Es gibt Orte, die sind unweigerlich mit bestimmten Ereignissen verbunden. Wer kennt nicht die Schlacht von Waterloo oder den Friedensvertrag von Versailles? Aber es gibt auch feststehende Begriffe, die auf immer und ewig mit Stuttgart verbunden sind. Einer davon ist aber alles andere als positiv besetzt.

Stuttgart - Zwar gibt es einen Stuttgarter Weg, der zwei Hütten in den Lechtaler Alpen miteinander verbindet. Doch wer in der Landeshauptstadt den Begriff „Stuttgarter Weg“ in den Mund nimmt, bringt das eigentlich fast immer mit der Strategie der Stadt zur besseren Integration von Flüchtlingen in Verbindung. Der Kern dabei: Geflüchtete Menschen werden dezentral untergebracht.

 

In der Architektur wiederum kennt man das Stuttgarter Dach. „Ein Stuttgarter Dach ist ein nach allen Seiten geneigtes Dach mit sehr steilen Seitenflächen, das im oberen Bereich nahezu flach ist“, hat einmal ein Stadtplaner die Dachform beschrieben, die viele Gebäude aufweisen, die Ende des 19. Jahrhunderts in Stuttgart gebaut worden sind. Dazu passt auch gut die „Stuttgarter Platte“ ein quadratischer Werkstein aus Beton.

Im Jahr 2007 veröffentlichte der Bund der Freien Waldorfschulen die so genannte Stuttgarter Erklärung als Antwort auf die immer wiederkehrende Rassismusdiskussion. Dem Gründer der Waldorfschulen, Rudolf Steiner, wurde schließlich immer wieder der Vorwurf gemacht, Rassist gewesen zu sein. In dieser Erklärung bezogen die Waldorfschulen öffentlich Stellung gegen Rassismus und wiesen auch darauf hin, dass Formulierungen in Rudolf Steiners Werk nicht dieser Grundrichtung entsprechen.

Eine Hundeausstellung vor 120 Jahren

Bundesweit Aufmerksamkeit erregte das Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19. Oktober 1945. Darin gestand die deutsche evangelische Kirche ihr Versagen im Dritten Reich ein. „Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben“, heißt es darin.

Während die obigen Begriffe eher einen positiven Klang haben, sieht das bei Begriff Nummer sechs anders aus: Welche Stadt sieht ihren Namen schon gern in einer Verbindung mit einer Hundeseuche, die zu einem Nierenversagen und einer Infektion der Leber und damit zum Tode des Hundes führen kann? Die Erklärung ist ganz einfach: Vor 120 Jahren, im Jahr 1898, wurde der sogenannte Hundetyphus bei einer Hundeausstellung in Stuttgart dokumentiert. Mehrere Hunde sind damals daran gestorben. Die Erreger werden von Mäusen und Ratten mit dem Harn ausgeschieden. Die Ansteckung erfolgt vor allem über verunreinigtes Wasser. Dabei reicht schon das Schwimmen im Wasser und eine Hautabschürfung, damit die Erreger in den Organismus gelangen. Die gute Nachricht für Stuttgart: Da sich die Erkrankung längst weltweit ausgebreitet hat, ist der Name Stuttgarter Hundeseuche nicht mehr gebräuchlich. Heutzutage kennt man die Erkrankung unter dem Namen Leptospirose. Und noch eine gute Nachricht: Es gibt schon längst einen Impfstoff für Hunde. Der ist auch ein Muss, eben weil die schraubenförmigen Bakterien auch auf den Menschen übertragen werden können. Dann spricht man aber nicht von der Stuttgarter Krankheit, sondern von der Weilschen Krankheit, nach dem Medziner Adolf Weil.