Oeffingen im Festmodus: Zuerst wird die Bodenskulptur „Schatten“ auf dem Friedhof eingeweiht und dann der 60. Geburtstag der Kulturgemeinschaft gefeiert. OB Gabriele Zull: „Ein Miteinander, wie es besser nicht umgesetzt werden kann.“

Oeffingen - Das „Oeffinger Modell“ funktioniert. Das haben am Sonntag die Bürgerschaft und die Vereine des nördlichen Stadtteils von Fellbach wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt und den ganzen Tag über gesellig gelebt.

 

Das Positiv vom Negativ der Bodenskulptur „Schöpfung“ liegt jetzt auf der großen Rasenfläche im Eingangsbereich bei der Aussegnungshalle

Zunächst bei der Einweihung des Kunstwerks „Schatten“ von Micha Ullman auf dem Oeffinger Friedhof. Dort liegt jetzt das Positiv vom Negativ der Bodenskulptur „Schöpfung“ auf der großen Rasenfläche im Eingangsbereich bei der Aussegnungshalle. Von dort ging es weiter auf den Schulhof der Schillerschule, wo die Kulturgemeinschaft Oeffingen ihr 60-jähriges Bestehen mit den ihrer Gemeinschaft angehörenden Vereinen feierte.

Oberbürgermeisterin Gabriele Zull lobte in ihrem Grußwort das „Miteinander, wie es besser nicht gelebt werden kann“. Renate Sigle, derzeit Vorsitzende der Kulturgemeinschaft, beschrieb, wie durch das Wirken der Vereine Traditionen aufrecht erhalten würden. Ihr Appell: „Traditionen sind wichtig, lassen sie uns deshalb alle unsere Energie in das Vereinsleben fließen.“ Meistens merke man erst dann, wenn etwas verloren gegangen sei, wie wertvoll es gewesen ist, sagte Sigle und bekam dafür nachhaltigen Applaus.

Seit sechs Jahrzehnten ist die Kulturgemeinschaft Oeffingen, ohne selbst ein eingetragener Verein zu sein, die „Dachorganisation“ für die Aktivitäten der Vereine im Stadtteil. Sie koordiniert Termine und sorgt dafür, dass es möglichst zu keinen Überschneidungen kommt. „In Oeffingen ist die Welt noch etwas mehr in Ordnung als anderswo.“

OB Gabriele Zull und Paul Rothwein enthüllen das Kunstwerk „Schatten“. Foto: Patricia Sigerist

Beim Fest im Hof der Schillerschule spielte sich die Bläsergruppe der Schillerschule – 18 Mädchen und Buben – mit Fagott und Klarinette, Trompete, Posaune und Querflöte in die Herzen der Zuhörer. Sie waren die Stars bei der Eröffnung. Das Gemeinschaftsprojekt wird vom Leiter Stefan Gollhofer zusammen mit dem Musikverein Oeffingen in einer zweijährigen AG umgesetzt. Im Hof der Schillerschule gab es zudem Denk- und Geschicklichkeitsspiele, politische Debatten und religiöse Gedanken, Tanzvorführungen oder Touren in der Rikscha.

Auf der großen Rasenfläche bei der Einsegnungshalle des Oeffinger Friedhofs befinden sich nun, in helles Kies eingelassen, die tonnenschweren „Überbleibsel“ des Kunstwerks „Schöpfung“, das der israelische Künstler Micha Ullman 2006 als vierte Station für den Besinnungsweg geschaffen hat.

Überlegt worden war als Standort auch der Park der Schwabenlandhalle

Der große Baum, den Ullman aus einer Stahlplatte fräsen ließ und der am entferntesten Punkt des Besinnungsweges liegt, hat nun sein Positiv gefunden. Zu verdanken ist das Paul Rothwein, dem Vorsitzenden des Fördervereins Besinnungsweg. Er holte damals in Pleidelsheim, wo das Kunstwerk in einem Betrieb gesägt worden war, die schweren Stahlteile wieder aus dem Abfall, nummerierte und lagerte sie und ließ sie jetzt, nach 13 Jahren, im Metallbaubetrieb Jerger in Waiblingen zusammenschweißen. Die Stadt Fellbach hat das Kunstwerk angekauft, einen passenden Standort gesucht – und auf dem Friedhof gefunden.

Überlegt worden war als Standort auch der Park der Schwabenlandhalle, das Gelände des Kombibads F3 und der Oeffinger Steinbruch. Der jetzt gewählte Platz erscheint ideal, da er einen räumlichen Bezug zur „Schöpfung“ zulässt, was künftig bei Führungen berücksichtigt wird. Paul Rothwein, bedankte sich insbesondere bei Heribert Sautter. Der Galerie-Leiter der Stadt hat wesentlich bei der Legung des Positivs mitgewirkt.

Künstler Micha Ullman, mittlerweile 80 Jahre, wollte bei der Einweihung eigentlich selbst dabei sein, musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen. Sein Schüler und Assistent Alf Setzer überbrachte eine Grußbotschaft, in der Ullman die Hoffnung äußert, „dass die beiden Bäume in ihrer Umgebung gut aufgenommen werden und Früchte tragen.“ Das „Oeffinger Modell“ wird auch dafür den richtigen Humus liefern.