Aktive der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart-Weilimdorf haben gemeinsam mit der Jugendfeuerwehr den Ernstfall geprobt.

Weilimdorf - Gekonnt lenkt der „Maschinist“ das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, ein HLF 20 Baujahr 2015, um die Kurve. Auf dem Aussiedlerhof gegenüber des Grünen Heiners hinter Weilimdorf, ist Not am Mann oder an der Frau: Ein lilafarbenes aufgeblasenes Wesen liegt unter einem Traktor und ist eingeklemmt. Schnell erfasst Gruppenführerin Birgit Unger die Lage. Ruhig und bestimmt weist sie die Männer und Frauen ein, die flink aus dem HLF gesprungen sind und sich in voller Montur vor ihr aufgestellt haben. Die Retter sind Mitglieder der aktiven Freiwilligen Feuerwehr Weilimdorf und der Jugendfeuerwehr, die – wie jedes Jahr in den Sommerferien – ihre gemeinsame Übung durchführen. Und diesmal gibt es auf dem Döbel-Ritz-Hof viel zu tun. Nicht nur muss der Traktor mit einem aufblasbaren Hebekissen unter der Achse angehoben und die eingeklemmte Person befreit werden, auf der anderen Seite des landwirtschaftlichen Anwesens brennt es auch noch. Dort haben sich der Einsatzleitwagen, Löschfahrzeuge und ein Hubrettungsfahrzeug mit Drehleiter in Stellung gebracht.

 

Dichter Rauch kriecht aus einem Spalt am Scheunentor. Die Wirkung ist beeindruckend, obschon klar ist, dass es kein echter ist. „Völlig ungefährlich. Wir nutzen eine Nebelmaschine, das ist Diskonebel“, ruft ein Feuerwehr’ler im Vorbeigehen. Ein zweiter Trupp aus Aktiven und Mitgliedern der Jugendfeuerwehr bereitet behände und gekonnt Schläuche vor, schließt sie an, fährt die Drehleiter aus. Jeder Handgriff muss sitzen. „Eine Riegelstellung wird vorbereitet“, erklärt Patrick Schöffner, zweiter stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Weilimdorf. „Damit soll im Ernstfall verhindert werden, dass ein Brand durch Wärmestrahlung oder Funkenflug auf andere Gebäude übergreift.“ Einen solchen Riegel zwischen Bauten schieben, kann man beispielsweise mit einer Wassergasse.

Üben für den Ernstfall

Vor der Scheune schickt sich nun ein Brüdertandem an, einer von den Aktiven, einer von den Jungen, das Tor zu öffnen, den Schlauch im Anschlag, um hineinzugehen. Auch dahinter ist eine Person in Gefahr und muss gerettet werden. Wieder eine Puppe freilich, vier Feuerwehrmänner tragen sie heraus, legen sie auf die Rettungstrage, wo sie erstversorgt wird. „Es gibt einen Rettungsgrundsatz, nach dem die technische Rettung abläuft“, so Schöffner. „Und die lautet: Sichern, Zugang Schaffen, Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Befreien, Übergabe an den Rettungsdienst.“ Das haben die Trupps längst verinnerlicht. Mit Verve kümmern sie sich die einen um die „Verletzten“, während die anderen den Brand in den Griff bekommen.

Durchaus fröhlich geht es dabei zu, was im Ernstfall anders wäre. „Man lernt, was in der Praxis zu tun ist, aber solch eine gemeinsame Übung soll auch Spaß machen – sie ist immer eines der Highlights für die Jugendfeuerwehr.“, sagt Patrick Schöffner. Wobei, so fügt er schmunzelnd hinzu, es doch recht unwahrscheinlich sie, dass sich gleich zwei solcher Situationen – Brand und eingeklemmte Person – auf einem Hof zutrügen. „Man will eben verschiedene Situationen durchspielen. So ein Ereignis ist auch Nachwuchsakquise.“ Schließlich sollen möglichst viele der 21 Jungs und Mädchen zwischen zehn und sechzehn Jahren, die sich derzeit bei der Weilimdorfer Jugendfeuerwehr engagieren, mal zu den Aktiven überwechseln. Dort sind derzeit rund 60 Freiwillige tätig. „Wir haben ganze Feuerwehrfamilien“, sagt Patrick Schöffner. Er bekräftigt leidenschaftlich: „Wenn’s dich mal gepackt hat, dann bleibst du dabei.“