Menschen, die anderen ihre Zeit schenken, gebührt ein Dankeschön. Wie dem Feuerwehrmann Jonathan Bender.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Stuttgart-Birkach/Plieningen - Es ist kleiner als ein Handy, hat zwei graue kleine Knöpfe und einen größeren gelben. Das ist das Gerät, das sich immer wieder aufs Neue ins Leben von Jonathan Bender piepst. Der Alarm bedeutet, dass der 27-jährige Elektrotechniker gebraucht wird – und zwar sofort. Das kann zu jeder Zeit passieren, egal, ob er gerade Lust darauf hat oder nicht. Jonathan Bender ist Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr in Birkach.

 

Er hat sich ein Hobby ausgesucht, das immer wieder in sein Privatleben ragt. Es braucht Leute wie Jonathan Bender, denen das nichts ausmacht, die die Party verlassen oder die Arbeit Arbeit sein lassen, wenn es irgendwo brennt. Dabei ist der freiwillige Job nicht ohne. Schließlich kann jedes Piepsen bedeuten, dass er in eine Situation katapultiert wird, die viele Menschen als ihren Albtraum beschreiben würden. Bisher hatte er Glück: „Ich hatte noch nie mit Leichen zu tun.“ Doch das ist eher Zufall; seine Kameraden sind nicht alle verschont geblieben.

Der Plieninger macht kein Aufhebens um seinen Einsatz zum Wohle der Allgemeinheit. Er ist sowieso nicht der Typ, aus dem die Erzählungen heraussprudeln, der ergründet, warum er tut, was er tut und wie es ihm damit geht. „So bin ich nicht“, sagt er. Er erledigt, was zu erledigen ist, der Rest ergibt sich. Trotz dieser Zurückhaltung berichtet Jonathan Bender, wie es mit ihm und der Freiwilligen Feuerwehr in Birkach angefangen hat. Er war zwölf Jahre alt, und zwei seiner älteren Brüder sowie Kumpels aus der Schule waren bei der Wehr. Dass Jonathan Bender ebenfalls eingetreten ist, war eigentlich nur logisch. Er wollte sein, wo seine Freunde waren. „Ich bin in die Gruppe und in die Technik reingewachsen“, sagt er.

Es gibt es Momente, in denen Bender den Piepser verflucht

Mit 18 Jahren ist er vom Jugendfeuerwehrmann zum Aktiven geworden. Die Schonfrist war damit vorbei, fortan ist er zu Einsätzen mitgefahren. An seinen ersten kann er sich nicht mehr erinnern. „Bestimmt ein Fehlalarm“, sagt er und grinst. Der erste, der ihm im Gedächtnis geblieben ist, war ein brennendes Auto in einer Garage. Verletzt wurde damals niemand.

Heute hat der 27-Jährige Verantwortung. Er ist Gruppenführer und Jugendwart. Wenn er über seine Aufgaben spricht, benutzt er immer wieder Begriffe wie Großschadenslage oder Massenanfall von Verletzten. Das sind Wörter, die so sperrig sind, dass ihre Bedeutung dahinter verblasst. Es klingt fast ein bisschen abgebrüht, wenn Jonathan Bender so redet. Doch er meint es anders. Das zeigen die Momente, in denen seine Stimme brüchig wird, in denen seine Gefühle zum Vorschein kommen. Zum Beispiel, wenn er beschreibt, wie es sich anfühlt, zu einem Unfall auf der Autobahn zu kommen und zu wissen, „da vorne ist jemand gestorben“.

Freilich gibt es Momente, in denen Jonathan Bender den Piepser verflucht. Aber er ist zu seinem ständigen Begleiter geworden. Außerdem: „Man sieht es den Leuten, denen man hilft, an, wenn man etwas geleistet hat.“ Das ist für Jonathan Bender Dank genug. „Dann hat es sich gelohnt.“ Zum Beispiel mitten in der Nacht aufzustehen. Dabei hilft ihm im Zweifel auch der Adrenalinschub, den der Piepser auslöst.

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