Der historische Museumszug dampft am Tag des offenen Denkmals auf ungewohnter Strecke von Korntal bis in die Keplerstadt.

Korntal/Weil der Stadt - Wäre die mächtige und schöne Lok komplett und nicht nur an den Rädern rot lackiert, fast hätte man sie für Harry Potters Hogwarts-Express halten können. In Korntal reicht auch Gleis 1 zum Einsteigen und kein undurchsichtiger Zugang auf Gleis neundreiviertel. Marco Esteves wäre darüber nicht wenig amüsiert gewesen, ist der 31-Jährige aus Kornwestheim doch genau die Generation junger Leute, die die Romane über den Zauberlehrling geradezu verschlungen haben.

 

Aber wie sieht es mit jungen Leuten im Verein, bei der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen Stuttgart, kurz GES, aus? Armin Herdecker aus Leonberg, der Vorsitzende der GES, gibt bereitwillig Auskunft: „Da ist noch immer viel Interesse, wir werden häufig angesprochen.“ Seine Worte unterstreicht die Tatsache, dass auf der rauchgeschwängerten Fahrt am Sonntag – der Feurige Elias fährt von Korntal über Ditzingen, Leonberg und Renningen bis nach Weil der Stadt – einige jugendliche Schaffner und Schaffnerinnen kassieren und die Fahrgäste kontrollieren, alle mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

6000 Liter Wasser zum Nachfüllen

Mit dem historischen Plattformwagen und der 64 419 ist die GES am Tag des offenen Denkmals in Richtung Keplerstadt unterwegs. Die 64 419 ist eine Dampflok der DBK Historische Bahn, eine leichte Tenderlokomotive aus dem Jahr 1937. Sie zieht die Waggons aus der Zeit von 1899 bis in die 1950er Jahre mit offenen Plattformen, gut gefüllt mit allerhand Neugierigen und vielen Eisenbahnromantikern. Weil die eigentliche Lok 16 noch in der Inspektion ist, musste die GES die Lok mieten. Eine solche Inspektion dauert mehrere Jahre. „Unsere Vereinsmitglieder machen das alles in ihrer Freizeit und ehrenamtlich. So kann es manchmal dauern. Im Spätherbst wird sie wieder eingesetzt“, freut sich Armin Herdecker.

Die Kohle für die Lok, drei Tonnen an diesem Tag, kommt heutzutage aus Großbritannien und ist besonders raucharm. Auch die 6000 Liter Wasser zum Nachfüllen müssen gesondert organisiert werden. Zur Freude der vielen mitfahrenden Kinder übernimmt dies am Korntaler Bahnhof die Feuerwehr unter großem Gezische und sehr viel Wasserdampf.

Bauarbeiten dauern noch bis Ende September

Dann geht es endlich los. Bei herbstlichem Regenwetter führt der Weg über das noch befahrbare Reststück der „Württembergischen Schwarzwald-Bahn“ über Ditzingen, Leonberg und Renningen in die Geburtsstadt von Johannes Kepler. Langsam setzt sich der Zug in Bewegung, er rollt sanft, später geht dies in ungewohntes Ruckeln über, der Kaffee im rustikalen Speisewagen schwappt dennoch nicht über den Rand. Das ungewohnte Fahrgefühl gefällt den Besuchern und auch die hölzernen Sitzbänke in den zum Teil 120 Jahre alten Waggons sind recht bequem. Aber warum fährt der historische Museumszug an diesem Sonntag ausgerechnet in die ehemalige Freie Reichsstadt? Normalerweise ist der Weissacher Bahnhof das Ziel. Alle für diesen Tag vorgesehenen Fahrten mussten wegen Brückenarbeiten der Gemeinde Hemmingen im Bereich des Wohngebiets Hälde und einer damit verbundenen Streckensperrung entfallen, erklärt Armin Herdecker.

Die Bauarbeiten dauern noch bis Ende September an, eigentlich hätten sie schon fertig sein sollen. Dieser unvorhersehbare Sachverhalt sei etwas schwieriger zu organisieren gewesen, erklärt Herdecker, denn die Strecke nach Weissach sei wegen besserer Zeitfenster zu befahren.

Elias fährt seit mehr als 30 Jahren

Seit mehr als 30 Jahren ist der historische Museumszug Feuriger Elias im Einsatz, den Verein GES gibt es schon seit über fünfzig Jahren, wie der Vorsitzende Armin Herdecker nicht ohne Stolz erzählt. Und dank der großen Nachfrage wird es ihn hoffentlich noch einige Zeit länger geben.