Die Lebensretter sollen sich künftig statt in der Fahrzeughalle in neuen Sanitärräumen einkleiden. Die Stadtverwaltung hat schon Pläne ausgearbeitet, das Feuerwehrgebäude am Cannstatter Platz zu sanieren.

Fellbach - Alarm ist im Feuerwehrgerätehaus in Fellbach. Die Tore werden geöffnet. Die Motoren der ersten Löschfahrzeuge laufen schon für die Fahrt an den Brandherd. Feuerwehrleute treffen in Eile ein. Je zwei von ihnen teilen sich einen Spind an den hinteren Wänden der Fahrzeughalle: Hose aus, sie nehmen die Einsatzhose und den Helm und ziehen sie an. Und das alles inmitten von Gestank und Qualm. Die Dieselmotoren stoßen ihre Abgase nach hinten aus, genau dort, wo sich Feuerwehrleute einkleiden. Etwas bösartig formuliert: Die Lebensretter probierten schon lange vor den Affentests eines Instituts der Automobilindustrie unfreiwillig und unkontrolliert, wie gesundheitsverträglich Stickoxid und Feinstaub aus einem Auspuff in einer Halle sind, auch wenn sie ihnen nur kurzfristig ausgesetzt sind.

 

Ein direkter Zugang von den Sanitärräumen zur Fahrzeughalle ist geplant

„Das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Feuerwehrkommandant Rainer Seeger in einer sehr gemäßigten Formulierung zu den eifrig nachfragenden Besuchern aus der CDU-Fraktion im Gemeinderat, die sich über die ihnen im Entwurf vorliegende Feuerwehrbedarfsplanung direkt im Gerätehaus informieren. Dass diese Abgase beim Umziehen zum Alltag der Feuerwehrleute im Einsatz gehörten, ohne dass es in all den Jahren zu einem Aufschrei kam, überrascht aus heutiger Sicht. Kommandant Seeger deutet ganz vorsichtig an, dass die Feuerwehrleute diesen Zustand wohl nicht mehr lange so akzeptieren würden.

Die Stadtverwaltung hat schon Pläne ausgearbeitet, das Feuerwehrgebäude am Cannstatter Platz zu sanieren. Damit endet auch eine Übergangslösung, die seit dem Eintritt junger Frauen in die Feuerwehr nicht so recht befriedigt. Dank getrennter Räume müssen sie sich künftig nicht mehr Schulter an Schulter mit männlichen Feuerwehrkameraden umziehen.

Die Fahrzeughalle soll eine Abgasabsaugung bekommen

Als Platz für einen Anbau identifiziert der Stadtbrandmeister die Lager- und Werkstatträume zwischen Fahrzeughalle und Schlauchturm. Er spricht von den „Hüttenwerken“. Räume sind getrennt nach Männern und Frauen, nach sauberer und getragener Einsatzkleidung. Neue Duschen und WCs entstehen. Ein direkter Zugang von den Sanitärräumen zur Fahrzeughalle ist geplant. „Die Renovierung funktioniert“, ist Rainer Seeger überzeugt, allerdings müssen die Zuschnitte der Räume und die Abläufe noch mit einem Fachplaner genauer bestimmt werden.

Was derzeit vorliegt, ist eine „Machbarkeitsstudie“. Das Raumkonzept könnte funktionieren, sind die Verwaltung und Seeger überzeugt. Auch Platz für einen Gerätewagen ist dort eingeplant. Der Verlust einiger Parkplätze für Feuerwehrleute im Einsatz wäre zu verschmerzen. Zehn bis 15 Brandbekämpfer kommen ohnehin aus dem Fellbacher Oberdorf mit dem Fahrrad, weil dies als schneller empfunden wird. Die Fahrzeughalle soll eine Abgasabsaugung bekommen. Die von Hand zu öffnenden Tore sollen durch automatisch aufgehende ersetzt werden. Auch die Notstromversorgung muss nachgerüstet werden. „Die Stadtverwaltung hat erkannt, dass es so, wie es ist, nicht weitergeht“, ist der Feuerwehrchef überzeugt.

Die Ausrückzeiten werden schwieriger einzuhalten sein

Das Feuerwehrgerätehaus in Fellbach wird den größten Teil der Kosten verschlingen, die die Stadt in nächster Zeit investieren muss. Im Gerätehaus in Schmiden wird ebenfalls eine Abgasabsaugung benötigt und müssen Sozialräume neu eingerichtet werden. Letzteres ist auch in Oeffingen nötig, so wie fast überall, seit Frauen in die einstige Männerdomäne der Brandbekämpfer eingedrungen sind. Im Haushaltsplan der Stadt Fellbach stehen drei Millionen Euro für den Gebäudeausbau bereit.

Der Idee, die drei Abteilungen der Feuerwehr in einem zentralen Gebäude zusammenführen, erteilt der langjährige Kommandant eine klare Absage: „Ein gemeinsamer Standort macht keinen Sinn. Das wäre dann mitten in Schmiden. Die Abteilungen Oeffingen und Fellbach würden uns wegbrechen. Die Ausrückzeiten werden schwieriger einzuhalten sein. Dann ist nichts gewonnen“, sagt Rainer Seeger.