sind.

Rasante Fahrt über den See

Am Samstag- und Sonntagnachmittag sind dann viele Familien mit Kindern rund um die Johanneskirche unterwegs. Für die Kleinen ist das Allergrößte eine rasante Fahrt in der Bojenhose über den See. Dann ziehen sogar die neugierigen Feuersee-Schildkröten im Wasser die Köpfe ein.

„Wir haben das Fest, das dieses Jahr zum neunten Mal stattfindet, von Anfang an ganz bewusst in die Zeit nach den Sommerferien platziert“, sagt Michael Drauz. „Dann sind alle wieder da und es lassen sich in der wunderbaren Atmosphäre die guten nachbarschaftlichen Beziehungen pflegen.“ Der Höhepunkt beim diesjährigen Feuerseefest war am Sonntagabend das gemeinsame Singen in der Johanneskirche unter dem Motto „Aus voller Kehle für die Seele“, ein Projekt des „Füenf“-Sängers Patrick Boop. Wie immer beim Feuerseefest ging es auch hier ganz entspannt zu: Mitsingen durfte jeder: Alte oder Junge, Arme oder Reiche, Fremde oder Alteingesessene – und man musste nicht einmal singen können.