Chung Mong-Joon will Nachfolger von Fifa-Präsident Sepp Blatter werden. Der Südkoreaner versteht sich als „Krisenmanager und Reformer“. Kann er Michel Platini gefährlich werden?

Paris - Mit scharfen Attacken gegen den scheidenden Fifa-Boss Joseph Blatter hat der Südkoreaner Chung Mong-Joon seine Kandidatur um den Chefposten im Fußball-Weltverband offiziell verkündet. „Die Fifa ist so eine korrupte Organisation geworden, weil die gleiche Person und ihre Kumpanen sie seit 40 Jahren führen. Absolute Macht korrumpiert absolut“, sagte der 63-Jährige bei einer Pressekonferenz am Montag in Paris.

 

Chung ist der erste offizielle und bislang einzige ernsthafte Konkurrent für UefA-Boss Michel Platini um die Blatter-Nachfolge. Der Franzose soll die Unterstützung der Verbände aus Europa, Nord- und Südamerika und auch aus Chungs Konföderation Asien haben, was ihn zum großen Favoriten bei der Wahl am 26. Februar 2016 beim außerordentlichen Fifa-Kongress macht.

Chung gilt schon länger als Blatter-Kritiker

Chung saß von 1994 bis 2011 im Fifa-Exekutivkomitee und war zeitweise auch Fifa-Vize unter Blatter, als dessen Kritiker er schon damals galt. Vor vier Jahren schied er aus dem Amt, da die asiatische Konföderation Prinz Ali bin al-Hussein für diesen Posten nominierte. Als damaliger Präsident des südkoreanischen Fußball-Verbandes war der Sohn von Hyundai-Gründer Chung Ju-Yung 2002 maßgeblich an der WM-Organisation in seinem Heimatland beteiligt.

„Nach Jahrzehnten eines sich ausweitenden Korruptionszirkels braucht die Fifa einen Führer, der Common Sense, Transparenz und Rechtschaffenheit zurückbringt“, sagte Chung. Als Wahlkampfprogramm kündigte er unter anderem die Offenlegung der Präsidentenbezüge und eine Amtszeitbeschränkung für künftige Fifa-Chefs an. Er selbst wolle nur für vier Jahre den Weltverband führen.

Süffisante Bemerkungen über Platini

Über seinen Mitbewerber Platini machte Chung süffisante Bemerkungen: „Michel war ein großer Fußballer. Ich habe mit ihm zweimal Golf gespielt, sein Schwung ist nicht so großartig, es ist gut, dass er Fußballer und nicht Golfer geworden ist.“

Chung, dessen Vermögen von Forbes auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt wird, monierte zudem die „Vater-Sohn-Beziehung“ zwischen Blatter und Platini in der Vergangenheit. Mittlerweile hat sich diese aber in eine offene Fehde der Funktionäre verwandelt. „Es ist plötzlich modern, Blatters Feind zu sein, das ist zu bequem“, sagte Chung.

Bis zum 26. Oktober müssen alle Kandidaten ihre Unterlagen bei der Fifa einreichen und dabei mindestens fünf Unterstützerschreiben nationaler Fußball-Verbände präsentieren. Mit Spannung darf erwartet werden, wie die asiatischen Verbände auf Chungs Kandidatur reagieren. Aus dem arabischen Raum mit Fifa-Vize Scheich Salman bin Ebrahim al-Khalifa soll Platini breite Unterstützung haben.

Unklar ist noch, ob auch Prinz Ali bin al-Hussein wieder antritt. Der Jordanier war am 29. Mai gegen Blatter gescheitert. Vier Tage später kündigte der Schweizer angesichts der umfangreichen Korruptionsermittlungen der US-Justiz und der Schweizer Behörden aber seinen Rückzug an. Chancenlos sind die Ambitionen des früheren brasilianischen Fußballstars Zico und des Verbandspräsidenten aus Liberia, Musa Bility.