Eine Arbeitsgruppe hat zahlreiche Vorschläge für die Gestaltung des Rudolf-Gehring-Platzes entwickelt.

Feuerbach - Vermutlich hatten sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Städtebauliche Entwicklung“ die Diskussion im Bezirksbeirat über den Bereich rund um die Kelter etwas anders vorgestellt. Schließlich gab es in der Vergangenheit stets Lob, wenn sich das fleißige Team aus engagierten Bürgern daran machte, den Finger in die örtlichen städtebaulichen Wunden zu legen. Doch den Finger dahin zu legen, wo es wehtut, kann auch schnell einen Aufschrei provozieren. Anders gesagt: „Erst macht man die Bürgerbeteiligung, und wenn dann die Ideen kommen, ist es auch wieder nicht recht und manchen eher unbequem“, sagt Robert Thurner, SPD-Bezirksbeirat und Moderator der Arbeitsgruppe (AG) des Zukunftsforums.

 

Bequem oder unbequem, genehm oder nicht genehm? CDU-Bezirksbeirat Martin Wöhr fand die Pläne in manchen Teilen wohl eher weltfremd: „Ich gehöre nicht zur Firma ‚Traum und Fantasie‘“, kommentierte er die Vorschläge der AG am Dienstag vergangener Woche im Bezirksbeirat. Im Übrigen habe er dann ein Problem mit der Bürgerbeteiligung, wenn diese mit ihren Plänen in die Belange der Eigentümer und deren Privatinteressen eingreife, so Martin Wöhr. Genau dies sei hier aber an einigen Stellen der Fall.

Zuvor hatte Uwe Schaal als Sprecher der AG den Kommunalpolitikern am Ratstisch und den Zuhörern im Saal die gestalterischen Ideen für den Rudolf-Gehring-Platz, die Kelter und den Bereich rund um das historische Gebäude vorgestellt. Auf zwei eng beschriebenen DIN-A4-Seiten hat das Team eine Menge Ziele, Ideen und Vorschläge für den Kelterplatz aufgelistet. Das „Herz des alten Feuerbacher Ortskernes“ lebe in erster Linie mit und von seinem Umfeld. Das Potenzial des Platzes komme am besten zum Tragen, wenn viele Menschen dort zusammenkommen, sagte Schaal und erinnerte, dass sich dort an Markttagen, beim Kelterfest und auch beim Weihnachtsmarkt eine ganze Menge Leute und Besucher tummeln. Gleichzeitig zeigte er anhand einiger Beispiele, dass durch die Modernisierung von Gebäuden und durch die Verbesserung der Parksituation die Umgebung der Kelter aufgewertet werden könnte. „Der Platz sollte möglichst autofrei gestaltet werden, zumal hier nicht nur legal innerhalb der Markierungen geparkt wird“, so Schaal. Die vier offiziellen Parkplätze direkt an der Kelter sollten auf jeden Fall entfernt werden, was vielleicht das illegale Parken eindämmen würde. Dies sei auch ein Wunsch des Wein-, Obst- und Gartenbauvereins, unterstreicht die Gruppe ihr Ansinnen.

„Das stimmt so nicht. Wir hätten nur gerne, dass die dort für uns reservierten Parkplätze auch frei bleiben“, sagt Helmut Wirth auf Nachfrage der Nord-Rundschau. Der WOGV-Vorsitzende hatte im Oktober 2012 die Mitglieder der AG in die Kelter eingeladen und bei dem Vorort-Termin ausgiebig die Situation diskutiert. Er habe aber das Gefühl, dass nicht alles, was er damals deutlich gemacht habe, auch wirklich bei der Gruppe angekommen sei. Schließlich gelten für den WOGV, der den Kelterbetrieb im Jahr 1992 von der Stadt übernommen habe, verbindliche vertragliche Regelungen: „Unser Pachtvertrag erlaubt neben dem Herbsten, also der Weinlese und der Weiterverarbeitung der Trauben in der Kelter, auch einige Vereinsveranstaltungen. Dazu gehören unter anderem das Muttertagskonzert und das Kelterfest. Außerdem bieten wir gelegentlich Führungen für Schulklassen an“, zählt Wirth das Spektrum der Aktivitäten auf.

„Wir wollen eine schöpferische Pause einlegen“

Dass nun die AG in ihre Ideensammlung hineinschreibe, es sei mit dem WOGV zu klären, „unter welchen Voraussetzungen zum Beispiel eine Beteiligung bei der Langen Nacht der Museen, der Kulturnacht, dem Höflesmarkt oder beim Tag des offenen Denkmals möglich wäre“, stößt dem WOGV-Chef schon etwas sauer auf. „Wir sind jetzt schon im Grenzbereich dessen, was pachtrechtlich möglich ist.“

Außerdem kritisiert Wirth, dass Anwohner und Hauseigentümer im Vorfeld des nun veröffentlichen Befundes weder befragt noch informiert wurden. Ein Betroffener ergriff in der Sitzung selbst das Wort: „Ich hätte es begrüßt, wenn man mich im Vorfeld kontaktiert hätte“, sagte Andreas Bosse. Der Inhaber des Getränkehandels Streng stellte klar, dass er das ehemalige Schlossereigelände am Rudolf-Gehring-Platz lediglich gepachtet habe. Seine Versuche und Vorschläge, das Gelände optisch aufzuwerten und den Zaun zu begrünen, habe ihm die Stadt aber ausdrücklich untersagt. Gleichwohl geht die AG auch auf diesen Bereich ein: „Die Hofsituation der dortigen Getränkefirma mit offen gelagerten Bierbankstapeln stört das gesamte Gebäudeensemble. Die Minimallösung wäre, den Zaun durch Begrünung zu ersetzen oder zumindest zu kaschieren“, steht wörtlich in der Ideensammlung. Aber genau diese Möglichkeit habe ihm doch die Stadt verwehrt, kontert Bosse.

Apropos Möglichkeit: Diese wurde auch der AG an anderer Stelle verwehrt. „Wir hatten beim Kelterfest im vergangenen Jahr eine Zettelaktion geplant“, berichtet Thurner auf Anfrage: „Die Gruppe hätte gerne ein Plakat mit einem Briefkasten aufgestellt. Dort hätten die Kelterfestbesucher ihre Vorschläge für den Platz einwerfen können.“ Aber dieses Ansinnen habe wiederum der WOGV abgelehnt.

„Wir sind doch nur Bürger, die sich um das Ortsbild Gedanken machen“, beteuert Schaal. Neue Gedanken zum Ortsbild wird es wohl vorerst nicht geben: „Wir wollen eine schöpferische Pause einlegen“, so Thurner. Ob jetzt wohl manche aufatmen?