Bei den 99. Bayreuther Festspielen debütiert Hans Neuenfels, in Salzburg leitet Jürgen Flimm seine letzte Saison als Intendant.

Stuttgart - Jahrestage, Zäsuren, Neuausrichtungen, aber keine radikalen Umbrüche werden in diesem Jahr die beiden bedeutendsten Festspiele im deutschsprachigen Raum prägen. Zum 99. Mal finden bis zum 28. August die Bayreuther Festspiele statt. Das Haus mit der sagenhaften Akustik war 1876 mit dem "Ring des Nibelungen" eröffnet worden, Richard Wagner zeigte damals die vier Musikdramen erstmals als Zyklus, er selbst hatte die Inszenierung übernommen. Der aktuelle "Ring" hatte 2006 Premiere und wird dieses Jahr zum letzten Mal gezeigt. Er wird allein wegen des Dirigenten Christian Thielemann in die Annalen eingehen, die Regie von Tankred Dorst hatte wenig Neues zu bieten.

So richtet sich die Aufmerksamkeit auf zwei Hügel-Debütanten bei der "Lohengrin"-Premiere: auf Hans Neuenfels und den lettischen Dirigentenjungstar Andris Nelsons, der mit seinen 31 Jahren der Enkel des Regisseurs sein könnte. Ansonsten bleibt alles beim Alten, vor allem die Hitze, die Enge und die harten Stühle im Amphitheatersaal. Die von Katharina Wagner - seit 2008 leitet sie mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier das Festival - eingeführte Oper für Kinder wird zum zweiten Mal ("Tannhäuser"), ein Public Viewing auf dem Festplatz in Bayreuth zum dritten Mal angeboten.

Fünf Jahre mit wenigen Großtaten


In Salzburg werden offiziell das neunzigste Jahr seit der Gründung und fünfzig Jahre großes Festspielhaus gefeiert. In den Kulissen wird sich dagegen mancher mehr darüber freuen, dass der Intendant Jürgen Flimm, der Theaterdauerdampfplauderer, im Herbst vorzeitig nach Berlin an die Staatsoper und die Seite von Daniel Barenboim wechselt. In den vier von ihm verantworteten Jahren hat das Festival mit wenigen Großtaten aufgewartet. Im Bereich der Oper setzte Flimm auf Kulinarik (Anna Netrebko!) und konventionelle Regisseure - wie in diesem Jahr bei Glucks "Orfeo" auf Dieter Dorn und bei Strauss' "Elektra" auf Nikolaus Lehnhoff. Aktuell herausfordernd wurde das Festival bei Luigi Nonos "Al gran sole carico d'amore" 2009 und wird es womöglich sein bei der Uraufführung der "Dionysos"-Oper von Wolfgang Rihm am kommenden Dienstag, für die Jonathan Meese das Bühnenbild entworfen hat.

Wenn einer in Flimms Ägide Akzente zu setzen wusste, dann war es der Leiter des Konzertprogramms, Markus Hinterhäuser, der seine bei Gerard Mortier erprobten "Zeitfluss"-Konzepte weiterentwickelt hat. Hinterhäuser hat kluge Programme gebaut, selbst für die Wiener Philharmoniker, und er hat der klassischen Moderne und der neuen Musik Räume geschaffen: Edgar Varèse, Giacinto Scelsi, Salvatore Sciarrino. 2011 wird Hinterhäuser als Interimsintendant fungieren, mit Flimms Nachfolger Alexander Pereira will er ab 2012 nicht zusammenarbeiten.