Staatspräsident Erdogan glaubt, dass die Bewegung des islamischen Predigers Gülen an dem Putschversuch in der Türkei beteiligt war. Gülen jedoch weist jede Schuld von sich.

Istanbul/Berlin - Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch in der Türkei verantwortlich gemacht. Gülen - der die Aktionen verurteilte und jede Verantwortung dafür zurückwies - ist seit einem schweren Zerwürfnis im Jahr 2013 zu einem der Erzfeinde Erdogans geworden. Hinter den meisten innenpolitischen Krisen vermutet Erdogan seit längerem die mächtige Bewegung des im US-Bundesstaat Pennsylvania lebenden Predigers.

 

Erdogan wirft seinem einstigen Verbündeten vor, Parallelstrukturen im Staat errichten zu wollen und seinen Sturz zu betreiben. Die Regierung geht massiv gegen mutmaßliche Gülen-Anhänger vor, die sie vor allem bei der Polizei und in der Justiz vermutet. Die Gülen-Bewegung wurde zu einer Terrororganisation erklärt, viele ihrer führende Köpfe stehen auf einer Liste der meistgesuchten Terroristen der Türkei. Die Türkei fordert Gülens Auslieferung.

Als islamischer Prediger einen Namen gemacht

Der heute 75-jährige Gülen hat sich ursprünglich als einflussreicher islamischer Prediger einen Namen gemacht. Bis in die 1980er Jahre hinein wirkte er als Imam in verschiedenen türkischen Städten. Mit seinen Predigten und Büchern über den Islam, Bildungs- und Wissenschaftsfragen, soziale Gerechtigkeit und interreligiösen Dialog begeisterte Gülen viele Gläubige.

Gülens Bewegung Hizmet ("Dienst") sieht einen ihrer Schwerpunkte in der Verbesserung von Bildungschancen. Seit 1999 lebt der gesundheitlich angeschlagene Prediger in Pennsylvania. Er war nach einer Anklage wegen staatsgefährdender Umtriebe ausgewandert.