Das Straßenkunstfestival hat rund 14 000 Besucher in die Esslinger Innenstadtstadt gezogen. 70 Künstler präsentierten ihr Können in Sachen Akrobatik, Pantomine, Clownerie, Sprechkunst und Musik. Wir waren mit der Kamera vor Ort.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Seine Musik hört sich an, als wäre ein Dieselmotor in ein Haushaltswarengeschäft gerauscht. El Loren war einer der 70 Künstler, die am Samstag beim dritten Straßenkunstfestival, kurz „Straku“, rund 14 000 Besucher in die Stadt gezogen haben. Er hämmerte auf Pfannen, er schlug auf Backbleche, drosch auf Topfdeckel, er donnerte auf PVC-Rohre. Und dann sang er, der 35-jährige Madrilene, seine Lieder über die Natur, die Welt, die Liebe und das Leben. Und wenn er gerade nicht seinen Haushalt zu Musikinstrumenten verarbeitete, spielte er die Gitarre.

 

Zuvor hatte am Postmichelplatz der Esslinger Theatermacher und Straku-Organisator Philipp Falser die Künstler angekündigt, die das Fest bespielten: Seiltänzer, internationale Musiker, Theaterleute, Künstler und Pantomimen. Er bedankte sich bei der Esslinger Stadtmarketing Gesellschaft, die ihn bei diesem ungewöhnlichen Projekt unterstützt hatte und tatkräftig dafür gesorgt hatten, dass es größer und schöner wurde, als je zuvor.

Langsam kristallisiert sich eine Stammbelegschaft heraus

„Die Aufregung ist jetzt vorbei,“ gestand Philipp Falser nach der Eröffnung. Im September des vergangenen Jahres hatte die Vorbereitung begonnen, im Herbst hatte er die Esslinger Einzelhändler angefragt und im Januar die Künstler, die mitmachen wollten. Langsam kristallisiert sich hier auch eine Stammbelegschaft heraus. Wichtig war es ihm, die Veranstaltungen gleichmäßig zu verteilen, und so gab es keine Staus in der Altstadt. Ein gutgelaunter, selten abreißender Strom von Menschen mäandrierte durch die Pliensau und die Ritterstraße und spülte Schaulustige in die Cafés und die Eisdielen der Stadt.

Denn das Wetter spielte mit, als hätte es gewusst, wieviel Herzblut die 20 Helfer rund um Philipp Falser in das Festival gesteckt hatten. Es sei nicht immer leicht gewesen, die verschiedenen Bedürfnisse der Teilnehmer abzustimmen, berichtete Falser, und noch zu gewährleisten, dass es eine Kunst- und Kulturveranstaltung bleibe und keine reine Werbeshow. Aber das Straßenkunstfestival hat dann doch geworben, und zwar für die Stadt als sympathischen Treffpunkt von Kunst und Handel.

Bespielt wurden die neuralgischen Punkte in der Altstadt. Der Bahnhofsvorplatz, der Postmichelplatz, das Athleteneck zwischen den beiden Metzgerbächen und die Pliensaubrücke selbst. Dort waren wieder unter der Federführung von Andrea Menze verschiedene Künstler unterwegs. Unter anderem die Malerin Karmen Kosar, die auch Kinder zum Mitmachen einlud. Die Kinder konnten unter fachlicher Anleitung einen kleinen Blumentopf bemalen, in den Karmen Kozar einen Hauswurz pflanzte. Der Erlös der Aktion geht zugunsten eines Urban-Gardening-Projektes, mit dem der Obere Metzgerbach verschönt werden soll.

Besucher kamen aus der ganzen Region

An den Autonummern in den Parkhäusern von Esslingen konnte man erkennen, dass die Besucher tatsächlich aus der ganzen Region Stuttgart gekommen waren. Kurt Helesic beispielsweise war extra aus Korb angereist, um seine Kameras im bunten Gewimmel der Altstadtgassen zu testen. Er fotografierte immer wieder Judith Kirschner und Alex Bakker, die als Pantomimen unterwegs waren und sich als Pulcinella und als lachender mexikanischer Tod verkleidet hatten.

Der Tod stelzte in schwarzgemusterter Hose voran und zog die Fäden der Pulcinella, die als lebende Marionette durch die Straßen tanzte. „Der Tod“, sagt Julia Kirschner, „steht hinter dem Leben, und er ist größer als das Leben.“ Sie aber verteilte rote Rosen an die Kinder der Besucher. „Die Kinder sind das Leben“, sagte sie, „und sie pflanzen die Rosen wieder ein und so entsteht neues Leben.“ In ihrem Geschenkkorb waren auch Samentütchen mit exotischen Gewürzpflanzen. Damit die Bienchen auch was von dem Auftritt haben.