Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Dass man dem Abend trotzdem großes Format bescheinigen darf, liegt an etwas anderem. Für die erkrankte Nina Stemme nämlich springt in der Titelrolle die russische Sopranistin Evgenia Muraveva ein, was sich leichter liest als es vermutlich organisatorisch gewesen ist. Muraveva, mittlerweile am Mariinski-Theater, hat in St. Petersburg zuerst Schauspiel studiert, was man direkt merkt, und natürlich idiomatisch in dieser sowieso fast nur mit Russen besetzten Inszenierung keinerlei Probleme.

 

Kaum mehr als Umrisse

Paradoxerweise schadet ihr nicht, dass Kriegenburg für die Rolle der Lady Macbeth nicht mehr als Umrisse vorgesehen hat. Muraveva füllt sie auf eigene Weise. Nichts an ihr wirkt aufgesetzt, kaum etwas kalkuliert. Die Stimme ist dauerpräsent, aber nie maximal gefordert. Ohne viel Farbe von der Regie, zeichnet sie ein Porträt, das sich dem Publikum direkt vermittelt. Es reagiert mit Ovationen. Muraveva wäre nicht die erste Frau aus St. Petersburg, die in Salzburg einen großen Schritt in ihrer Laufbahn vorwärts kommt.

Dass sie den gehen kann, liegt zum Großteil auch am Dirigenten Mariss Jansons, der sich um Muraveva mit der ihm eigenen vorbildlichen Professionalität, aber auch mit einer Art väterlicher Sorge kümmert. Jansons gibt Einsätze, wann er nur kann, und nimmt für seine Sopranistin mitunter ein wenig den Druck heraus, den er mit den Wiener Philharmonikern ansonsten so mustergültig im Detail aufbaut. Anders als Riccardo Muti in der „Aida“ am Abend zuvor, der vieles buchstäblich laufen ließ, um sich zwischendurch mehr polierend als strukturierend zu melden, ist Jansons aus dem Stück und seinen Formenvielfalten gar nicht mehr herauszubekommen.

Ernst, Satire und Bedeutung

Wobei seine Begeisterung nie zum Überschwang wird: Selbst in den schrägen Walzern und Märschen ist es nie die (beträchtliche) Lautstärke allein, auf die es Jansons ankommt, also Wirkung. Über jede hörbare Einzelheit lässt er vielmehr vom Wesen der Konstruktion erzählen. Perfekt gemischt und immer lebendig werden Ernst, Satire und am Ende auch tiefere Bedeutung gemischt. Was Kriegenburg im Handumdrehen erledigt – das Ende der Hauptfigur als Puppenmord am Strick - hat Jansons von langer Hand umsichtig vorbereitet. Spürt man am Ende nicht mehr als ein wenig Mitleid nur? Jansons spürt es. Seine „Lady Macbeth von Mzensk“ ist von einer Vielschichtigkeit und Tiefe, die einen entsprechend motivierten Regisseur verdient gehabt hätte.

Weitere Vorstellungen am
15. und 21. August

Dass man dem Abend trotzdem großes Format bescheinigen darf, liegt an etwas anderem. Für die erkrankte Nina Stemme nämlich springt in der Titelrolle die russische Sopranistin Evgenia Muraveva ein, was sich leichter liest als es vermutlich organisatorisch gewesen ist. Muraveva, mittlerweile am Mariinski-Theater, hat in St. Petersburg zuerst Schauspiel studiert, was man direkt merkt, und natürlich idiomatisch in dieser sowieso fast nur mit Russen besetzten Inszenierung keinerlei Probleme.

Kaum mehr als Umrisse

Paradoxerweise schadet ihr nicht, dass Kriegenburg für die Rolle der Lady Macbeth nicht mehr als Umrisse vorgesehen hat. Muraveva füllt sie auf eigene Weise. Nichts an ihr wirkt aufgesetzt, kaum etwas kalkuliert. Die Stimme ist dauerpräsent, aber nie maximal gefordert. Ohne viel Farbe von der Regie, zeichnet sie ein Porträt, das sich dem Publikum direkt vermittelt. Es reagiert mit Ovationen. Muraveva wäre nicht die erste Frau aus St. Petersburg, die in Salzburg einen großen Schritt in ihrer Laufbahn vorwärts kommt.

Dass sie den gehen kann, liegt zum Großteil auch am Dirigenten Mariss Jansons, der sich um Muraveva mit der ihm eigenen vorbildlichen Professionalität, aber auch mit einer Art väterlicher Sorge kümmert. Jansons gibt Einsätze, wann er nur kann, und nimmt für seine Sopranistin mitunter ein wenig den Druck heraus, den er mit den Wiener Philharmonikern ansonsten so mustergültig im Detail aufbaut. Anders als Riccardo Muti in der „Aida“ am Abend zuvor, der vieles buchstäblich laufen ließ, um sich zwischendurch mehr polierend als strukturierend zu melden, ist Jansons aus dem Stück und seinen Formenvielfalten gar nicht mehr herauszubekommen.

Ernst, Satire und Bedeutung

Wobei seine Begeisterung nie zum Überschwang wird: Selbst in den schrägen Walzern und Märschen ist es nie die (beträchtliche) Lautstärke allein, auf die es Jansons ankommt, also Wirkung. Über jede hörbare Einzelheit lässt er vielmehr vom Wesen der Konstruktion erzählen. Perfekt gemischt und immer lebendig werden Ernst, Satire und am Ende auch tiefere Bedeutung gemischt. Was Kriegenburg im Handumdrehen erledigt – das Ende der Hauptfigur als Puppenmord am Strick - hat Jansons von langer Hand umsichtig vorbereitet. Spürt man am Ende nicht mehr als ein wenig Mitleid nur? Jansons spürt es. Seine „Lady Macbeth von Mzensk“ ist von einer Vielschichtigkeit und Tiefe, die einen entsprechend motivierten Regisseur verdient gehabt hätte.

Weitere Vorstellungen am
15. und 21. August