Stehen die Verhandlungen in Kairo vor dem Durchbruch? Zumindest stimmen Hamas und Israel einer neuen Waffenruhe zu, um den Unterhändlern mehr Zeit zu verschaffen. Die Feuerpause hält bislang.

Stehen die Verhandlungen in Kairo vor dem Durchbruch? Zumindest stimmen Hamas und Israel einer neuen Waffenruhe zu, um den Unterhändlern mehr Zeit zu verschaffen. Die Feuerpause hält bislang.

 

Kairo/Gaza/Tel Aviv - Eine zwischen Israel und den Palästinensern vereinbarte neue Waffenruhe hält vorerst. Nach palästinensischen Raketen und einem israelischen Gegenangriff in der Nacht wurden seit den frühen Morgenstunden keine Verstöße berichtet. Eine Sprecherin des israelischen Militärs sagte, der letzte Angriff der israelischen Armee sei um 3 Uhr Ortszeit erfolgt. Danach seien auch keine Raketen mehr aus dem Gazastreifen abgefeuert worden. Israel und die Palästinenser hatten Mittwochnacht eine weitere Verlängerung der Waffenruhe im Gaza-Krieg um fünf Tage vereinbart. In dieser Zeit sollen die Konfliktparteien weiter indirekt über eine dauerhafte Waffenruhe beraten.

Kurz vor der Verlängerung der geltenden Feuerpause hatten militante Palästinenser erneut Raketen auf Israel abgeschossen. Die israelische Armee griff daraufhin nach eigenen Angaben in der Nacht zum Donnerstag mehrere Ziele palästinensischer Extremisten im Gazastreifen an, wie Armeesprecher Peter Lerner via Twitter mitteilte.

Weitere Beratungen über dauerhafte Waffenruhe

Die Verlängerung hatte der palästinensische Delegationsleiter Assam al-Ahmed am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz in Kairo mitgeteilt. Auch Ägypten und die im Gazastreifen herrschende Hamas bestätigten die Einigung. Hamas-Führer Isat al-Rischek erklärte, die Frist solle zu weiteren Beratungen über eine dauerhafte Waffenruhe dienen.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas erklärte, sie sei für diese Raketen auf Israel nicht verantwortlich. Die radikalislamische Organisation erklärte ihrerseits, Israel habe die Waffenruhe verletzt.

Die israelische Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit den Palästinensern in Kairo war zuvor nach Israel zurückgekehrt. Nach Medienberichten hatten die ägyptischen Vermittler intensiven Druck auf die Palästinenser ausgeübt, damit diese den Verhandlungen noch eine Chance geben.

Ismail Hanija, Führer der Hamas, sagte, eine dauerhafte Waffenruhe könne nur erzielt werden, wenn die Blockade des Palästinensergebiets aufgehoben werde. „Die Opfer unseres Volkes erlauben es uns nicht, über diese Forderung zu verhandeln“, teilte Hanija mit. Man werde sich bei den Verhandlungen nicht erpressen lassen. Weitere Forderungen der Hamas sind der Bau eines See- und Flughafens sowie die Freilassung von Häftlingen. Israel will eine Entmilitarisierung der Enklave.

Obama spricht mit Netanjahu

US-Präsident Barack Obama forderte in einem Telefonat mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine dauerhafte Waffenruhe. Er bekräftigte zudem die Unterstützung der USA für die ägyptischen Vermittlungsversuche, wie das Weiße Haus am Mittwoch mitteilte. Eine Einigung müsse die Sicherheit Israels gewähren und die humanitäre Krise im Gazastreifen berücksichtigen.

Israel hatte seine Offensive im Gazastreifen am 8. Juli als Reaktion auf fortwährenden Raketenbeschuss seiner Grenzorte begonnen. Vor gut einer Woche zog es seine Bodentruppen wieder ab, setzte seine Luftangriffe aber fort, mit Unterbrechungen während zweier Feuerpausen.

Seit Beginn der Offensive starben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1950 Menschen, mehr als 10.000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere Hundert Menschen erlitten Verletzungen.

Schon im Verlauf des Tages hatte Israel in Erwartung einer möglichen neuen Eskalation der Gewalt zusätzliche Truppen an die Grenze zum Gazastreifen verlegt. Israelische Medien berichteten, es seien auch weitere Reservisten mobilisiert worden.

Bei der Explosion eines israelischen Blindgängers im Gazastreifen wurden am Mittwoch sechs Menschen getötet, darunter zwei Journalisten. Das Außenministerium in Rom bestätigte den Tod des 35-jährigen italienischen Journalisten Simone Camilli, der für die Nachrichtenagentur AP arbeitete. Er war der erste ausländische Journalist, der im Gaza-Krieg getötet wurde.

Die anderen Opfer waren ein palästinensischer Journalist sowie vier Bombenentschärfer, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden. Sprengstoffexperten wollten das Geschoss aus einem dicht bewohnten Viertel in offenes Gelände transportieren, um es dort kontrolliert zu sprengen. Dann explodierte es plötzlich.