In der Nacht zum Dienstag ist in der Türkisch Islamischen Union in der Mauserstraße in Stuttgart-Feuerbach ein Feuer ausgebrochen. Nun wurde ein Video veröffentlicht, das mehrere Täter zeigt, die brennende Gegenstände in Richtung des Gebäudes werfen.

Stuttgart - Auf ein Gebäude der Türkisch-Islamischen Union Ditib in der Mauserstraße in Stuttgart-Feuerbach ist ein Brandanschlag verübt worden. Verletzt wurde bei dem Feuer in den frühen Dienstagmorgenstunden niemand. Die Polizei vermutet eine politisch motivierte Tat - ein Überwachungsvideo zeigt vermummte Gestalten, die Steine und Molotowcocktails auf das Gebäude warfen. Die Täter flüchteten unerkannt. Die im Video eingeblendete Uhrzeit ist nicht die richtige, die Tat geschah nicht um 1.17 Uhr, sondern um 1.39 Uhr.

 

Unklar ist, ob es einen fremdenfeindlichen Hintergrund oder einen Zusammenhang mit den Konflikten zwischen Türken und Kurden gibt. „Wir wissen nicht, welche Motive dahinterstehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Ditib in Württemberg, Erdinc Altuntas.

Das Feuer war in einem Laden im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes ausgebrochen. In dem Komplex vermietet Ditib eine Reihe von Räumen für Geschäfte, Restaurants und andere türkische Einrichtungen. Auch eine Moschee befindet sich darin. Verletzt wurde bei dem Brand am frühen Dienstagmorgen niemand.

Ditib verurteilte die Tat. „Wir verabscheuen diese Art von Anschlägen“, sagte Altuntas. Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften seien gefordert, Gewalttaten einen Riegel vorzuschieben. „Das schürt natürlich gewisse Ängste bei den Muslimen.“ Die Polizei schätzte den Schaden zunächst auf rund 80.000 Euro.

Entsetzt hat auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf die Brandstiftung in einem Gebäude der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Stuttgart reagiert. „Sowas sind abscheuliche Taten“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart, die er nur „mit aller Schärfe“ verurteilen könne. Man werde alles tun, um die Täter zu ermitteln.

Zwei Menschen bringen sich unverletzt in Sicherheit

Anwohner hatten kurz vor 2 Uhr beobachtet, wie die Flammen durch zuvor eingeschlagene Schaufenster des Geschäfts schlugen. Die Feuerwehr rückte mit mehreren Löschzügen an und konnte den Brand schnell unter Kontrolle bringen. Das Gebäude in einem Gewerbegebiet im Stadtteil Feuerbach war stark verraucht. Zwei Menschen konnten den Komplex unverletzt noch vor Eintreffen der Feuerwehr verlassen.

Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 0711/8990- 5778 entgegen.

Polizei soll verstärkt auf türkische Einrichtungen achten

Nach dem Brandanschlag soll die Polizei im Land verstärkt auf türkische Einrichtungen achten. Das Innenministerium habe die Dienststellen dazu aufgefordert, sagte ein Sprecher am Dienstag. So sollten die Beamten etwa häufiger dort Streife fahren. Es habe allerdings vor der Attacke keine konkreten Hinweise auf Gefahren gegeben.

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Angriffe auf muslimische Gebetshäuser und türkische Einrichtungen. Anfang Dezember wurde die türkische Botschaft in Stuttgart mit Farbbeuteln beworfen. Im September wurde eine Moschee in Mögglingen (Ostalbkreis) mit Hakenkreuzen beschmiert.

Die DITIB, eine seit 1984 bestehende Organisation, ist Dachverband der türkisch-islamischen Vereine. Er gilt als gemäßigt orthodox und stark von der staatlichen Religionsbehörde der Türkei beeinflusst. Altuntas zufolge hat er im Südwesten rund 30 000 eingeschriebene Mitglieder, erreicht aber insgesamt rund 120 000 Muslime.

Hintergrund zu Ditib

Ditib ist der Dachverband der rund 900 türkisch-islamischen Vereine in Deutschland. Er hat seinen Hauptsitz in Köln und besteht seit 1984.

Der Verband gilt als gemäßigt orthodox und stark von der staatlichen Religionsbehörde der Türkei beeinflusst. Im Südwesten hat Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) rund 30 000 eingeschriebene Mitglieder, erreicht nach eigenen Angaben aber insgesamt rund 120.000 Muslime.

Bundes- wie landesweit ist der Verein nach eigenen Angaben die mitgliederstärkste Migrantenorganisation. Der Ortsverein in Stuttgart-Feuerbach hat rund 450 eingeschriebene Mitglieder und ist damit eine der größten Ditib-Gemeinden in Baden-Württemberg.