Die Freiwillige Feuerwehr wird ein neues Fahrzeug bekommen. Nicht die Tatsache an sich, sondern vielmehr der Zeitpunkt ist ungewöhnlich.

Die Feuerwehr bekommt eine neue Drehleiter für 1,1 Millionen Euro – inmitten einer Zeit, da in der gesamten Stadt jede nicht notwendige Ausgabe wegen einer Haushaltssperre untersagt ist. Nicht der Bedarf einer neuen Drehleiter an sich, vielmehr der Zeitpunkt der Beschaffung sei ungünstig: Daraus machte Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU) am Dienstag im Ausschuss für Technik und Umwelt keinen Hehl. Doch die Drehleiter entspricht nach eigenen Angaben dem Bedarf der Ditzinger Wehr und ist zudem ein Vorführfahrzeug. Das macht die Drehleiter sowohl günstiger im Vergleich zum Neufahrzeug als auch schneller verfügbar, weil die Beschaffungszeit entfällt. Diese liegt in der Regel laut dem Feuerwehrkommandanten Peter Gsandner bei anderthalb bis zwei Jahren.

 

Gemeinderat muss zustimmen

Teure Reparaturen des in die Jahre gekommenen Bestandsfahrzeugs erübrigten sich mit dem Neukauf ebenso, so die Überlegung von Stadt und Feuerwehr, die deshalb den Kauf des Vorführfahrzeugs beantragten. Der Ausschuss für Technik und Umwelt empfahl dem Gemeinderat deshalb einstimmig, den Kauf kommende Woche zu beschließen. Von der Zustimmung des Gremiums ist auszugehen.

Letzter Kauf mit D-Mark

Im Herbst oder zum Jahresende würde die Drehleiter dann den Ditzingern zur Verfügung stehen, sagt Gsandner. Die Stadt erhält einen staatlichen Zuschuss zum Kauf in Höhe von rund 240 000 Euro.

Den Bedarf der neuen Drehleiter hatte der Gemeinderat im Grundsatz bereits mit dem Feuerwehrbedarfsplan festgestellt. „Die alte Drehleiter haben wir noch in Mark bezahlt“, sagte Bahmer. Damals habe sie eine Million Mark gekostet, jetzt koste sie 1,1 Millionen Euro. Aufgrund des Vorführmodells reduziere sich der Preis, weshalb der Kauf zum jetzigen Zeitpunkt „sehr zu vertreten ist“, so Bahmer. Ein Neufahrzeug koste laut Gsandner rund hunderttausend Euro mehr.

Die Drehleiter wird nicht nur bei Einsätzen wie Bränden ab dem dritten Obergeschoss benötigt. Wie der Kommandant Peter Gsandner darlegte, werde sie auch aus medizinischer Sicht zunehmend benötigt. Dann nämlich, wenn jemand in einem Notfall an lebenserhaltende Geräte angeschlossen sei, etwa eine Herz-Lungen-Maschine, der Patient damit aber nicht erschütterungsfrei durch ein verwinkeltes, enges Treppenhaus getragen werden könne.

Plan gilt bis 2026

Basis für den Bedarf der Feuerwehr – und die dafür notwendigen Ausgaben der Stadt – ist der Feuerwehrbedarfsplan. Der Gemeinderat hat dieses rund 70 Seiten umfassende Papier im Sommer 2021 beschlossen. Dieser Bedarfsplan ist noch gültig bis 2026 und muss dann wieder fortgeschrieben werden. Das Feuerwehrgesetz für Baden-Württemberg fordert eine „den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Gemeindefeuerwehr“. Der Plan enthält wesentliche Angaben zur Gefährdungsanalyse und bildet die Grundlage für die Aufstellung und Ausrüstung einer für einen „geordneten Lösch- und Rettungseinsatz erforderlichen“ leistungsfähigen Feuerwehr. Grundlage für die Angaben zu den Mindestanforderungen bezüglich Personal und Ausstattung sind entsprechende Aussagen vom Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg, von Gemeindetag, Städtetag und Innenministerium.