Die Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf wird 20 Jahre alt – das Figurentheater Phoenix gratuliert mit einem Festival. Die Karlsruher Bühne Marotte gastierte mit „Er ist wieder da“ nach Timur Vermes.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Schorndorf - Adolf Hitler hat Kopfschmerzen. Mit rollendem R, natürlich. Der Diktator ist im Jahr 2011 aufgewacht. Doch erinnern kann er sich nur noch an einen gemütlichen Abend mit Eva Braun, im April 1945. Als er zu einem Kioskbesitzer Kontakt aufnimmt, nehmen Ereignisse ihren Gang, die ihn zum gefeierten Medienstar machen.

 

Das ist die Rahmenhandlung des Romans „Er ist wieder da“ von Timur Vermes, der 2015 auch verfilmt wurde. Aber wie funktioniert dieser Stoff als Theaterstück – als Figuren-Theaterstück, um genau zu sein? Die Darsteller Carsten Dittrich und Jan Mixsa vom Karlsruher Figurentheater Marotte haben es am Samstagabend im Figurentheater Phoenix in Schorndorf gezeigt.

„Er ist wieder da“ als Theaterstück – kann das funktionieren?

Gerade weil die Darsteller die Puppen so gekonnt zum Leben erwecken, wirkt das Theaterstück auf die Zuschauer viel direkter als etwa ein Buch oder ein Film. Die Zuschauer selbst sind gezwungen, sich Fragen zu stellen. Darf man über Hitler lachen? Einem der größten Schlächter aller Zeiten applaudieren und mitmachen, wenn er vom kasperltheaterhaften „Zicke-zacke-hoi-hoi-hoi“ zum „Sieg Heil“ wechselt?

Der Diktator als Marionette war am Samstag gewissermaßen ein Geburtstagsgast – für den Spielort des Theaters, die Barbara-Künkelin-Halle. Diese ging im Jahr 2000 in Betrieb. „Vorher waren wir in einem alten Gebäude in der Schlichtener Straße. Das war zwar auch schön; aber hier haben wir als Theater natürlich viel mehr Möglichkeiten“, erinnert sich Ute Assef. Sie betreibt das Phoenix seit 1986, gemeinsam mit ihrem Mann Soran Assef.

Das Figurentheater Phönix richtet das Festival aus

Das 20-Jährige Bestehen der Halle hat das Figurentheater Phoenix zum Anlass genommen, das jährlich stattfindende Festival „Figurenspiele“ diesmal bei sich auszurichten. Vom 4. Oktober an bis zum Finale am Sonntag standen sechs Stücke auf dem Programm, gespielt von Mitgliedsbühnen der Kooperative der Theaterhäuser in Baden-Württemberg. 15 Mitglieder hat dieser Zusammenschluss aller vom Land geförderten festen Figurentheater. „Das Schöne an so einem Festival ist es, eine solche Vielfalt zu präsentieren“, sagt Ute Assef.

Dass das Festival in diesen Zeiten überhaupt stattfinden konnte, war alles andere als sicher. „Wir hatten es ja schon vor Corona geplant. Erst im September gab es dann grünes Licht, sofern die aktuelle Situation es zulässt.“ Und, solange man sich an das eigens erarbeitete Hygienekonzept hält. Dabei kam dem Phoenix übrigens zugute, dass die Künkelinhalle zu Zeiten gebaut wurde, als Rauchen noch kein No-Go war: „Unsere Lüftungsanlage bringt das achtfache der vorgeschriebenen Leistung. Verbrauchte Luft wird abgesaugt, hinein kommt nur Frischluft“, erklärt Assef.

Tischservice statt Tresenbetrieb

Für die Gäste bedeuten die Corona-Maßnahmen aber nicht nur die üblichen Einschränkungen, sondern sogar eine ungewohnte Annehmlichkeit. Snacks und Getränke bekommen die Besucher nun nicht mehr wie bisher an der Theke im Foyer des Theaters, sondern an die kleinen, in gebührendem Abstand aufgestellten Zweiertische serviert. Zumindest daran könnte man sich glatt gewöhnen.