Zum ersten Mal beschäftigt die Stadt Korntal-Münchingen mit Fabian Kunberger einen hauptamtlichen Feuerwehrkommandanten. Wer steckt hinter der Personalie?

Wenn Fabian Kunberger im Januar als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr antritt, tut er das auf eine in der Stadt bisher nicht dagewesene Weise, nämlich hauptamtlich. Der Gemeinderat hat wegen der wachsenden und anspruchsvollen Anforderungen an den Kommandanten, die sich ehrenamtlich nicht mehr bewältigen lassen, im Mai eine 50-Prozent-Stelle geschaffen. Ähnliches machen immer mehr Kommunen. Das sei für ihn was Besonderes, allerdings auch nötig geworden, sagt Fabian Kunberger mit Blick auf zum Beispiel immer mehr Verwaltungsthemen. Am Tag zu arbeiten sei auch deshalb von Vorteil, weil es die Abstimmung mit der Stadtverwaltung oder Firmen erleichtere. Im Gegenzug reduziert der 34-Jährige seinen Job bei der Gewerbeaufsicht im Landratsamt auf 50 Prozent.

 

Die Stadt kennt Kunberger, der künftig 115 Einsatzkräfte, 17 Jugendliche und 20 Angehörige der Alterswehr führt: Dort aufgewachsen, war er von 2010 bis 2019 in der Abteilung Münchingen aktives Mitglied. Klassisch über die Jugendfeuerwehr kam er dabei nicht zur Feuerwehr, obwohl ihn die Technik seit jeher fasziniert. Fabian Kunberger nennt sich Quereinsteiger, hatte sich als Jugendlicher entschieden, Posaune im Musikverein zu spielen – der sich noch dazu, wie die Jugendfeuerwehr, dienstagabends traf. Erst im Hauptstudium der Umweltschutztechnik machte der 34-Jährige Nägel mit Köpfen. Bis dato hatte er allerdings eine Menge Fachliteratur rund um das Feuerwehrwesen gelesen. „In der Theorie kannte ich mich gut aus“, sagt Fabian Kunberger und lacht. Zwar sei das „eher ungewöhnlich“, es habe ihm aber geholfen.

Erst beim Musikverein, dann bei der Feuerwehr

Bald stellte er fest, dass für ihn auch das Gemeinschaftsgefühl eine große Rolle spielt – bei den Übungen ebenso wie den Einsätzen und den gemeinsamen Aktivitäten darüber hinaus. Die Feuerwehr ist ein Stückweit eine zweite Familie, sagt Fabian Kunberger. „Man erlebt sehr viele intensive Momente, positive wie negative. Das schweißt zusammen.“ Man helfe anderen, bewältige Extremsituationen und könne sich darauf verlassen, dass die Kameraden immer füreinander da sind.

Selbst wenn man ein paar Jahre andernorts Feuerwehrluft schnuppert: Im Jahr 2019 zieht Fabian Kunberger der Liebe wegen nach Gerlingen. Bei der dortigen Feuerwehr habe er sehr viel gelernt. Er hat den Maschinistenlehrgang absolviert, der es ihm erlaubt, die großen Autos zu fahren und zu bedienen, war Gruppenführer, sammelte über die Organisation von nur einer Abteilung Wissen. In Gerlingen bleibt der 34-Jährige wohnen. Er habe immer bei der Feuerwehr aufsteigen wollen. Da kam die Ausschreibung der Korntal-Münchinger wie gerufen.

Sein Führungsstil? Kooperativ soll er sein

Die der 34-Jährige als eine „sehr gute Truppe mit einem sehr hohen Ausbildungsstand“ bezeichnet, den er weiter hochhalten wolle. Bei allen, denn „ein Einzelner reißt bei der Feuerwehr nichts“. Fabian Kunberger findet, das Schöne an der Feuerwehr sei, dass viele verschiedene Menschen Wissen und Erfahrung mitbrächten, sodass selbst in der kniffligsten Situation immer irgendwer eine Idee habe. Überhaupt seien gute Ideen stets willkommen, betont Fabian Kunberger, der nach eigener Aussage einen kooperativen Führungsstil pflegen will.

Eine seiner Kernaufgaben sieht Fabian Kunberger darin, Nachwuchs zu gewinnen. Vor allem die Jugendfeuerwehr habe in der Pandemie gelitten, sei geschrumpft, auch wenn Jugendleiter und -wart alles gegeben hätten, um die Gruppe zusammenzuhalten. So bald wie möglich will sich Fabian Kunberger mit dem Team überlegen, mit welchen Aktionen sich mehr Kinder und Jugendliche, insgesamt mehr Leute ins Boot holen lassen. Klar sei, dass Präsenz wichtig sei. Vornehmen will sich der neue Kommandant auch die Einsatzvorplanung: Einsatzpläne, Leitfäden für Sonderobjekte wie Altenheime und Industriebetriebe erarbeiten, um im Notfall besser und effizienter handeln zu können.

Weniger Brände, mehr Türöffnungen

Wobei laut Kunberger die reine Brandbekämpfung längst nicht mehr die Hauptaufgabe der Feuerwehr ist. Es brenne wesentlich weniger als vor 30 Jahren. Das sei dem „sehr guten“ vorbeugenden Brandschutz wie Rauchmeldern zu verdanken. „Die retten Leben, da im Schlaf der Geruchssinn nicht funktioniert“, sagt Kunberger. Und, dass heute technische Hilfeleistungen überwiegen, wie Türöffnungen. Die erklärt der 34-Jährige mit der immer älter werdenden Gesellschaft. Verändert hätten sich auch die Einsätze bei Unfällen: Dank der Sicherheitstechnik in Fahrzeugen müsse man seltener als früher Menschen herausschneiden. „Wenn jemand eingeklemmt ist, geht es aber ans Eingemachte“, sagt Fabian Kunberger. Daher habe auch die Feuerwehr technisch stark aufgerüstet, ebenfalls sei die Kleidung heute ein „hochtechnologisches Produkt“.

Die Korntal-Münchinger Feuerwehr stand lange Zeit ohne Chef da, seitdem im Juni 2020 Thomas Bräuner überraschend sein Amt abgegeben hatte. Vorübergehend sind der zweite Kommandant Jürgen Hieber und der Münchinger Abteilungskommandant Gerald Hanle eingesprungen. Vergangenes Jahr hatte die Feuerwehr 177 Einsätze.