Mit immer bizarreren Regeln werden die letzten engagierten Vereine frustriert. Von Thomas K. Slotwinski -

 

Leonberg - Fast könnte man meinen, man lebt in Absurdistan: Erst vor wenigen Tagen mussten wir in unserer Zeitung berichten, dass die Kultur der Leonberger Altstadtkeller nach Jahrzehnten ohne Probleme wegen überbordender Sicherheitsvorschriften massiv gefährdet ist.

Jetzt der nächste Hammer: Wer ein normales Absperrungsschild aufstellen möchte, muss dafür eine Sonderausbildung machen. Wohlgemerkt: Nicht um eine technisch komplexe Arbeit auszuführen, sondern um ein Schild auf die Straße zu stellen.

Schon die Vorschrift, dass beim Aufbau eines besseren Podests, und um nicht viel anderes handelt es sich ja bei den meisten Festle, ein Bühnenmeister zugegen sein muss, erzeugt bei Menschen mit normalen Hirnstrukturen Verwunderung. Doch die Schilder-Vorschrift ruft Fassungslosigkeit hervor: Wer denkt sich so etwas aus? Als hätten wir nicht echte Probleme!

Der Stadt Leonberg ist hier noch der geringste Vorwurf zu machen, sie ist ausführendes Organ. Wobei die zusätzliche Kontrolle eines zertifizierten Ehrenamtlers durch das Ordnungsamt überflüssig wie unnötig kostenintensiv erscheint.

Es sind jedoch nicht nur die neuen Vorgaben rund um die Bühne, die den Vereinen zu schaffen machen. Bei einer weiteren Neuerung geht es um das Aufstellen von Schildern, was Laufveranstaltungen wie den Leonberger City-Lauf betrifft. Dies dürfen nach einem Erlass des Regierungspräsidiums vom vergangenen Jahr nur noch sogenannte zertifizierte Mitarbeiter machen. „Wir sind in einer Dienstbesprechung ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dies umzusetzen“, sagt Weller. Auch hier gehe es um Haftungsfragen. „Wenn ein Auto einen Läufer überfährt, weil ein Schild falsch aufgestellt wurde, ist der Veranstalter strafrechtlich verantwortlich“, ergänzt Weller.

Stadt bietet kostenlose Weiterbildung an

Solche zertifizierten Mitarbeiter, die in bestimmte Richtlinien eingewiesen werden müssen, gibt es derzeit nur bei der Stadtverwaltung. „Wir werden aber im Herbst halbtägige Schulungen für Vereinsmitglieder zum zertifizierten Mitarbeiter anbieten“, sagt der städtische Sport- und Vereinsbeauftragte. Kosten für die Vereine würden dabei nicht anfallen, diese würden von der Stadt übernommen. Allerdings: Auch wenn die Schilder dann von zertifizierten Mitarbeitern aufgestellt würden, müsse die Strecke vor der Veranstaltung nach wie vor vom Ordnungsamt abgenommen werden. „Es muss natürlich überprüft werden“, sagt Weller.

Das kommt bei Eberhard Trinkner, dem Organisationschef des Leonberger City-Laufes, nicht gut an. „Wir haben vor, die fünf Helfer, die bei uns für die Strecke zuständig sind, zu zertifizierten Mitarbeitern schulen zu lassen. Aber dann wollen wir die Abnahme auch selbst durchführen, das wäre sonst ein Witz“, sagt er. In diesem Jahr seien die zertifizierten Mitarbeiter kein Thema gewesen, da die Veranstaltung erst drei Tage vorher genehmigt worden sei.

Der Musikverein hat seine Konsequenzen gezogen und verzichtet beim Sommermusikfest auf eine Bühne: „Wir werden Biertische und -bänke aufstellen, die Musiker spielen auf der gleichen Ebene“, erläutert Wolfram Kienle.

Kommentar: Anschlag auf das Ehrenamt

Mit immer bizarreren Regeln werden die letzten engagierten Vereine frustriert. Von Thomas K. Slotwinski -

Leonberg - Fast könnte man meinen, man lebt in Absurdistan: Erst vor wenigen Tagen mussten wir in unserer Zeitung berichten, dass die Kultur der Leonberger Altstadtkeller nach Jahrzehnten ohne Probleme wegen überbordender Sicherheitsvorschriften massiv gefährdet ist.

Jetzt der nächste Hammer: Wer ein normales Absperrungsschild aufstellen möchte, muss dafür eine Sonderausbildung machen. Wohlgemerkt: Nicht um eine technisch komplexe Arbeit auszuführen, sondern um ein Schild auf die Straße zu stellen.

Schon die Vorschrift, dass beim Aufbau eines besseren Podests, und um nicht viel anderes handelt es sich ja bei den meisten Festle, ein Bühnenmeister zugegen sein muss, erzeugt bei Menschen mit normalen Hirnstrukturen Verwunderung. Doch die Schilder-Vorschrift ruft Fassungslosigkeit hervor: Wer denkt sich so etwas aus? Als hätten wir nicht echte Probleme!

Der Stadt Leonberg ist hier noch der geringste Vorwurf zu machen, sie ist ausführendes Organ. Wobei die zusätzliche Kontrolle eines zertifizierten Ehrenamtlers durch das Ordnungsamt überflüssig wie unnötig kostenintensiv erscheint.

Das wirklich Schlimme ist: Durch diesen Behördenwahn werden unsere engagierten Vereine frustriert und das Ehrenamt kaputt gemacht. Bis es irgendwann keine ideelle Kultur und keinen Breitensport mehr gibt, sondern nur noch bizarre Regeln.