Er hortete Waffen, veröffentlichte im Internet Fotos von Bomben und chattete mit dem Amokläufer von München – die Polizei hat am Dienstag im Kreis Ludwigsburg einen 15-Jährigen festgenommen. Der Junge plante möglicherweise eine Amoktat an seiner Schule.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Polizei hat in der Nacht zum Dienstag im Kreis Ludwigsburg einen 15-jährigen Jungen vorläufig festgenommen, der einen Amoklauf an einer Schule vorbereitet haben soll. Bei der Durchsuchung der elterlichen Wohnung stellten die Ermittler rund 300 Kleinkaliberpatronen, Messer, Dolche und eine erhebliche Menge Chemikalien sicher, außerdem Anleitungen zur Herstellung von Sprengstoff und Fluchtpläne der von ihm besuchten Schule. Besonders beunruhigend ist, dass der junge Mann Kontakt zu David S. hatte, der am Freitag in München neun Menschen erschossen hat.

 

Nach Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft tauschten die beiden über das Internet Chatnachrichten aus. „Es gibt aber keine Hinweise auf eine Mittäterschaft oder darauf, dass der Jugendliche von der Münchner Bluttat gewusst hat“, erklärt das Ludwigsburger Polizeipräsidium. Auch sei es schwer zu beurteilen, wie konkret die Amokpläne des 15-Jährigen gewesen sind. „Unsere Ermittler sind jedenfalls sehr froh, dass sie rechtzeitig dran waren“, sagt der Präsidiumssprecher Peter Widenhorn.

Der Junge sagt, er habe sich bereits von seinen Amokplänen distanziert

Der Jugendliche hat demnach in einer ersten Vernehmung eingeräumt, dass er sich in der Vergangenheit wegen persönlicher und schulischer Probleme mit einer Amoktat auseindergesetzt habe. „Er hat aber betont, dass er sich davon bereitswieder distanziert habe.“

Auf die Spur des 15-Jährigen waren die Beamten nach einem Hinweis eines Zeugen gekommen, der auf dem Instagram-Profil des Jungen auf Fotos gestoßen war: unter anderem von Bomben und zurückliegenden Amokläufen. Den Kontakt zu dem späteren Amokläufer von München hielt der 15-Jährige über ein Gaming-Portal, auf dem sich Nutzer von Computerspielen austauschen. Er nutzte nach Angaben der Polizei Egoshooter wie Counterstrike und auch illegale Spiele, was die unlängst von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) angestoßene Killerspiel-Debatte erneut befeuern dürfte.

Die Staatsanwaltschaft schließt einen terroristischen Hintergrund aus

Die Staatsanwaltschaft betont, dass der junge Mann keinen Migrationshintergrund habe und ein terroristischer Hintergrund ausgeschlossen werde. Er sei in eine Jugendpsychiatrie eingewiesen worden. „Die Eltern sind sehr kooperativ“, sagt Widenhorn. Gegen welche Schule sich die Amokpläne richteten, ist unbekannt. Fest steht lediglich, dass der Junge im Kreis Ludwigsburg und bei seinen Eltern lebt. Gegen ihn wird nun wegen unerlaubten Waffen- und Sprengstoffbesitzes ermittelt.