Torwandschießen, klettern, lesen: Beim breit gefächerte Programm des Internationalen Sommerfestes auf dem Marktplatz kommen große und kleine Besucher auf ihre Kosten.

Stuttgart - Stolz kehrt die zehnjährige Selina von ihrem Ausflug an der mehrseitigen Kletterwand der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft zurück. „Ich bin wirklich zufrieden, dafür, dass es mein erster Versuch mit dem Klettern war“, stellt sie strahlend fest. Trotz Mittagshitze und Herzklopfen hat sie fast drei Viertel des Weges nach oben gemeistert. Was die Temperaturen angeht, haben es die Jungs und Mädels beim Torwandschießen besser getroffen. Sie können im Schatten toben, während der Großteil des Marktplatzes in der Sonntagssonne brät. Geschwitzt wird bei den Mobifant-Stationen wie bei der AWS, wo ein Kehrfahrzeug getestet werden kann.

 

Ziel ist, das Bewusstsein für Gefahren zu wecken

Die „Hilfe Feuer!“-Rufe, die unweit der Rathaustreppe laut werden, haben zum Glück nichts mit den Wetterverhältnissen zu tun. Werner Hald, stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Brandschutzerziehung, geht mit seinen kleinen Zuhörern durch, was man zu tun hat, wenn ein Feuer ausbricht, zeigt ihnen aber auch, wie man eine Kerze fachmännisch anzündet. „Verbote und Schauermärchen bringen nichts“, ist er überzeugt. „Jedes Kind findet es toll, zu zündeln. Es geht also darum, ein Bewusstsein für die Gefahren zu wecken und zu zeigen, wie man es richtig macht.“ Eindrucksvoll wird vorgeführt, wie sich Rauch in einem Haus ausbreitet, das ansprechend mit Playmobilfiguren bestückt ist. Die Aufmerksamkeit des Nachwuchses ist hoch. Nicht nur wenn es ordentlich qualmt und mit dem Traumberuf Feuerwehrmann zu tun hat.

Auch dem Figurentheater El Péndulo aus Leinfelden-Echterdingen sind große Kinderaugen sicher. Dafür bedarf es nicht viel mehr als einer geschickt geführten Frosch-Marionette, die vor dem Zelt des Ensembles nonverbal mit den jungen Festbesuchern kommuniziert. „Wir haben in Stuttgart rund 94.000 Kinder“, ruft Bürgermeister Martin Schairer, bei seiner Begrüßung in Erinnerung, der zwischen chinesischem Tanz, poppigem Chorgesang und Spielen die Showbühne betreten hat. „Das sind 15 Prozent der Bevölkerung.“ Seiner Aufforderung, den Marktplatz zu einem großen Spielplatz zu machen, kommen die Festgäste nur zu gerne nach. Auch die Älteren. „Wo lag jetzt noch mal Emmendingen?“ fragt sich eine Mutter, die über dem Baden-Württemberg-Puzzle der Bundeszentrale für politische Bildung brütet. „War das links unten?“ „Kann schon sein. Wer weiß?“ neckt sie ihr Mann. Leicht ist das geografische Geduldsspiel für die Wenigsten.

Großer Beliebtheit erfreut sich die angenehm temperierte Lesestube unter den Platanen, wo Kinderbuchklassiker ausliegen. Nicht nur auf Deutsch. Wer des Türkischen mächtig ist, kann auch „Kafasina Edeni Bulmaya Calisan Kücük Köstebegin Hikâyesi“ zu Gehör bringen: „Die Geschichte vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“. Laut Martin Schairer haben etwa 60 Prozent der Stuttgarter Kinder einen Migrationshintergrund.