Esther Bejarano war der Stargast beim Ludwigsburger Festival Mut gegen Rechts, die 91 Jahre alte Auschwitz-Überlebende schreibt und singt gegen jede Form von Rechtsradikalismus. Das kam gut an, der Platz war voll – trotz des Hickhacks im Vorfeld.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Weg auf die Bühne ist etwas mühsam, die Treppe ist steil, und Esther Bejarano immerhin 91 Jahre alt. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, die Frau hat Energie und eine Mission. Bejarano singt und schreibt gegen jede Form von Rechtsradikalismus, und beim Ludwigsburger Festival Mut gegen Rechts, das am Samstag erstmals im Ehrenhof neben dem Scala stattfand, war die Auschwitz-Überlebende der wichtigste Gast. Trotz der eher versteckten Location, trotz der mächtigen Konkurrenz, weil nur wenige hundert Meter weiter die Filmakademie ihr Jubiläum feierte: das eintägige Festival hat funktioniert.

 

Vorträge, Lesungen, Musik und Infostände – das rund zehnköpfige ehrenamtliche Organisationsteam will mit der Veranstaltung ein Zeichen setzen. „Hetze ist keine Meinungsfreiheit“, sagt der Mitorganisator Oliver Kube. „Wir brauchen Mut, dagegen Widerstand zu leisten.“ Nach seiner Rede räumt Kube ein, dass er „durchaus die Befürchtung hatte, dass zu den Vorträgen kaum jemand kommt“. Die aber ist unbegründet. Den Tag über sind immer Leute im Ehrenhof, und am späten Nachmittag, als Bejarano kommt und aus ihrem Buch „Erinnerungen“ liest, ist der Platz voll.

Die Standortfrage hatte zu heftigen Verstimmungen geführt

Knapp eine halbe Stunde lang erzählt die deutsch-jüdische Autorin und Sängerin vom Leben und Sterben im Vernichtungslager, von der Rampe, den Gaskammern, den Todesmärschen, wie sie im Mädchenorchester von Auschwitz Akkordeon spielte. In diesem Moment ist es still auf dem Platz, und als die 91-Jährige fertig ist, bekommt sie langen Applaus. Das heißt: fertig ist Bejarano da noch nicht. Nach der Lesung singt sie noch mit der Rap-Formation Microphone Mafia.

Im nächsten Jahr soll das Festival erneut stattfinden, nur wo, ist unklar. Die Standortfrage hatte diesmal zu heftigen Verstimmungen zwischen den Veranstaltern und der Stadt geführt. Bislang stand die Bühne meist an einem zentralen Platz, etwa am Schulcampus, was wegen der Sanierung des Goethe-Gymnasiums jetzt nicht möglich war. Um einen Alternativstandort wurde lange gerungen, und das Orga-Team klagte öffentlich über die bürokratischen Hürden und schlechte Kommunikation der Stadtverwaltung. Schließlich wurde eine Location gefunden – der Ehrenhof, der nun eventuell zur Dauerlösung werden könnte. „Nach all dem Hickhack sind wir jedenfalls sehr froh, dass letztlich alles gut geklappt hat“, sagt Kube.