Beim Feuerseefest an der Johanneskirche gab es am Samstag Musik, Mode und vegane Würstchen. Der Profi-Slackliner Jaan Roose balancierte über das Wasser.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-West - Dass ein Seil über den Feuersee gespannt ist, hat schon fast Tradition beim Feuerseefest: Kinder können an der Hosenboje einmal quer über den Feuersee rutschen. Aber was hat es mit dem giftgrünen Seil auf sich, das sich ein paar Meter weiter über den See spannt? Es ist eine Slackline, aufgebaut von Gibbon Slacklines. Die Lines werden normalerweise in einigen Zentimetern Höhe zwischen zwei Bäumen oder Pfosten gespannt, und das Balancieren darauf sieht einfach aus als es ist.

 

Aber das Balancieren über den See ist eine andere Kategorie: Dafür ist ein Spezialist wie Jaan Roose nötig. Der Estländer ist professioneller Slack- und Trickliner, der Weg übers Wasser seine Spezialität. Vorsichtig setzt er einen Fuß vor den anderen, wartet, balanciert, macht wieder einen Schritt. Unter dem Applaus der Zuschauer kommt er auf der anderen Seite an. „Beim ersten Mal bin ich aber reingefallen“, gibt er zu und lacht. Und ergänzt: „Danach musste ich duschen. Das Wasser riecht nicht besonders gut!“

Seiltanz, Livemusik und vegane Würstchen

Seiltanz, Livemusik und vegane Würstchen: Am Wochenende fand wieder das Feuerseefest statt. Mit dabei der Dekumo-Cabana-Markt für Design, Kunst und Mode. An den Ständen wurden Taschen aus Recyclingmaterial, Sonnenbrillen mit Holzgestell oder bunte Kinder-T-Shirts verkauft.

Dabei ist auch Alexander Heitkamp aus Dresden. Er fertigt seit fünf Jahren unter dem Namen „Buchstabenorte“ typografische Stadtpläne an. Er nimmt die Form des Umrisses der jeweiligen Stadt und füllt sie mit den Namen der Stadtteile und Viertel. Danach macht Heitkamp davon Siebdruckprints. „Die Recherche ist der aufwendigste Teil meiner Arbeit“, erklärt er. „Es ist manchmal sehr schwierig, die Namen der Viertel genau dort unterzubringen, wo sie auch im Stadtplan liegen.“

„Das Feuerseefest ist ein Fest für den Westen“

Ein eher ungewöhnlicher Anblick auf einem solchen Fest ist der Stand der Erotikboutique Frau Blum, sonst ansässig an der Reuchlinstraße. Darauf angesprochen, sagt die Mitinhaberin Alexandra Steinmann: „Das Feuerseefest ist ein Fest für den Westen, und wir gehören zum Westen.“ Was das Ausstellen der Produkte angeht, lacht Steinmann und sagt: „Unsere Sachen sind geschmackvoll und unauffällig verpackt, das ist kein Problem.“

Der kindliche Wissensdurst macht auch vor unauffälligen Schachteln nicht Halt: „Papa, was ist das?“, fragt ein Mädchen im Grundschulalter den Vater, der sich die Auslage ansieht. Zuerst versucht er sich an der ehrlichen Antwort: „Wenn eine Mann und eine Frau sich sehr mögen…“ Dann entscheidet er sich doch anders: „Das erkläre ich dir später zuhause, es ist kompliziert.“