Der Maschinenbauer Festo bekennt sich mit einer millionenschweren Investition zum Standort Esslingen. Der Grund dafür ist die Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Ostfildern.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Zug um Zug erweitert der Maschinenbauer Festo seinen Stammsitz in Esslingen-Berkheim. Dazu nimmt die Firma im laufenden und im kommenden Jahr rund 30 Millionen Euro in die Hand, das teilte die Presse-Abteilung des Unternehmens am Dienstag mit.

 

Die Investition wäre so nicht möglich gewesen, hätte Festo nicht seine Produktionsarbeitsplätze in den Technologiepark nach Ostfildern-Scharnhausen verlagert. Seitdem hätten die alten Produktionsgebäude in Berkheim leergestanden, sagt eine Unternehmenssprecherin. Nun sollen dort verschiedene Abteilungen, die zur Zeit in gemieteten Flächen untergebracht sind, zum Stammsitz zurückkehren. Zuvor müssen die Gebäude jedoch ertüchtigt werden, unter anderem was den Brandschutz anbelangt.

Welche Abteilungen das genau sein werden, darüber gab die Presse-Abteilung keine Auskunft: Das Konzept sei noch nicht spruchreif, sagte die Unternehmenssprecherin. Sicher ist, dass in den leerstehenden Produktionsräumen neue Labore gebaut werden, und dass ein Teil davon für die Forschung genutzt wird. „Wir arbeiten da an unseren Kernthemen“, sagte die Sprecherin, „wie wir durch Digitalisierung die Automation vorantreiben können.“ Sie fasst die Anstrengungen zusammen unter dem Schlagwort Industrie 4.0, der selbstständigen Automation von Maschinen. Außerdem werden ausgelagerte Büroräume nach Berkheim zurückgeholt, und die Kantine soll vergrößert werden.

Neues Technologiezentrum geplant

Schließlich will Festo noch weiter ausbauen und noch mehr Mitarbeiter in Berkheim beschäftigten. Denn der Bau des Hochtechnologiezentrums steht auch noch an, nördlich des neuen Hochhauses an der Berkheimer Steige. Gleichzeitig mit den Investitionen passt das Land die Infrastruktur an. Nachdem der Autobahnzubringer an zwei entscheidenden Stellen verbessert wurde, steht demnächst der Umbau des sogenannten Festoknotens ins Haus, der Kreuzung zwischen Berkheim, Nellingen und dem Zollberg. Zwar wird es in dieser Bauphase noch zu Verkehrsengpässen kommen, doch es hat sich schon jetzt die Verkehrssituation spürbar verbessert.

Nun kann Festo schrittweise gemietete Flächen aufgeben und die Forschung an einem Standort konzentrieren. 19 000 Quadratmeter Fläche werden so wiederbelebtt, begonnen wird im kommenden Herbst, Ende des nächsten Jahres sollen die ersten Mitarbeiter dort einziehen. „Mit dieser Investition untermauern wir einmal erneut – als verlässlicher Arbeitgeber in der Region – unser klares Bekenntnis zum Kreis Esslingen“, schreibt der Festo-Vorstandssprecher Alfred Goll in der Pressemitteilung vom Dienstag.

Auch der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger (SPD) freut sich über die Nachricht: „Die umfangreichen Investitionen der Firma Festo und die damit verbundene Konzentration von zahlreichen Arbeitsplätzen sind wichtige Bausteine für die weitere Profilierung und Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandortes Esslingen mit seinen 50 000 Arbeitsplätzen“, heißt es in einer ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Mitteilung.

Global Player und Familienunternehmen in Esslingen

Der Esslinger Oberbürgermeister weiß, was er an Festo hat, schließlich ist der schwäbische Maschinenbauer eine Leuchtturmfirma wie kaum eine andere auf Esslinger Boden. Immer wieder hat die Firma mit spektakulären Entwicklungen auf sich aufmerksam gemacht: Sei es mit einem flugfähigen Vogelroboter, sei es mit einer Greifklaue, die ähnlich funktioniert wie ein Elefantenrüssel.

Nach wie vor bezeichnet sich die Festo AG gleichzeitig als Familienunternehmen und als Global Player. Das Unternehmen liefert pneumatische und elektrische Automatisierungstechnik für 300 000 Kunden in der Fabrik- und Prozessautomatisierung in mehr als 40 Branchen. Festo beschäftigt rund 18 700 Mitarbeiter in seinen Standorten in 61 Ländern. Produkte und Services sind in 176 Staaten erhältlich. Die 250 Niederlassungen von Festo erwirtschafteten im Jahre 2015 einen Umsatz von rund 2,64 Milliarden Euro. Nach eigenen Angaben steckt Festo rund acht Prozent davon in die Forschung und die Entwicklung. 1,5 Prozent des Umsatzes fließen in die Aus- und Weiterbildung für Mitarbeiter, Kunden und Studenten.