Ralf Link hat ein Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Ludwigsburg überlebt. Nach dem Brand im Juni konnte er mit seiner Familie nicht mehr in die alte Wohnung zurück.
Eine Explosion zerstörte die Wohnung, in der Ralf Link mit seiner Familie bis zum 13. Juni dieses Jahres in der Abelstraße in Ludwigsburg lebte. Was passiert wäre, wenn er noch dort gewesen wäre, während ein Brand in dem vierstöckigen Mehrfamilienhaus wütete, will er sich nicht ausmalen. Er weiß nur so viel: „Eine Gasflasche stand im Treppenhaus.“ Woher sie kam, was sie da sollte, wer sie dort stehen ließ – und wie überhaupt das Feuer ausgebrochen war: Darüber hat bisher noch niemand den 57-Jährigen aufgeklärt.
An diesem Morgen Ende Oktober sitzt Ralf Link in einer Betreuten Wohnung eines Altenheims in Erdmannhausen an einem Tisch und erinnert sich an jene Nacht im Juni: „Wir lagen im Bett und schliefen – dann hörte ich gegen 2.30 Uhr, dass es Theater im Treppenhaus gab.“ Schlaftrunken habe er nachgeschaut, zwar Nachbarn gesehen, aber sich wieder hingelegt, nachdem niemand der Nachbarn mit ihm direkt gesprochen hatte. Zum Glück klopfte jemand dann doch an die Tür und rief: „Es raucht.“ Gemeinsam mit seiner Ehefrau Bianka (57) und dem Sohn Benjamin (20) und ihrem Hund gelangte Link ins Freie. Gerade noch rechtzeitig.
Was es heißt, von jetzt auf gleich ohne ein Dach über dem Kopf dazustehen, erlebten die Links in der Nacht und den folgenden Morgenstunden auf eindringliche Weise. „Wir standen bis etwa 10 Uhr auf der Straße – wir hatten nur unsere Kleider“, erzählt Ralf Link. Aus der Wohnung durften sie nur noch das Allernötigste holen, dann noch einige Sachen, „später durften wir nicht mehr hinein“. Die Polizei verplombte den Eingang wegen der laufenden Ermittlungen.
Großes Glück: Arbeitgeber bietet nach Brand eine Wohnung an
Für Link folgten zwei unruhige Nächte in einer Obdachlosenunterkunft. Seine Ehefrau und sein Sohn Benjamin brachte er bei Freunden unter. Viel verdanke er der Chefin des Erdmannhäuser Altenheims, wo er die Reinigungsarbeiten hauswirtschaftlich leite. „Sie hat mich gleich am Morgen nach dem Brand angerufen und uns die größte Einheit im Betreuten Wohnen angeboten.“ Sofort eingezogen sei er noch nicht, weil er in Ludwigsburg noch einiges klären musste. „Ich wollte auch nicht ständig hin- und herfahren“, sagt er.
Nach der Nacht mit dem Einsatz von rund 70 Feuerwehrleuten und dem gerade noch abgewendeten Großbrand hat sich das Leben der Links inzwischen wieder einigermaßen normalisiert. Ralf Link wacht nachts nicht mehr schweißgebadet auf, wie noch in den ersten beiden Monaten nach dem Ereignis. Zum Therapeuten habe er nicht gehen müssen. „Wir haben viel in der Familie und mit Freunden über das Erlebte gesprochen und es so verarbeitet.“
Der Brand brach offenbar im Dachgeschoss aus
Von seinem Vermieter, der Wohnungsbau Ludwigsburg, fühlt sich Ralf Link fair behandelt. „Man hat uns zum 1. November eine Ersatzwohnung in einem anderen Gebäude angeboten – sie ist sogar besser als die alte.“ Das neue Domizil koste zwar mehr Miete – dafür seien die Energiekosten niedriger. Zudem sei die alte Wohnung unruhig gewesen. Den Grund sieht Link darin, dass im obersten Geschoss eine Obdachlosenwohnung eingerichtet worden sei. „Immer wieder sind Leute nachts besoffen auf der Treppe zu hören gewesen.“ Im Dachgeschoss sei wohl auch der Brand ausgebrochen.
Mithilfe eines Rechtsanwalts will Ralf Link nun erreichen, den Schuldigen für den Wohnungsbrand herauszufinden. „Uns sind Kosten entstanden“, sagt der Geschädigte und erzählt von 4000 Euro, die er allein für das Einlagern von Gegenständen aus der alten Wohnung an eine Spedition zu zahlen habe. Als die Polizei die Wohnung nach den Ermittlungen freigab, konnte die Familie laut Link ihr Hab und Gut größtenteils doch noch sichern. Nach Erdmannhausen umziehen will Ralf Link trotz der damit verbundenen Nähe zum Arbeitsplatz nicht. „Ich bin in Eglosheim geboren und Ludwigsburger“, sagt er. Auch arbeite seine Frau in einem Altenheim in der Barockstadt. Zum Seniorenheim in der Nähe des Erdmannhäuser Bahnhofs komme er mit Bus und Bahn sehr gut.
Nach den beschwerlichen Monaten mit vielen Unsicherheiten und Formalitäten hoffen die Links jetzt, endgültig wieder Fuß zu fassen. „Ich will nie mehr einen Brand erleben“, sagt Ralf Link und erzählt, dass er Vieles nicht mehr als so selbstverständlich ansieht. Das fange bei Küchengeräten an, die er seitdem immer ausstelle, wenn er die Wohnung verlasse. „Ich freue mich, dass ich mit heiler Haut davongekommen bin – und das soll auch für meine Familie und mich so bleiben.“
Wie kann man Bränden vorbeugen?
Kerzen und offenes Feuer
Kerzen und andere offene Feuer sollten bei Verlassen des Raums gelöscht werden. Auch auf genügend Abstand zu Vorhängen oder Möbeln achten. Kerzen auf Batteriebasis sind eine Alternative zu Wachskerzen. Zigaretten niemals direkt in den Hausmüll, sondern nur in feuerfesten Behältnissen.
Elektrogeräte
Bügeleisen oder Toaster auswechseln, wenn sie in die Jahre gekommen sind. Jeder vierte Brand entsteht durch defekte Elektrogeräte, informiert der Malteser Hilfsdienst. Defekte Stecker und Kabel beseitigen. Den Stecker ziehen statt auf Stand-by-Modus zu bleiben. Mehrfachsteckdosen nicht komplett belegen: Überhitzungsgefahr.