Ermittler des Zollfahndungsamts und die Polizei haben sieben Personen festgenommen, die illegale Waffen ins Land gebracht und verkauft haben sollen. Ein Stuttgarter Anwalt, der mutmaßliche Kopf der Gruppe, hatte sich aufgemacht, acht Waffen zu verkaufen, als er festgenommen wurde.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Vor seiner Stuttgarter Kanzlei wird ein Anwalt festgenommen, als er mit zwei durchgeladenen Pistolen bewaffnet loszieht, um in kriminellen Kreisen acht Waffen an den Mann zu bringen. Der Preis für die illegale Ware: Verhandlungsbasis 5000 Euro. In den Wohn- und Geschäftsräumen des Juristen finden Polizei und Zoll ein ganzes Waffenarsenal.

 

Auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Deizisau klicken die Handschellen für Handlanger des Rechtsanwalts, der als der Kopf eines Waffenschieberrings gilt. Dass man bei den weiteren mutmaßlichen Komplizen auch noch Kokain, Haschisch und Marihuana sowie diverse Anabolikaprodukte findet, erscheint da fast nebensächlich. Die Geschichte klingt nach einem mittelprächtigen Vorabendkrimi. Doch stammt sie nicht aus der Schreibstube eines Drehbuchautors. Diese Geschichte steht in einer Pressemitteilung des Zollfahndungsamts und der Staatsanwaltschaft Stuttgart.

Beim Anwalt finden die Fahnder ein ganzes Waffenarsenal

Am Mittwoch schlugen die Ermittler zu. Sie nahmen sechs Personen fest und durchsuchten zwölf Wohnungen und Geschäftsräume in Stuttgart, im Kreis Esslingen und in Rottweil. Dabei wurde das Ausmaß des Waffenarsenals offenbart, das der 45-jährige Jurist in seinen Privaträumen angehäuft haben soll.

56 Schusswaffen, sieben Schalldämpfer und 17 000 Schuss Munition lagerten dort. Darunter waren Pumpguns, Revolver und verbotene Gegenstände wie Schießkugelschreiber, die man in Agenten-Manier in der Jackett-Tasche tragen kann. Seit mehreren Wochen habe man die sieben nun festgenommenen Personen im Visier gehabt, sagt Silke Jakobi, die Sprecherin des Zollfahndungsamts Stuttgart.

Wie kamen die Waffen nach Deutschland?

Zum Schieberring sollen weitere Personen gehören. Verdeckte Ermittler beobachteten, wie die Tatverdächtigen im Stuttgarter Raum und in Rottweil ihre kriminellen Geschäfte vorbereiteten. Am Mittwoch nahmen die Beamten eine 45-jährige Frau, den Anwalt und vier Männer im Alter von 34, 35, 38 und 43 Jahren fest. Am Donnerstag erwischten die Beamten den siebten im Bunde, einen 38-jährigen Mann. Die Frau ist wieder auf freiem Fuß. Die sechs Männer sitzen in Untersuchungshaft.

Die genauen Hintergründe, von wo die Waffen und Drogen nach Deutschland gekommen sind, stehen laut dem Zollfahndungsamt noch nicht fest. „Wir haben die Meldung recht früh herausgegeben, weil der Fall so spektakulär ist. Die Ermittlungen zu den Hintergründen laufen“, sagt die Sprecherin Silke Jakobi. Die Kreise, in denen die Gruppe ihre Waffen an den Mann bringen wollte, könne man ebenfalls nicht zuordnen. „Das war ganz gemischt“, sagt Claudia Krauth, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Nur eine Episode aus der Vorgeschichte sei klar: Man habe mitbekommen, wie ein paar der verdächtigen Personen den Verkauf eines Kilogramms Kokain vorbereitet hätten. „Aber zu dem Verkauf des Rauschgifts kam es letztlich nicht“, ergänzt Silke Jakobi.

Mehrere Spezialeinheiten arbeiten zusammen

Bei den Festnahmen arbeiteten mehrere Spezialeinheiten zusammen. Dazu zählten die Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll (ZUZ), das Sondereinsatzkommando (SEK) der Landespolizei und die Observationseinheit des Zollfahndungsamtes (OEZ). Bei den Durchsuchungen waren die Polizei Esslingen und Rottweil mit dabei.

Sollte sich der Tatverdacht gegen ihn bestätigen, kann die Geschichte für den 45-jährigen Stuttgarter Anwalt neben dem strafrechtlichen Verfahren und dessen Folgen noch weitere Konsequenzen für sein Berufsleben haben. Anwälte müssen für ihren Beruf geeignet sein. Darüber wachen die Anwaltskammer, ein Anwaltsgericht, das die Kammer bildet, sowie die Generalstaatsanwaltschaft. Sollte es zu einem Strafverfahren gegen den Juristen kommen, würde das Gericht im Falle einer Verurteilung auch mitteilen, ob er weiterhin befähigt ist, ein öffentliches Amt zu bekleiden. Verneine das Gericht dies, so drohe dem Stuttgarter Juristen der Widerruf seiner Anwaltszulassung, teilte die Stuttgarter Anwaltskammer mit.