Die Firma Behr hat Gebäude an der Siemensstraße verkauft. Die neuen Eigentümer wollen den Standort aufwerten.

Feuerbach - Den ehemaligen Produktionsstätten der Firma Behr soll wieder Leben eingehaucht werden. Seit Juli 2011 steht das Werk 8 des Automobilzulieferers an der Feuerbacher Siemensstraße 136 und 140 leer. Ende 2010 wurde die gesamte Produktion von Öl- und Großkühlern am Standort eingestellt, seitdem ist es ruhig um das rund 13 500 Quadratmeter große Grundstück geworden. Doch seit einigen Wochen arbeitet die Kornwestheimer Agentur please don´t tell (pdt) an einem neuen Konzept für das Areal, das Behr erst im Juli dieses Jahres verkauft hat.

 

Gemeinsam mit der Büro Südwind GmbH möchte pdt nun im Namen der neuen Eigentümer die Idee eines Künstlerdorfes auf dem Gelände des ehemaligen Behr-Werkes umsetzen. „Es soll ein neuer Ort für die unterschiedlichsten Formen schöpferischer Kraft entstehen – mit bildenden Künsten, Musik und Handwerk“, sagt Sevil Özlük von pdt. Auf 10 000 Quadratmeter sind Werkstätten, Büros, Ausstellungs-, und Proberäume sowie eine Bio-Gastronomie und Ateliers vorgesehen.

Zudem schwebt pdt vor, Veranstaltungsräume für 3000 bis 5000 Personen und eine Kreativ Kita auf dem Grundstück unterzubringen – vorausgesetzt, die Stadt Stuttgart und der Gemeinderat stimmen zu, sagt Özlük. Erste Gespräche mit der Stadtverwaltung seien positiv verlaufen. Doch der Bebauungsplan erlaubt momentan noch nicht alle geplanten Nutzungen. „Bislang haben wir hier ein Industriegebiet“, sagt Karl-Theo Maurer vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Manche der neuen Ideen würden deshalb eine massive Änderung des Planungsrechts voraussetzen. „Ich weiß nicht, ob das der Gemeinderat möchte.“ Darüber müsse man sprechen. Derzeit bestehe für den Bereich Borsig-/Mauserstraße eine Veränderungssperre, sagt Karl-Theo Maurer. Der Gemeinderat habe im Februar 2012 diesen Beschluss gefasst, damit die Produktionsflächen in diesem Gebiet erst einmal gesichert und keiner anderen Nutzung zugeführt werden.

Kreative sollen ab 15. September ihre Räume beziehen

„Unser Konzept kommt vor Ort sehr gut an“, sagt Sevil Özlük. Sie hat sich informiert und spricht mittlerweile nicht nur für die Investoren, die sich dem ehemaligen Werk 8 angenommen haben, sondern auch für die anderen Eigentümer, die sich auf einer Gesamtfläche von 30 000 Quadratmeter rund um die Borsig-, Siemens-, Mauser- und Albrechtstraße angesiedelt haben. „Alle in diesem Areal ansässigen Eigentümer befürworten dieses Konzept“, sagt Özlük. „Die Investoren wollen zwar noch nicht genannt werden, aber sie haben eine Vision, wie der gesamte Standort aufgewertet werden kann.“

Unter dem Titel „Städtisch verwurzelt im Werk 8“ soll ein neues Areal entstehen, auf dem ein kultureller Austausch stattfindet, wo sich Jung und Alt treffen und Kreative ihrem Geist freien Lauf lassen können, sagt Sevil Özlük. Es solle ein Ort für Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, aber mit gemeinsamen Zielen werden, der ausdrücken soll, was auf diesem Areal bereits stattfindet und was in Zukunft stattfinden soll. Schon heute sei das Gebiet rund um die Mauserstraße ein Besuchermagnet. 35 000 Gäste würden jeden Monat die vielfältigen Angebote annehmen – vom traditionellen Teehaus über Spezialitätengeschäfte bis hin zur Moschee, in der sich allein freitags zum Gottesdienst bis zu 2000 Menschen einfinden.

Zusammen mit dem Künstlerdorf könne in Feuerbach ein multikultureller Kreativstandort entstehen, der mit anderen Großstädten durchaus mithalten könne, sagt Sevil Özlük. Nachdem erste Besichtigungen an der Siemensstraße 136 und 140 stattgefunden haben, wurden auch schon erste Mieter für Büroräume, Werkstätten und Lagerhallen gefunden. Für diese Nutzungen lägen auch schon planungsrechtliche Genehmigungen vor, sagt Özlük. Geplant sei deshalb, dass die ersten Kreativen ab dem 15. September ihre neuen Räume beziehen können. Das sei allerdings noch davon abhängig, ob bis dahin alle technischen Voraussetzungen erfüllt sind.