Schwarzer Humor: Hans Ginter zeigt seine Werke in den Kunstvereinsvitrinen am Burgenlandzentrum.

Feuerbach - Preisfrage: was haben eine Porzellankatze, zwei Paar High Heels und ein Papierhut gemein? In den richtigen Händen entsteht daraus bitterböse Kunst, wie die Sommerausstellung des Feuerbacher Künstlers Hans Ginter belegt. In den beiden Vitrinen des Kunstkreises, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist, zeigt er Installationen, deren Humor schwärzer kaum sein könnte. Schön: er braucht für seine „schwarze Serie“ jeweils zwei quadratische Leinwände, ein bis zwei lapidare Sätze und ein Objekt – die Geschichte dazu entsteht im Kopf des Betrachters und ist oft so schonungslos wie das Leben selbst.

 

Unaufhaltsam dringt die Kunst dabei in den Feuerbacher Alltag vor. Zuerst waren da nur Hinweise: „Reiben Sie sich ruhig die Augen, demnächst sehen Sie hier – schwarz“ stand auf je einem weißen und einem schwarzen Quadrat. Dann war es soweit: Entlang der Abkürzung durch den Hof des Burgenlandzentrums gibt es nun niederschwellige Kunst, die schnell betrachtet ist, aber oft nachhaltig zündet. Hans Ginter nutzt dazu den Leerstand der zur Burgenlandgalerie gehörigen Ausstellungsfläche. Seine Sommerausstellung ist ein Novum, könnte aber Schule machen, gerade so wie die Werkschau von Kunststudenten, die im Anschluss, im September, zum zweiten Mal in der Galerie ausstellen werden.

So zwiespältig wie die Gedanken auf den Leinwänden ist im Übrigen das Werk Hans Ginters: An sich hat er sich mit konkreter Kunst einen Namen gemacht, einer Kunstgattung, die mit immer neuen Varianten und Kombinationen geometrischer Farbflächen nach Perfektion strebt. Nichts soll die Perfektion stören – weder die Signatur, die auf die Bildrückseite rückt, noch ein Bildtitel, der die Gedanken des Betrachters in feste Bahnen lenken würde. Bei soviel Strenge wundert es nicht, dass das Pendel auch mal in Richtung Ironie ausschlägt. Wer auf den ausgestellten Schrifttafeln genau hinsieht, kommt erst so richtig ins Staunen: Was wie eine gedruckte Schrift wirkt, ist Handarbeit und wird in tagelanger Fleißarbeit und in vielen Schichten aufgemalt. Die Akribie verrät den Grafiker – und richtig: Hans Ginter hat an der Kunstgewerbeschule Basel Grafik-Design studiert.

Schonungslose Ausstellung ist bis zum Ende der Sommerferien zu sehen

Doch auch mit wenig Zeit macht die Kunstbetrachtung Freude, wenn etwa trotz schönstem Nachtigallengesang der Porzellankater das Mausen nicht lässt. Von wem hat Ginter denn die hochhackigen Lackpumps entlehnt, die nun die Schrifttafeln „Eine exquisite Beziehung – Hetzjagd um den runden Tisch, zielsicher Schuhe werfen, Wortgefechte mit Boxeinlagen, die Kripo klingelt“ zum bösen Ganzen macht? Eigens für diesen Anlass habe er sie gekauft, sagt der Künstler und grinst. Beim Kauf habe er einen Satz gesprochen, den die Schuhverkäuferin in diesem Zusammenhang mit Sicherheit noch nie gehört hatte: „Als sie mich fragte, welche Größe, sagte ich: Ist mir egal!“

Vollends zum Vexierbild wird die Ausstellung in der vorderen Vitrine: Ein gefalteter Papierhut liegt da bereit, begleitet von den Worten: „Ein Narr sah die Welt in leuchtenden Farben – die Wirklichkeit war schwarz!” Anders ausgedrückt: wer die rot-weißen Streifen der improvisierten Narrenkappe ausmachen kann, hat bei aller sommerlicher Leichtigkeit nur den Ernst der Lage noch nicht erkannt.

Hans Ginters schonungslose Ausstellung ist bis Ende der Sommerferien in den Kunstvereinsvitrinen im Hof des Feuerbacher Burgenlandzentrums, St. Pöltener-Straße 29, zu sehen.