Sabine Eller, Leiterin des Schlaflabors des RBK, hat über „Wege zum erholsamen Schlaf“ referiert.

Feuerbach - Sabine Eller beginnt ihren Vortrag mit einem Witz: „Wenn Sie die kommenden 90 Minuten durchhalten, ohne einzunicken, sind Sie nicht schlafgestört.“ Denn: nur Menschen mit einem gesunden Schlaf hätten die Fähigkeit, auch Langeweile durchzuhalten. Die 51-jährige Somnologin leitet das Schlaflabor an der Klinik Schillerhöhe, einem Standort des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK). Vor kurzem hat sie im Hörsaal des RBK über „Wege zum erholsamen Schlaf“ referiert.

 

Eine Krankheit, unter der zahlreiche Menschen im Laufe ihres Lebens leiden würden, sei die „Ein- und Durchschlafstörung“. Betroffene können entweder nicht oder erst spät einschlafen. Oder aber sie wachen mitten in der Nacht auf, meist gegen zwei oder drei Uhr. Sie schlafen die Nacht nicht durch, am Tage fühlen sie sich matt und erschöpft. Am Abend können sie wiederum erneut schwer ein- oder durchschlafen. Ein anderes Extrem ist die sogenannte Hypersomnie: „Hypersomnische Menschen können immer und überall schlafen“, sagt Eller. Erholt fühlten sie sich indessen nie.

Eine weit verbreitete Schlafstörung ist das Schnarchen, ein Phänomen, das keinesfalls unterschätzt werden dürfe. Schnarcher legten häufig Atempausen ein, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirke: „Bei 40 bis 60 Prozent der Schnarcher wird die Lebenszeit durch diese Atemstörung verkürzt.“ Zudem fühlten sie sich am Tage oft schläfrig und unausgeglichen.

Power-Schlaf statt „Mittagsschläfle“

Viereinhalb Stunden Schlaf seien Mindestvoraussetzung, um „einigermaßen durch den Tag zu kommen“, zwischen sechs und zwölf Stunden seien normal. Wenn der Schlaf mindestens drei Mal pro Woche und über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten gestört sei, sollten die Alarmglocken läuten: „Dann sprechen wir in der Schlafmedizin bereits von einer Schlafkrankheit. Die Folgen sind längerfristigen Schlafentzuges sind Dünnhäutigkeit, eine überhöhte Empfindlichkeit bis hin zu dramatisierendem Verhalten.“ Indiz dafür, ob jemand krank ist oder nicht, sei indessen nicht einzig die objektive Dauer des Schlafes: Manche Patienten des Schlaflabors klagten über Schläfrigkeit und Erschöpfung, obwohl ganz klar gemessen werden konnte, dass sie sich über Stunden im Tiefschlaf befanden. „Der Kern des Symptoms liegt in der realistischen Wahrnehmung für den eigenen Schlaf, nicht in seiner Dauer.“

Nachdem die Somnologin „Basics der Schlafmedizin“ vermittelt und sich fix durch die Powerpoint-Folien geklickt hat, gibt sie ihren Zuhörern konkrete Tipps, wie ein gesunder Schlaf erreicht werden kann: Lange „Mittagsschläfle“ sollten vermieden werden. Stattdessen empfiehlt die Schlafexpertin sogenannten Power-Schlaf: Ein Mal am Tag für zehn bis zwanzig Minuten, am besten am Mittag zwischen 13 und 14.30 Uhr. Denn: Bei längerem Schlaf und häufigem Einnicken, etwa vor dem Fernseher oder auf dem Beifahrersitz, bildet der Körper Wachstumshormone. Diese sorgen für Übelkeit und dämpfen den Antrieb. Insbesondere im Alter, wo mehrere Schläfchen am Tag zur Normalität werden, sollte auf ein regelmäßiges „Schlaffenster“ geachtet werden: eine konstante, späte Zu-Bett-Geh-Zeit und eine feste Weckzeit. Dazu nur ein Mal am Tag ein möglichst kurzer „Power-Schlaf“. „Dann kann der Organismus nachts herunterfahren.“

Fällt dies schwer, weil die Lebensumstände – etwa der Tod eines Nahestehenden, Sorgen oder Probleme – zu Anspannung und Grübeln führen, so empfiehlt die Somnologin: „Nicht hineinsteigern, sich beruhigende Bilder vorstellen und am nächsten Tag die Gründe erörtern. Woher kommt die Unruhe? Welche Lebensumstände belasten mich?“ Auch Depressionen können eine Ursache sein. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, empfehle sich ein Besuch beim Arzt. „Was Sie hingegen selbst für einen gesunden Schlaf tun können: Bewegen Sie sich, nach Möglichkeit an der frischen Luft, und tanken Sie Sonnenlicht.“ Von Tabletten wie Benzodiazepinen rät sie hingegen ab: „Dieses angstlösende Mittel macht süchtig – das Ursprungsproblem bekämpfen sie indessen nicht.“