Während der TV-Meteorologe Sven Plöger im Central-Kino erklärte, „wo unser Wetter entsteht“, entlud sich über Ludwigsburg ein Unwetter: der Open-Air-Part des Festivals Naturvision war damit für diesen Abend ins Wasser gefallen. Dafür aber waren die Kinosäle diesmal voller als sonst.

Ludwigsburg - Während der TV-Meteorologe Sven Plöger am Freitagabend im großen Saal des Central-Kinos erklärte, „wo unser Wetter entsteht“, entlud sich über Ludwigsburg und vielen Kreisgemeinden ein Unwetter: der Open-Air-Part des 15. Festivals Naturvision auf dem Arsenalplatz war damit für diesen Abend ins Wasser gefallen. „Das Wetter war durchwachsen in diesem Jahr“, sagte die Festivalsprecherin Karolina Manitz. Im Gegenzug aber hätten die Veranstalter einen erfreulichen Trend in Sachen Film registriert: „Es sind mehr Leute als in den Vorjahren ins Kino gekommen.“

 

Das Schwerpunktthema in diesem Jahr lautete „Inseln der Zukunft: die Stadt“. In einer Reihe von Beiträgen wurde der Zustand der Städte aus Sicht der Architektur, der Energieversorgung oder der Mobilität betrachtet. In dem schwedischen Dokumentarfilm „Bikes versus Cars“ von 2015 beispielsweise wurde ebendieser namensgebende Konflikt zwischen Auto und Zweirad unter die Lupe genommen, der zurzeit in nahezu allen Städten ausgefochten wird.

Die Filmemacher haben unter anderem in Großstädten wie São Paulo oder Los Angeles jahrelang Radler begleitet. Während der Radbegeisterte aus der Autostadt Los Angeles daran erinnert, dass ausgerechnet die Autostadt schlechthin bis in die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine Vorzeigestadt für den öffentlichen Nahverkehr samt Radschnellbahnstrecken gewesen ist, kämpfen Initiativen in der brasilianischen Megacity unter anderem mit „Geisterrädern“ – Mahnmale für getötete Radler – darum, dass erstmals überhaupt eine Spur für Radler angelegt wird.

Und tatsächlich: im Jahr 2014 werden in São Paulo 400 Kilometer Radweg angelegt und dafür 40 000 Parkplätze gestrichen. Drei Jahre zuvor allerdings, auch das zeigt der Film, geschieht in Toronto das genaue Gegenteil. Hier werden sämtliche Radwegmarkierungen beseitigt, weil der damals neue Bürgermeister Rob Ford seinen Wählern die totale Autostadt versprochen hat.

Der Film ergreift zwar Partei für die Radler, aber er gewinnt dadurch etwas Abstand, dass er etwa die Situation in der Radlermetropole Kopenhagen aus Sicht eines Taxifahrers zeigt, der täglich an der Masse von Zweirädern mit generellem Vorfahrtsrecht verzweifelt. Sein Albtraum ist eine Welt, von der weltweit – außer in Amsterdam – die Radler nur träumen können.

Am Samstag wurden im Central-Theater die Preisträger des Internationalen Naturvision Filmwettbewerbs geehrt. Den Deutschen Filmpreis Biodiversität erhielt Manfred Corrines Doku „Das Yellowstone-Rätsel“, ein „sehr spannender Umwelt-Krimi“, wie die Jury befand. Der Deutsche Umwelt- und Nachhaltigkeitsfilmpreis ging an „Wastecooking – Kochen statt verschwenden“. Georg Mischs Film tritt für ein Umdenken beim Umgang mit Lebensmitteln ein – ein Thema, das im vergangenen Jahr im Mittelpunkt des Festivals stand.

Um das Kochen ging es auch am Samstagvormittag auf dem nach dem Gewitter vom Vorabend wieder trockenen Arsenalplatz – bei der Schnippelparty, an der auch diesmal wieder der „Tatort“-Kommissar Andreas Hoppe und der Regisseur Valentin Thurn teilgenommen haben. Der Bio-Koch Joachim Latsch und sein Team haben aus Obst und Gemüse, das nicht mehr den Frischestandards von Supermärkten entsprach, ein leckeres Mittagessen zubereitet.

Neu war in diesem Jahr der Naturvision-Science-Slam. Ziel solcher Wettbewerbe nach dem Muster des Poetry-Slams ist es, komplizierte Sachverhalte leicht verständlich und unterhaltsam zu präsentieren. Dafür waren am Freitag Forscher aus ganz Deutschland angereist, um ihre Projekte zu Natur und Umwelt in zehnminütigen Vorträgen zu präsentieren. „Sicher eine der bestbesuchten Veranstaltungen in diesem Jahr“, sagt Festivalsprecherin Manitz. „Neben der mit Sven Plöger natürlich.“