Die als finanzschwach geltende Gemeinde Grafenau plant endlich einen gemeinsamen Feuerwehrstandort für Dätzingen und Döffingen. Das neue Domizil wird gut vier Millionen Euro kosten, doch können zwei Fahrzeuge eingespart werden.

Grafenau - Den Tag, an dem die Feuerwehren unter einem Dach vereint sind, sehnt der Grafenauer Kommandant Thomas Butsch seit Jahren herbei. „Wir rücken immer gemeinsam aus. Dafür sind aber stets einige Absprachen nötig“, schildert der 53 Jahre alte Feuerwehrchef das Problem, das bisher zwischen den Dätzinger und Döffinger Einsatzkräften besteht. Für die insgesamt 70 Aktiven soll nun endlich ein gemeinsamer Standort geschaffen werden. Die Feuerwehrleute wollen damit künftig noch schneller vor Ort sein, wenn es brennt oder Not am Mann ist.

 

Enormer logistischer Aufwand

Im vorigen Jahr kamen die Ehrenamtlichen mit 79 Einsätzen auf so viele wie schon lange nicht mehr. Einen größeren Brand gab es weder in Dätzingen noch in Döffingen zu löschen. Im Januar 2018 waren aber zunächst nach dem Sturmtief Burglind umgestürzte Bäume zu beseitigen und abgedeckte Dächer zu sichern. Mehrere Menschen mussten nach Unfällen geborgen werden. Dazu zählte auch ein Baumkletterer oder eine Person, die auf einem Bauernhof verunglückte. Schlimmeres verhindern konnten die Einsatzkräfte auch, nachdem ein Topf auf dem Herd vergessen worden war und ein Defekt an einer Waschmaschine eine enorme Rauchentwicklung nach sich gezogen hatte.

„Wir konnten in sämtlichen Fällen rechtzeitig eingreifen“, berichtet Butsch. Doch sei bisher beim Kampf gegen die Uhr ein enormer logistischer Aufwand notwendig. Sowohl was den Einsatz der sieben Fahrzeuge an den bisher zwei Standorten anbelange, als auch bei der Verfügbarkeit des Personals. „94 Prozent unserer Einsatzkräfte sind im Notfall nicht in Grafenau abrufbar, sondern arbeiten außerhalb“, sagt Butsch. Zudem werden die Notlagen an den Einsatzorten immer vielfältiger, wodurch auch Spezialgeräte und entsprechende Werkzeuge mitgeführt werden müssen. Drei bis fünf Minuten verstreichen in der Regel zwischen dem Alarm und dem Ausrücken. Zumeist sind die Döffinger und Dätzinger nach sieben bis acht Minuten am Einsatzort. „Ein Mal haben wir die von uns geforderte Hilfsfrist von zehn Minuten überschritten“, stellt Butsch fest.

Mehr als vier Millionen Euro für einen Neubau

Diese Bilanz soll sich künftig verbessern, wenn unweit des Bauhofes ein neues Feuerwehrhaus errichtet wird, das den Anforderungen entspricht. Das moderne Domizil der Dätzinger und Döffinger, die im Jahr 1972 im Zuge der Gemeindereform zur Kommune Grafenau verschmolzen, ist in der Mitte der beiden Teilorte geplant. Die beiden bisherigen Spritzenhäuser, in denen es laut Butsch allein schon beim Öffnen und Schließen der Tore Probleme gibt, sind teilweise baufällig und viel zu klein, sodass die Feuerwehrautos nicht hineinpassen. Ob die Gebäude künftig genutzt oder abgerissen werden, ist noch offen.

Grafenau plant für den Neubau mit Ausgaben von mehr als vier Millionen Euro. Der Bürgermeister der auf Grund der geringen Gewerbesteuereinnahmen als finanzschwach geltenden Kommune, Martin Thüringer, hofft auf Fördergeld, das einen großen Teil der Kosten deckt. Immerhin benötige man dann zwei Fahrzeuge weniger, sagt der Schultes. Außerdem wachse mit einem gemeinsamen Feuerwehrhaus der Dätzinger und Döffingen zusammen, was schon lange zusammengehöre.

Im Kreis werden weitere neue Feuerwehrstandorte geplant

Ehningen:
In Ehningen ist ein neues Rettungszentrum geplant, in das neben der Feuerwehr auch das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter einziehen sollen. Der neue Standort ist in der Waldstraße. Der Gemeinderat beauftragte ein Planungsbüro, das sich mit dem Projekt befasst. Das alte Feuerwehrhaus ist für die 70 Einsatzkräfte zu klein geworden. Es wurde 1964 errichtet und entspricht laut einer Analyse der Unfallversichersicherung nicht mehr den heutigen Bestimmungen.

Weil der Stadt:
Zu klein geworden ist auch das Feuerwehrhaus in Weil der Stadt, das zudem ziemlich baufällig ist. Deshalb soll in der Kernstadt eine neues gebaut werden, das ausreichend Lagerkapazitäten für die Gerätschaften bieten soll. Für die Ausrüstung wurde bisher eine in Leichtbauweise errichtete Halle genutzt. Die 200 Aktiven der Feuerwehr sollen sich künftig auch in einem Saal versammeln können.