Nach der Hitze nun der Starkregen: Vielerorts gibt es überflutete Keller und Straßen – und in Baden-Württemberg sogar eine überschwemmte Altstadt. Der Überblick über eine unruhige und nasse Nacht.
Heftige Unwetter mit Starkregen und Hagel haben Einsatzkräften in verschiedenen Teilen Deutschlands am Abend und in der Nacht viel abverlangt. Besonders betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg. Der Überblick:
Baden-Württemberg
- Im Südwesten trat in Bruchsal ein Fluss über die Ufer, die Altstadt des Stadtteils Heidelsheim wurde überflutet. Zwischenzeitlich habe das Wasser bis zu 1,50 Meter hoch gestanden, teilte die örtliche Feuerwehr mit.
- Nach Angaben der Hochwasserzentrale erreichte der Fluss Saalbach am Pegel Bruchsal gegen 2.30 Uhr mit gut 2,13 Metern den höchsten Stand und übertraf knapp die Marke für ein sogenanntes 100-jährliches Hochwasser von 2,10 Metern. Die Bevölkerung wurde per Warn-App aufgefordert, Untergeschosse und Erdgeschosse in bestimmten Bereichen zu räumen und höhere Geschosse aufzusuchen.
- Auch in der Kernstadt Bruchsal sei es zu Überflutungen gekommen, etwa von Unterführungen. An beiden Orten seien die Pegelstände aber wieder gesunken.
- Vor allem der Landkreis Karlsruhe war von den heftigen Unwettern betroffen. Die Hochwasserzentrale des Landes warnte am Dienstagabend, wegen lokal teils extrem heftigen Starkregens seien nicht nur in der Nacht, sondern auch im Verlauf des Mittwochs starke Anstiege der Wasserpegel an manchen Bächen und kleinen Flüssen möglich.
- Die Karlsruher Polizei bat Menschen angesichts der Unwetterlage darum, auf nicht dringliche Fahrten zu verzichten. Der Kreisfeuerwehrverband des Landkreises teilte kurz vor Mitternacht mit, bis jetzt hätten die Feuerwehrleute mehr als 500 Einsätze abgearbeitet.
Rheinland-Pfalz
Auch in anderen Bundesländern meldeten die Einsatzkräfte vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Von Schwerverletzten oder gar Toten war zunächst nichts bekannt. Den Unwettern vorausgegangen war eine Hitzewelle, die mit bis zu 36,5 Grad am Dienstag im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler ihren Höhepunkt erreichte. Nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes war es der bisher heißeste Tag des Jahres.
Bayern
In Bayern kollidierte ein Eurocity nahe Bad Endorf mit einem in den Gleisbereich gestürzten Baum und blieb liegen. In dem Zug saßen rund 260 Menschen, die mit Kleinbussen nach Prien gebracht wurden, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Laut Bundespolizei gab es keine Verletzten. Die Oberleitung sei beschädigt und müsse repariert werden, teilte die Bahn mit. Mit einer Freigabe des gesperrten Streckenabschnitts zwischen Bad Endorf und Prien nahe dem Chiemsee sei in den Morgenstunden zu rechnen. Fernverkehrszüge wendeten oder beendeten ihre Fahrt vorzeitig.
Bei einem Unfall wegen Starkregens haben sich auf der Autobahn 9 im oberbayerischen Landkreis Eichstätt zwei Autos überschlagen. Nach aktuellem Kenntnisstand hatte am Dienstagabend ein Autofahrer in Fahrtrichtung München auf der Höhe von Denkendorf wetterbedingt die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, wie die Polizei mitteilte.
Niedersachsen
Auch im niedersächsischen Landkreis Ammerland kam es zu Behinderungen im Bahnverkehr: Aufgrund des Unwetters stürzte ein Baum auf eine Oberleitung, woraufhin der Zugverkehr am Bahnhof Augustfehn in Apen am späten Dienstagabend laut Feuerwehr komplett zum Erliegen kam. Ein Personenzug, der sich auf der Strecke befand, wurde gestoppt.
In Ostfriesland führten heftige Regenfälle zu Hunderten Feuerwehreinsätzen. Betroffen war vor allem die Stadt Aurich, wie ein Sprecher der Einsatzzentrale in Wittmund sagte. Aus einem Pflegeheim mussten rund 25 Bewohner abends in eine Sporthalle gebracht werden. In dem Heim hatten sich Deckenplatten gelöst. In einem Auricher Krankenhaus arbeiteten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk daran, eine Evakuierung zu verhindern.
Nordrhein-Westfalen
Auch in Nordrhein-Westfalen hatten die Unwetter Folgen. „Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind im Einsatz“, sagte ein Sprecher der Duisburger Feuerwehr am Dienstagabend. Fast das ganze Stadtgebiet sei betroffen. Ganz klarer Schwerpunkt der Einsätze seien Probleme mit Wasser – Überflutungen in Kellern und Unterführungen. Die Polizei berichtete zudem von mehreren überfluteten Stellen auf der Autobahn 59 und Autobahn 42 in der Nähe von Duisburg und warnte vor Aquaplaning.
So geht es mit dem Wetter im Südwesten weiter
- Gewitter: In Teilen Baden-Württembergs werden erneut Gewitter und teils einzelne Unwetter erwartet. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach kann es ab dem Nachmittag bis in die Nacht zum Donnerstag gewittern, dabei sind lokal Starkregen mit bis zu 25 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in einer Stunde, Hagel und Sturmböen bis zu 80 Kilometer pro Stunde möglich.
- Hagel und Sturmböen: Vereinzelt könne es auch zu Unwettern mit extrem heftigen Starkregen mit bis zu 50 Litern Niederschlag pro Quadratmeter in kurzer Zeit, Hagel mit Korngrößen um die drei Zentimeter und schweren Sturmböen mit Geschwindigkeiten um 90 Kilometer pro Stunde kommen. Der Schwerpunkt wird es laut DWD wahrscheinlich im Süden und Südosten Baden-Württembergs liegen.
- Hitze und Schauer: Am Vormittag soll es zunächst einen Mix aus Sonne und Wolken geben. Gegen Mittag werde es zunehmend bewölkt mit gebietsweisen Schauern und Gewittern. Im Tagesverlauf bleibt es nach Angaben der Meteorologen weiterhin heiß, wenn auch in geringerem Ausmaß als an den Vortagen. Die Höchstwerte liegen zwischen 25 Grad im Bergland und 30 Grad im Kraichgau.
- Heißester Tag: Mit 36,3 Grad war am Dienstag in Waghäusel-Kirrlach im Landkreis Karlsruhe nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der bundesweit zweithöchste Wert gemessen worden. Zugleich war der Dienstag nach den vorläufigen Daten der bislang heißeste Tag des Jahres in Baden-Württemberg.
Es bleibt heiß
Auch in den kommenden Tagen kann die Temperatur in Baden-Württemberg um die 30 Grad erreichen, hieß es. Dann gilt wieder: viel trinken, im Schatten bleiben, nachts lüften, leichte Kleidung tragen, mit Sonnencreme einschmieren und auf Mitmenschen achten. Generell rät das Stuttgarter Gesundheitsministerium, sich während der Mittagshitze möglichst in Innenräumen oder im Schatten aufzuhalten und körperliche Anstrengungen zu vermeiden.
Erst zum Wochenende sollen die Temperaturen deutlich unter die 30-Grad-Marke fallen. Dann soll es erst mal ein wenig kühler werden – mit Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad.