Ein Gutachten hat vor allem dem Gerätehaus für die Kernstadt bereits im vergangenen Jahr erheblichen baulichen Nachholbedarf bescheinigt. Weil sich die Mängelliste offenbar nur schwer beheben lässt, ist im Rathaus jetzt ein Neubau im Gespräch.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Wegen hoher Sanierungskosten für die bestehende Feuerwache in der Wiesenstraße denkt die Stadt Fellbach offenbar ernsthaft über einen Neubau auf der grünen Wiese nach. Standort für ein neues Gerätehaus der Einsatzabteilung Fellbach könnte ein Grundstück an der Bühlstraße sein. Aktuell ist das Areal neben dem Autohaus Kögel allerdings als ökologische Ausgleichsfläche eingestuft. Hinter verschlossener Türe hat der Verwaltungsausschuss des Fellbacher Gemeinderats am Dienstag dennoch entschieden, das Gelände näher auf seine Eignung zu untersuchen – und einen detaillierten Kostenvergleich zwischen den beiden Standorten erstellen zu lassen.

 

Auf der Mängelliste standen Rolltore mit Quetschgefahr, rutschige Böden und das Fehlen einer Notstromversorgung

Obwohl das Thema im Rathaus noch unter Verschluss gehalten wird, sind die Überlegungen in Feuerwehrkreisen längst durchgesickert. Schließlich warten die Brandschützer darauf, dass die Stadt die Empfehlungen aus dem bereits vor Jahresfrist vorgestellten Feuerwehr-Bedarfsplan auch umsetzt. Das von einem Fachbüro erarbeitete Gutachten hatte den Floriansjüngern nicht nur eine außerordentlich hohe Leistungsfähigkeit und Traumwerte bei den Ausrückzeiten bescheinigt. Die Studie sah auch baulichen Nachholbedarf in den drei Gerätehäusern.

Die Feuerwache in der Wiesenstraße. Foto: Patricia Sigerist

Auf der Mängelliste standen Rolltore mit Quetschgefahr, rutschige Böden und das Fehlen einer Notstromversorgung. Abstriche von der Top-Bewertung gab es aber auch wegen der nicht mehr zeit-gemäßen Umkleidezone in der Fahrzeughalle. Neben dem fehlenden Blickschutz für weibliche Feuerwehrleute kreideten die Gutachter der Stadt Fellbach auch eine mangelnde Abgas-Absaugung an – just wenn die Brandschützer beim Einsatz in ihre Montur schlüpfen, stehen sie bisher im Ruß der startenden Dieselmotoren.

Ein Verkauf des Grundstücks könnte einen Teil der Kosten für eine neue Feuerwache wieder einspielen

Vor allem der Fellbacher Feuerwache wurde von den Experten deshalb auch ein „erheblicher Sanierungsbedarf“ attestiert. Die Behebung der Mängel allerdings erweist sich mit offenbar fast sechs Millionen Euro nicht nur teurer als gedacht. Hinter vorgehaltener Hand ist auch zu erfahren, dass sich im bestehenden Gerätehaus womöglich gar nicht alle notwendigen Verbesserungen wirklich realisieren lassen. Und: Nach dem Ärger um die Feuerwache Süd in Stuttgart ist es auch fraglich, ob ebenfalls Probleme mit dem Lärmschutz auftauchen, wenn es in der Fellbacher Stadtmitte um mehr als nur um Schönheitskosmetik geht. Außerdem könnte eine Rolle spielen, dass bei einem neuen Standort fürs Fellbacher Gerätehaus am Cannstatter Platz ein möglicherweise lukratives Areal für den Wohnbau frei wird.

Ein Verkauf des Grundstücks könnte einen Teil der Kosten für eine neue Feuerwache wieder einspielen. Mit welchen Beträgen die Stadt zu rechnen hat, ist unklar. Die Kosten für einen Neubau dürften aber selbst ohne Grundstück deutlich über der Zehn-Millionen-Euro-Marke liegen. Eine offizielle Stellungnahme aus dem Rathaus gibt es nicht, Stadtsprecherin Sabine Laartz verweist auf die nicht-öffentliche Beratung. Erst Ende März soll es in einem Pressegespräch nähere Informationen geben, am Vorabend wird die Feuerwehr in einer außerordentlichen Hauptversammlung auch offiziell über die Gedankenspiele informiert. Nach wie vor keine Option ist übrigens die Idee, eine gemeinsame Feuerwache für alle drei Fellbacher Abteilungen zu errichten. Auch das Gutachten hatte dem immer mal wieder aufkeimenden Vorschlag eine Absage erteilt. Die Standorte der drei Gerätehäuser in Oeffingen, Schmiden und Fellbach – ein Blick auf die als vorbildlich geltenden Ausrückzeiten belegt es – seien für die Arbeit der Feuerwehr ideal.