Für rund 51 Millionen Euro ist die Feuerwache in Möhringen gebaut worden. Der Umzug aus der Degerlocher Tränke ist eine besondere Herausforderung.

Dass Höhenretter auch in der Tiefe im Einsatz sind, mag verwirrend klingen, liegt aber in der Natur der Sache. Klettern und Retten – das geht in der Vertikalen eben immer in zwei Richtungen. Deshalb gehört zur Übungsanlage der künftigen Feuerwache 5 in Möhringen nicht nur ein 30 Meter hoher Turm samt angeschlossenem Kranausleger, sondern im Untergeschoss des Neubaus an der Sigmaringer Straße auch eine Anlage, um Rettungseinsätze in Schachtsystemen zu üben.

 

An einer großen Wand im Souterrain des rund 51 Millionen Euro teuren Neubaus der Feuerwache 5 finden sich mehrere große Löcher, durch die sich ein Erwachsener zwängen kann. Beim Blick hinein ist außer nachtschwarzer Dunkelheit nichts zu erkennen. „Von hier verzweigen sich verschiedene Schächte, in denen eine Rettung aus Schachtsystemen simuliert wird“, erklärt Sven Gross, Dienststellenleiter der Stuttgarter Feuer- und Rettungswache auf den Fildern.

Feuerwehr muss trotz Umzug jederzeit einsatzbereit sein

Bislang am Bruno-Jacoby-Weg im Degerlocher Gewerbegebiet Tränke untergebracht, soll die Feuerwache 5 ihren neuen Gebäudekomplex in Möhringen gegen Ende des Jahres in Betrieb nehmen. „Die Schlüsselübergabe findet aber schon im Herbst statt“, kündigt Gross an. Eine ganze Feuerwache umzuziehen, ist eine komplexe Angelegenheit. „Klar ist“, sagt der Sprecher der Stuttgarter Branddirektion, Daniel Anand, „dass die Einsatzbereitschaft zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein muss“. Im Extremfall sogar in dem Moment, wenn der Löschzug umzugsbedingt den Standort wechselt.

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Überhaupt verbergen sich hinter dem Begriff „Umzug“ bei der Feuerwehr zwei Projekte, erklärt der 46 Jahre alte Dienststellenleiter: Zum einen der eigentliche Umzug von Mensch und Material, zum anderen die Inbetriebnahme der Wache. Mit Letzterer beschäftigen sich 25 Arbeitsgruppen der Feuerwache – und zwar bereits jetzt, obwohl im Gebäudekomplex in Möhringen mit einer künftigen Nutzfläche von rund 9000 Quadratmetern die Handwerker noch eifrig bei der Arbeit sind.

So eine Feuerwache ist wie ein Spinnennetz

Viele Fragen müssen ganz neu geklärt werden, sagt Gross: Wo treten die Feuerwehrleute künftig an? Wie arbeitet das Geschäftszimmer? Wie stellt die Feuerwehr im Neubau die Kommunikation sicher? „Das alles ist wie ein Spinnennetz, in dem jeder Faden mit einem anderen zusammenhängt“, so der Dienststellenleiter. Der Umzug selbst laufe in drei Phasen ab. Einer Vorphase, die aktuell bereits begonnen hat: Was und wie viel muss überhaupt von Degerloch nach Möhringen umgezogen werden, und was kann weg? „Phase 2 des Umzugs beginnt dann im Juli oder August mit Schulungen und Einweisungen der Mitarbeiter.“

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Ist der Neubau im Herbst bezugsfertig, beginnt die dritte, „die heiße Phase“ von rund vier bis sechs Wochen: der eigentliche Umzug von A nach B. „Dann beginnen wir damit, nicht einsatzrelevante Teile umzuziehen“, erklärt Gross. Rund ein bis zwei Wochen vor Inbetriebnahme der neuen Feuer- und Rettungswache läuten die Verantwortlichen schließlich eine „ganz heiße Phase“ ein: In dieser Zeit müssen zum Beispiel Rettungswagen, die noch in Degerloch stehen, zum Bestücken mit Material aus bereits umgezogenen Lagern einen Schwenk über den Neubau machen. „Die geltenden Aufrüst- und Ausrückzeiten müssen in dieser Zeit dennoch beibehalten werden.“ Das ganze Prozedere ende mit dem Umsetzen des Löschzugs und der Sonderfahrzeuge.

Womit die neue Feuerwache Filder ausgestattet ist

In der künftigen Feuerwache Filder werden neben der Feuer- und Rettungswache mit Höhenrettung, die bislang bereits in Degerloch ansässig ist, auch die Abteilung Logistik der Freiwilligen Feuerwehr, das zentrale Einsatzmittel- sowie Katastrophenschutzlager, die Verwaltung des Aus- und Fortbildungszentrums der Stuttgarter Feuerwehr, der Stadtfeuerwehrverband, die Stadtjugendfeuerwehr sowie eine Notbetriebsstelle der Integrierten Leitstelle untergebracht. Letzteres sei „ein Back-up“ für den Fall, dass die Leitstelle in der Feuerwache 3 ausfallen sollte, sagt Anand.

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Die künftige Feuerwache 5 in Möhringen, die ursprünglich bereits im Sommer 2021 hätte in Betrieb genommen werden sollen, wartet auch mit einigen Neuerungen auf: So werden Rettungswagen nach einer sogenannten Infektionsfahrt in der neue Wache zuerst einen abgetrennten Bereich ansteuern, in dem Material und Einsatzpersonal gereinigt und dekontaminiert werden. „So etwas gab es in Stuttgart bislang nicht“, sagt Gross. Auf dem Dach des Flachbaus werden demnächst zudem Sportanlagen entstehen, auf denen sich die Feuerwehrleute fit halten können.

Der Umzug der Feuerwache 5 sei ein Pilotprojekt, erklärt Anand. Der letzte Neubau, den die Branddirektion Stuttgart einweihen konnte, geht auf das Jahr 1983 zurück. Damals erhielt die Feuerwache 2 in Stuttgart-West eine neue Bleibe. Die nächste Wache, die im Rahmen der Runderneuerung der Stuttgarter Berufsfeuerwehr an der Reihe ist, soll die Feuerwache 1 in Süd sein. Danach folgen Feuerbach und die Hauptfeuerwache in Bad Cannstatt.