Die Feuerwehr Merklingen feiert ihren 150. Geburtstag. Am Wochenende gibt es ein buntes Programm und einen Festumzug.

Weil der Stadt - Es ist kurz vor Weihnachten, als einige Merklinger zusammenkommen. Das größte Geschenk machen sie sich in jenem Jahr selbst: Eine neue Feuerwehr soll der Ort bekommen. Das Gemeinderatsprotokoll vom 21. Dezember 1869 berichtet noch heute davon. Auch alte Kassenbücher sind noch erhalten, die von diesen Anfangszeiten zeugen.

 

Denn auch damals schon müssen die Kameraden erst mal finanziell selbst ran. Jeder braucht eine angemessene Uniform, also einen Feuerwehrrock, wie man damals zu sagen pflegte. Genau 140 Gulden und 57 Kreuzer kommen zusammen, die Caßler Feuerversicherungsanstalt steuert zusätzlich 20 Gulden zu. Für Tuch und Zeug spenden die Feuerwehrmänner nochmals 127 Gulden.

So können die Ehrenamtlichen gut gekleidet werden. Damit sie aber nicht weiterhin für ihre Ausrüstung selbst aufkommen müssen, fassen sie gleich noch bei der Gründungsversammlung an jenem Dezemberabend einen wegweisenden Beschluss, der bis heute gilt: Die weitere Ausrüstung solle die Gemeindekasse übernehmen.

„Wesentlicher Garant für die innere Sicherheit“

150 Jahre ist das her. Grund genug für die Merklinger Kameraden, in diesem Jahr ein großes Jubiläum zu feiern. „Neben der Polizei sind die Feuerwehren ein wesentlicher Garant für die innere Sicherheit“, sagt Weils Bürgermeister Thilo Schreiber (CDU), der stolz ist, dass es auch im Teilort Merklingen eine so schlagkräftige Truppe gibt. 48 Aktive gibt es in Merklingen derzeit.

So gesehen hat sich in 150 Jahren nicht viel verändert. Denn 1870 starten Wehrleute mit 52 Kameraden voll durch. Den Apotheker Friedrich Sprenger wählen sie zu ihrem ersten Kommandanten, sein Stellvertreter wird der Metzger Georg Dürr. Der Gemeinderat verpflichtet die beiden am 5. März 1870.

Damit hat dann auch Merklingen seine Sapeur-pompier, wie man damals zu sagen pflegt. Denn natürlich entsteht die Idee einer Feuerwehrgründung nicht im luftleeren Raum, Feuer und Verwüstungen geiseln die Menschen schon immer. Im Frankreich des 19. Jahrhunderts gibt es die ersten Feuerlöschkompanien – Sapeurs-pompiers (französisch für Feuerwehrmann) eben.

Das Besondere: die französischen Truppen setzen auf Freiwilligkeit und das Ehrenamt, in ihrer Organisation imitieren sie zudem die militärische Strenge und Disziplin. Das wird zum Erfolgsmodell – bis heute. Denn wer freiwillig engagiert ist, ist mit wesentlich mehr Motivation dabei, und der hierarchische Aufbau sorgt für Routine und Schlagkraft. 1841 ist Meißen (Sachsen) die erste deutsche Stadt, die dieses Modell einer freiwilligen Feuerwehr übernimmt, schon 1861 dann Weil der Stadt und acht Jahre später das damals noch selbstständige Merklingen. Schon 1862 geben die Weil der Städter ihren evangelischen Nachbarn Amtshilfe und zeigen, was die Wehrleute alles drauf haben.

1707 erwerben die Merklinger eine Feuerspritze

„Somit war klar: Auch Merklingen braucht ein derartiges Pompier-Corps“, heißt es in der 50-seitigen Festschrift, die die Merklinger eigens für das Jubiläum erstellt haben. Feuerlöschen war dem Würm-Ort kein Novum. Wie überall gab es eine laute Sirene, wenn es brannte, und alle Bewohner rannten herbei. Wer ohne Grund nicht kam, hatte gar eine Geld- oder Arreststrafe zu erwarten. Vom nächstgelegenen Brunnen, Bach oder Teich bildeten die Dorfbewohner dann eine Menschenkette. Die Merklinger waren schon zu jener Zeit innovativ. Als erste Gemeinde im weiten Umkreis schafften sie sich eine Feuerspritze an. Wahrscheinlich wurde dieses Gerät schon 1707 erworben.

150 Jahre Feuerwehr Merklingen. „Das ist eine Zeitspanne, die von der einfachsten Spritze bis zum hydraulischen Rettungsgerät alles an Technik bereit gestellt hat, was die Menschheit gekannt hat“, sagt Achim Koch, der Kommandant der Merklinger Abteilung. „Es macht mich stolz, dass die Wehr in diesen vielen Jahren nichts an Kameradschaft und Leistungskraft verloren hat.“

Ein buntes Programm

Noch bis Sonntag feiern die Merklinger Feuerwehrleute ihren 150. Geburtstag. Um 19 Uhr heute Abend beginnt die Après-Ski-Party mit DJ Butzemann im Festzelt. Am Samstag, 1. Juni, beginnt die Jugendfeuerwehr um 11 Uhr mit einer Schauübung. Ab 13 Uhr kann man die Fahrzeuge betrachten. Noch eine Schauübung gibt es um 15 Uhr. Der Festbetrieb mit Live-Musik beginnt um 19 Uhr. Der Sonntag, 2. Juni, beginnt um 10 Uhr mit dem Gottesdienst im Festzelt. Nach dem anschließenden Frühschoppen folgt um 14 Uhr der Höhepunkt: Der Festumzug durch Merklingen. Abends spielen „4 more friends“. Alle Veranstaltungen sind beim Feuerwehrhaus Merklingen (Untere Talstraße 59).