Die Freiwilligen Feuerwehren von Denkendorf, Berkheim und Hegensberg trafen sich zur Waldbrandübung im Körschtal.
In Südeuropa brennen derzeit die Wälder, und jüngst standen auch in Brandenburg und Sachsen viele Hektar Wald in Flammen. Auch wenn die Feuerwehr die Waldbrandgefahr im Landkreis Esslingen als nicht allzu groß einschätzt, müssen die ehrenamtlichen Brandbekämpfer auch hier wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Die Freiwillige Feuerwehr Denkendorf rief deshalb zu einer Waldbrandübung im Körschtal, an der auch die Wehren aus Esslingen-Berkheim und Hegensberg beteiligt waren.
Erdacht hatte sich das Szenario der stellvertretende Denkendorfer Feuerwehrkommandant Tim Sachs: Im Wald bei der Saulachhütte im Körschtal war ein Feuer ausgebrochen. Gefunden wurden zudem die Rucksäcke von zwei Kindern, die vermutlichen Zündler. Damit gilt es für die Feuerwehr, sowohl den Brand zu bekämpfen als auch die Kinder zu finden. Zudem sind in dem Waldstück regelmäßig viele Fußgänger, Fahrradfahrer und auch Reiter unterwegs. Auch sie müssen geschützt werden. Um die Übung möglichst realistisch zu gestalten, hatten die 44 Denkendorfer Feuerwehrleute lediglich den Einsatzbefehl bekommen. Vorab mit wenigen groben Eckdaten ausgestattet worden waren nur die Führungskräfte.
Geübt werden sollte vor allem die Kommunikation. „Das ist bei einem Waldbrandszenario besonders wichtig“, erklärt der Denkendorfer Kommandant Frank Obergöker, der als Einsatzleiter fungiert und sich zunächst ein Bild des Geschehens macht, um dann das weitere Vorgehen zu koordinieren. Eine Waldkarte zeigt ihm, welche Wege überhaupt mit den schweren Einsatzwagen befahren werden können. Eine Schranke versperrt zunächst die Durchfahrt. Für die hat die Feuerwehr jedoch einen Schlüssel – und rasch ist der Weg frei.
Notfalls wird Wasser aus der Körsch entnommen
Eine Schwierigkeit: Im Wald gibt es, anders als in bewohntem Gebiet, keine Hydranten, an die man die Schläuche anschließen kann. Das Löschwasser wurde deshalb aus einem Löschwassertank der ebenfalls im Körschtal gelegenen Firma Wolff und Müller entnommen – auch um die Körsch nicht übermäßig zu belasten. Zur Erleichterung von Bürgermeister Ralf Barth, der sich vor Ort ein Bild machte. „Im Ernstfall würden wir natürlich auch die Gewässer anzapfen“, erklärt Tim Sachs. Rasch wird klar, dass die Denkendorfer Helfer den Brand nicht alleine unter Kontrolle bringen würden. Deshalb fordert Sachs Unterstützung der Esslinger Feuerwehrabteilungen aus Berkheim und Hegensberg an. In rascher Abfolge treffen nach den Denkendorfern auch die Feuerwehrfahrzeuge aus Berkheim und Hegensberg beim Wanderparkplatz an der Körschtalstraße ein. Etliche werden gleich an andere Einsatzorte wie etwa das Firmengelände mit dem Löschwassertank beordert.
In Hegensberg verfügt man über eine sogenannte Wasserförderkomponente mit 2000 Meter Schlauch. Diese Schlauchleitung wird dringend gebraucht, um das Löschwasser vom Firmengelände zum Brandort im Wald zu bringen. „Die langen Wegstrecken sind bei Waldbränden eine große Herausforderung“, sagt Sachs. Bis jedoch die Leitung liegt, sind die beiden Tanklöschfahrzeuge der Denkendorfer gefragt, die je 2000 Liter Wasser fassen und die erste Brandbekämpfung übernehmen. Immer wieder fragt Sachs vom Parkplatz aus die aktuelle Lage am Brandort ab. Bei einem realen Einsatz wären auch DRK, Notarzt und Polizei vor Ort. Man könne zudem bei Bedarf Rettungshunde oder Drohnen zur Beobachtung anfordern, erklärt er. Insgesamt fühle man sich für Waldbrände gut gerüstet, betont Obergöker.
Hilfreich ist ein Bildschirm mit interaktiver Karte
In Hegensberg ist auch der einzige große Einsatzleitwagen des Landkreises stationiert, der für größere Einsätze gedacht ist. Er übernahm nach seinem Eintreffen die Funktion des kleinen Denkendorfer Einsatzleitwagens. Aus der rollenden Leitstelle heraus koordiniert Obergöker, unterstützt von etlichen Kollegen, den fiktiven Einsatz.
Hilfreich ist dabei ein großer Bildschirm mit einer interaktiven Karte, auf der die Standorte aller beteiligten Fahrzeuge markiert sind. Denn die Helfer mussten sich zur Brandbekämpfung und dem Herbeischaffen des Wassers großflächig im Gelände verteilen. Zudem könne man sich in dem Wagen auch abschirmen, um konzentriert und ohne äußere Störungen den Einsatz zu koordinieren, erklärt Sachs und simuliert gleich mal einen besorgten Vater, der seinen Sohn im Wald vermutet. Er wird zur Betreuung an das DRK übergeben. Wichtig sei bei einem solchen Einsatz auch der Eigenschutz, sagt Tim Sachs. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht vom Feuer eingeschlossen werden.“
Am Ende des Einsatzes ist der Brand gelöscht, und die Einsatzleiter sind zufrieden. „Die Mannschaft war sehr motiviert“, lobt Frank Obergöker. „Die Übung lief sehr strukturiert ab, und jeder hat seine Rolle gut gespielt“, ergänzt Sachs. Nun erwartet die ehrenamtlichen Helfer noch das Aufräumen und Säubern der Ausrüstung. Ein bis zwei Stunden werde das schon dauern, sagt der Kommandant.
Geringeres Risiko im Kreis
Brandgefahr
Die Waldbrandgefahr schätzt Frank Obergöker in Denkendorf als nicht sehr hoch ein. Anders als etwa in Brandenburg mit seinen riesigen Waldflächen sei der Wald hier in kleinteilige Parzellen eingeteilt mit vielen Wegen dazwischen. Zudem bestehe er hauptsächlich aus Laubbäumen, was das Brandrisiko verringere. Und noch ein großer Vorteil: „Wo Wald ist, ist in Denkendorf auch ein Bach in der Nähe“, sagt Tim Sachs. Auch der Esslinger Feuerwehrkommandant Oliver Knörzer, der den Einsatz beobachtete, bestätigt dies. Im Landkreis gebe es eher mal kleinere Waldbrände. „Weil alles gut erschlossen ist, kommen wir gut an die Brandstellen.“
Gefahrenstufe
Dennoch bringt die derzeitige Trockenheit Einschränkungen für Waldbesucher mit sich. Rauchen und offenes Feuer im Wald seien damit verboten. Eine Ausnahme bildeten ausgewiesene Grillstellen, die man bewusst offengelassen habe, um wildes Grillen zu verhindern, so Knörzer.