Zum Auftakt wurde nur die Anklage verlesen: Am Heilbronner Landgericht hat der Prozess gegen einen 30-Jährigen Mann aus Affalterbach begonnen, der zwischen 2011 und April diesen Jahres 19 Brände gelegt haben soll.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Heilbronn - Zehn Millionen Euro Sachschaden soll der 30-Jährige angerichtet haben, der im Verdacht steht, hinter eine Serie von Brandstiftungen in der Zeit zwischen Oktober 2011 und April 2013 zu stecken. Seit Dienstag muss er sich vor dem Landgericht Heilbronn verantworten. Den Großteil der 19 ihm zu Last gelegten Taten soll er im Landkreis Ludwigsburg begangen haben. Vor allem auf Luxuskarossen hatte es der Feuerteufel abgesehen, aber auch Firmen und Warenlager waren sein Ziel.

 

In einem Punkt sind sich das Gericht und die Verteidigung zum Prozessauftakt einig: „Dieser Fall ist ungewöhnlich“, sagte die Anwältin des Angeklagten. Die Schäden sind enorm, ein Motiv liegt der Staatsanwaltschaft aber nicht vor. „Brandstiftungen kommen immer wieder vor, aber eine Serie in diesem Umfang ist sehr ungewöhnlich“, erklärte der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Richter.

Bei der Polizei geständig, vor Gericht möglicherweise nicht

In den Vernehmungen bei der Polizei war der 30-Jährige geständig, ob er vor Gericht Angaben machen wird, sei noch offen, sagte seine Anwältin. Sie kündigte an, dass er nicht alle ihm zur Last gelegten Taten einräumen werde. Am ersten Verhandlungstag ist nur die Anklage verlesen worden, die Staatsanwältin benötigte dafür mehr als eine halbe Stunde.

Die Liste der Vorwürfe beginnt mit einer Tat am 31. Oktober 2011: Bei einer Firma in Bretten im Kreis Karlsruhe soll der Angeklagte einen mit Styropor und Isoliermaterial gefüllten Container angezündet haben. Nach einer ähnlichen Brandstiftung in Bruchsal, soll er dort im Dezember noch bei einer Werkstatt einen Polizeitransporter angezündet haben.

Mehrere Monate Pause zwischen den Taten

Erst am 7. September 2012 soll der 30-Jährige dann wieder aktiv geworden sein. Bei einem Autohaus in Bruchsal hat er angeblich einen Mercedes in Brand gesteckt. Das Feuer zerstörte mehr als 60 Autos und richtete einen Schaden in Höhe von vier Millionen Euro an. Nachdem in dem Monat noch weitere Daimler-Limousinen in Bretten in Flammen aufgingen, verlagerte der Brandstifter sein Treiben in den Landkreis Ludwigsburg. Dort soll er am 15. Oktober bei Autohäusern in Tamm und Bietigheim-Bissingen weitere Stern-Karossen abgefackelt haben. Laut Anklage fuhr der Täter bei seinem nächtlichen Treiben ebenfalls teure Autos von Mercedes und Audi.

Sein Vorgehen war meistens gleich: Der Brandstifter legte entweder Grillanzünder oder Papier auf einen Reifen und benutzte ein Feuerzeug. So soll er im Landkreis Ludwigsburg 34 Luxusautos zerstört haben. Darunter waren zwei Porsche, die im Logistikzentrum des Unternehmens am Kornwestheimer Güterbahnhof zum Abtransport bereit standen, sowie ein bei einem Asperger Autohaus geparkter Lamborghini, der einst dem VfB-Fußballer Arthur Boka gehörte. In der Nacht zum 10. März schlug der Serientäter gleich drei Mal zu: In zwei Autohäusern in Bietigheim-Bissingen soll er mehr als ein halbes Dutzend Fahrzeuge abgefackelt haben, anschließend soll er in einer Lagerhalle des Zahntechnikherstellers Dürr Dental Feuer gelegt und einen Schaden von zwei Millionen Euro verursacht haben.

Dem Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft

Die Polizei, die Anfang 2013 eine 30-köpfige Ermittlungsgruppe gründete, erwischte den 30-Jährigen am 10. April, als er gerade Müllsäcke an einem Möbelhaus in Pforzheim in Brand gesteckt hatte. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Zum Prozessauftakt erschien der Angeklagte in einem schwarzen Anzug. Aufgrund seiner schütteren Haare wirkte er älter als 30 Jahre. Er zeigte keine Unsicherheit und ließ sich fotografieren, ohne das Gesicht zu verbergen. Der Mann ist ledig und hat eine Ausbildung zum Müller absolviert. In Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) war er bis 2011 bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Die 19 Brände führten aber nie zu einem Einsatz mit seiner Beteiligung – was bei Brandstiftern, die Mitglied einer Feuerwehr sind, oft der Fall ist. Von einem Gutachten erhofft sich das Gericht Hinweise auf das Motiv des Angeklagten und eine Einschätzung zu seiner Schuldfähigkeit. Der Psychiater wird am 15. Januar gehört. Dann macht auch der Angeklagte Angaben zur Person. Bei einer Verurteilung drohen ihm zwischen vier und 15 Jahre Haft.