Das Umweltamt will das Open-Air-Festival, das seit mehr als 40 Jahren im August auf der Uniwiese in Vaihingen stattfindet, nicht mehr genehmigen.

Steht das „Umsonst & Draußen“-Festival auf der Vaihinger Uni-Wiese vor dem Aus? Fest steht: Geht es nach dem städtischen Amt für Umweltschutz, war die 41. Ausgabe des traditionsreichen Musikfestivals in diesem Jahr die letzte in der bisherigen Form. Um das Festival doch noch zu retten, ist der Veranstalter nun mit einem Appell auf die Stadt zugegangen.

 

Auf der Kippe stand das Festival, wie jetzt bekannt wurde, bereits in diesem Jahr. Im Juni hatte demnach das Ordnungsamt die Veranstalter zum ersten Mal wissen lassen, dass das Amt für Umweltschutz seine Zustimmung für die Genehmigung künftig verweigern würde. „Ein Schock“, sagt Umsonst-und-Draußen-Organisator Roland Brömmel. Stattfinden konnte das Festival in diesem Sommer dann nur, weil die Genehmigungsabsage zu kurzfristig erfolgt war. Vom Tisch waren die grundsätzlichen naturschutzrechtlichen Bedenken damit freilich nicht.

Das Festivalgelände grenzt an ein Naturschutzgebiet

Laut internen Ausführungen des städtischen Umweltamts steht vor allem der Artenschutz einer Fortführung des Festivals auf der Uniwiese entgegen. Das Festivalgelände grenzt direkt an ein Naturschutz- und berührt ein FFH-Gebiet. Auf der Festivalwiese selbst gebe es Vorkommen von Großem Wiesenknopf, einer heimischen Staudenart, und Schlangenknöterich, ebenfalls eine besondere Pflanzenart. Weil erstere auch Nahrungspflanze für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist und dieser im nahen Naturschutzgebiet in kleiner Population vorkommt, seien die streng geschützten Falter am Standort durch das Musikfestival bedroht.

„Zum 25. November haben wir nun schriftlich die Ablehnung des Genehmigungsantrags für das nächste Jahr bekommen“, erklärt Brömmel. Das Umweltamt habe zudem deutlich gemacht, dass auf der Wiese Umsonst & Draußen überhaupt nicht mehr stattfinden dürfe. „Bleibt es bei dieser rechtlichen Lage“, warnt Brömmel, „bedeutet dies das Aus für eines der ältesten und wichtigsten und aus unserer Sicht auch schönsten Stuttgarter Musikfestivals.“

Veranstalter sehen eine Verlagerung des Festivals kritisch

Der Verlagerung des nicht-kommerziellen und ehrenamtlich organisierten Festivals an einen anderen Ort stehen die Veranstalter kritisch gegenüber. „Die ganze Infrastruktur, die in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, ist auf die Uniwiese optimiert“, erklärt Brömmel. So sei beispielsweise die Lautsprecheranlage an die Tallage angepasst. Brömmel betont zudem die traditionelle Verbindung des Festivals zur nahen Universität. „Das sind kaum ersetzbare Voraussetzungen.“

Der Vaihinger Bezirksbeirat hatte sich in seiner letzten Sitzung fraktionsübergreifend für den Verbleib des Festivals am bisherigen Standort ausgesprochen, erklärt der stellvertretende Bezirksvorsteher Colyn Heinze. Und auch in den Reihen des Gemeinderats findet Umsonst & Draußen lautstarke Fürsprecher: „Dass das Festival seit 2020 städtische Kulturförderung erhält, ist Ausdruck der großen Bedeutung und des öffentlichen Interesses an der Veranstaltung“, unterstreicht etwa Stadtrat Jürgen Sauer (CDU). „Man kann sich das Festival nicht mehr wegdenken“, betont er und bezieht die Uniwiese explizit mit ein.

Bürgermeister will Festival dauerhaft genehmigen

Genau auf dieses öffentliche Interesse hofft Brömmel jetzt. Denn das Naturschutzrecht lässt in diesem Fall Spielraum, weshalb die Veranstalter an die Stadt appelliert haben, das öffentliche Interesse am Umsonst & Draußen nun auch formal festzustellen.

Auf Anfrage betont Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne) zwar, dass das Umweltamt unter den bestehenden naturschutzrechtlichen Voraussetzungen „eine negative Stellungnahme abgeben musste“. Gleichzeitig unterstreicht er die kulturelle Bedeutung des Festivals: „Ich habe großes Interesse daran, dass es weiterhin stattfindet“, sagt Peter Pätzold. „Für uns geht es nun darum, das Festival dauerhaft zu genehmigen, um ihm eine Perspektive zu geben.“ Wie das unter den gegebenen Umständen funktionieren könnte, soll schon an diesem Freitag bei einem Gesprächstermin zwischen Veranstalter und zuständigen Ämtern beraten werden.

Bemerkenswert bleibt, dass die Untere Naturschutzbehörde in den vergangenen Jahren ihre Zustimmung zum Festival stets gegeben hatte. Intern wird nun von einer „nicht sachgerechten Bearbeitung“ gesprochen. Das eigentlich im Amt zuständige Sachgebiet sei demnach bislang im Verfahren gar nicht eingebunden gewesen.

Die Geschichte des Festivals

Historie
 1980 fand das Umsonst und Draußen zum ersten Mal statt. Das Festival auf der Uniwiese in Stuttgart-Vaihingen versteht sich als „ein buntes, offenes und nicht-kommerzielles Fest“, wie es auf der Website des Festivals heißt. Folglich zahlt man auch keinen Eintritt. An allen drei Tagen gibt ein musikalisches Rahmenprogramm mit einem Schwerpunkt auf regionale Bands. Daneben findet ein Begleitprogramm mit Lesungen, politischen Diskussionen und einem Kinderprogramm statt.

Organisation
 Formell ist der Veranstalter des Fests der Verein Umsonst & Draußen Kultur e.V. Organisiert wird das Festival allerdings von einem offenen Plenum, bei dem jeder mitmachen kann.