Sirenenalarm im Süden Duisburgs: Ausgehend von einer brennenden Krefelder Lagerhalle zieht eine große Rauchwolke über den Süden der Stadt. Erste Messungen ergaben keine Überschreitung der Grenzwerte.

Krefeld - Als Christiana Hennig erste Meldungen über eine giftige Rauchwolke hört, schreckt sie innerlich zusammen. Die brennende Lagerhalle mit Düngemittel liegt in der Nähe ihres Wohnhauses in Krefeld. Die Mutter und ihre drei Kinder halten Fenster und Türen fest geschlossen. Erst Stunden später trauen sie sich raus. „Als wir aus dem Haus gegangen sind, haben wir uns Tücher vor die Nase gehalten“, sagt die 36-Jährige. Hunderttausende Menschen hat die bedrohliche Wolke am Dienstag in Krefeld und im Ruhrgebiet in Angst und Schrecken versetzt.

 

Nach einem Großbrand in einer Düngemittelfabrik in Krefeld hat eine riesige Rauchwolke stundenlang die Menschen in der Region Nordrhein-Westfalens beunruhigt. Die kilometerweit sichtbare Wolke wurde am Dienstag vom Wind in Richtung Ruhrgebiet getrieben. In mehreren Städten wurden die Menschen aufgerufen, Fenster und Türen zu schließen. Kindergärten und Schulen sollten Kinder nicht ins Freie lassen. Nach Messungen des Landesumweltamts (Lanuv) bestand keine Gesundheitsgefahr. Der Aufruf, die Fenster zu schließen, bestand örtlich aber bis in den Abend fort.

Die Rauchentwicklung war zeitweise so stark, dass die Schifffahrt auf dem Rhein zwischen Duisburg und Düsseldorf gestoppt werden musste. Auch eine Brücke wurde gesperrt. Am Düsseldorfer Flughafen mussten startende Jets auf eine Ausweichroute umgeleitet werden. Die Brandursache war zunächst noch unklar. Die Werksleitung geht nicht von Brandstiftung aus.

Stickoxid-Werte hätten unter der Nachweisgrenze

Die Stickoxid-Werte hätten unter der Nachweisgrenze gelegen, sagte ein Lanuv-Sprecher. Auch die gemessene Ammoniak-Konzentration sei ungefährlich für Menschen. Die Städte Duisburg, Essen und Mülheim hoben darauf ihre vorsorglichen Warnungen auf. In der Fabrik war am frühen Morgen ein Lager mit insgesamt 33 000 Tonnen Rohstoffen und Fertigprodukten in Brand geraten. Die etwa 50 mal 120 Meter große Halle wurde komplett zerstört. Medienberichte, nach denen zwei Mitarbeiter der Fabrik mit Rauchvergiftungen im Krankenhaus behandelt wurden, bestätigte ein Sprecher der Firma nicht: „Davon ist Geschäftsleitung und Betriebsrat nichts bekannt.“

Der Wind hatte die Rauchwolke nach Norden in Richtung Duisburg getrieben. Der Stadtteil Mündelheim war zeitweise von beißendem Rauch eingehüllt. „Man kann kaum atmen, es stinkt nach Rauch, die Sicht ist schlecht. Die Häuser versinken in einer blauen Rauchwolke“, berichtete eine Augenzeugin der dpa. Sirenen warnten vor möglichen Gefahren durch die Rauchgase. Aufgeschreckt durch die kilometerweit sichtbare Wolke trugen japanische Schüler im Düsseldorfer Norden auf dem Weg zur Schule bereits weiße Atemschutzmasken. Bei den in der ausgebrannten Halle gelagerten Stoffen komme es bei Hitzeeinfluss zu einer sogenannten Schwelzersetzung der Dünger, bei der Nitrose-Gase freigesetzt werden, teilte der Betreiber des Krefelder Werks, die Firma Compo, mit.

Flammen drei Stunden später unter Kontrolle

Bei hoher Konzentration seien diese Gase giftig. Ein Firmensprecher verwies auf die Messergebnisse der Feuerwehren in Duisburg und Krefeld: „Die zulässigen Grenzwerte wurden nicht überschritten.“ Der Brand war nach Angaben der Feuerwehr um 7.10 Uhr ausgebrochen. Knapp drei Stunden später seien die Flammen unter Kontrolle gewesen. Rund 300 Feuerwehrleute aus der gesamten Region waren im Einsatz. Gebrannt haben in Krefeld nach Angaben der Feuerwehr vor allem die Holzträger und Balken der alten Lagerhalle. Fabriken und Produktionsstätten in der Nähe wurden vorsorglich evakuiert.

Die Stadt Duisburg hob am Nachmittag nach weiteren unbedenklichen Messungen durch das Landesumweltamt die Warnungen vom Vormittag an die Bevölkerung auf. Gleichzeitig kündigte die Stadt für den an Krefeld angrenzenden Stadtteil Mündelheim weitere Messungen der Luft durch die Feuerwehr an. Der Krisenstab appellierte an die Bevölkerung, vorsorglich Fenster und Türen geschlossen zu halten, falls sich bei den andauernden Löscharbeiten neue Dampfwolken bilden sollten.