Figurentheater Fitz in Stuttgart Sex mit einer Puppe?
E. T. A. Hoffmann hatte kühne Fantasien: Er nahm vorweg, was man heute bestellen kann: Sexpuppen. Im Stuttgarter Figurentheater Fitz spielt eine solche nun – leibhaftig – mit.
E. T. A. Hoffmann hatte kühne Fantasien: Er nahm vorweg, was man heute bestellen kann: Sexpuppen. Im Stuttgarter Figurentheater Fitz spielt eine solche nun – leibhaftig – mit.
Stuttgart - Einsamkeit ist eines der großen Themen im Alter. Der Opa der Schauspielerin Esther Falk sorgte auf seine Weise für Abhilfe – und lebte im Alter mit zwei Schaufensterpuppen zusammen. Deshalb hat die Enkelin das Thema interessiert. Es mündete in einem Theaterstück des Stuttgarter Figurenkombinats: „D3R 54NDM4NN“, das nun im Fitz Premiere hatte. Der Opa war nicht der Einzige, der Trost bei Puppen suchte. E. T. A. Hoffmann schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts die Erzählung „Der Sandmann“, in der sich Nathanael in die lebensechte Puppe Olympia verliebt.
Während Olympia aus Holz war, sind heutige Sexpuppen aus thermoplastischem Elastomer, so dass man sie nach Lust und Laune biegen, beugen und zurichten kann. Immerhin 38 Kilo wiegt eine solche Kunstfigur, so dass Esther Falk und ihr Mitspieler Simon Kubat ihre liebe Not haben, die schwere Madame auf der Bühne zu bewegen. Der Regisseur Christian Müller schlägt den Bogen von E. T. A. Hoffmann in die Gegenwart, dessen Texte vom Band kommen, mischt Figuren- und Schauspiel, arbeitet mit Video und Sounds – und lässt per Einspielung auch die Literaturwissenschaftlerin Sophie Wennerscheid zu Wort kommen, die über das Begehren zwischen Mensch und Maschine forscht.
So recht fügen sich Inhalt und Umsetzung allerdings nicht. Esther schlingt sich um den Körper und zieht Kleider darüber. Falk und Kubat duschen on stage, dann halten sie sich Tomaten vor die Augen, die blutige Spuren auf ihren Kleidern hinterlassen. Auch die eigenen Texte fallen ab neben Hoffmanns Vorlage. Da erzählt Falk: „Ich erfülle die Rolle, die mir die Gesellschaft zugeschrieben hat. Ich war die einzige Frau bei den Proben.“ Es geht also auch um Geschlecht und Rollenzuweisungen wie zudem die sexuelle Ausbeutung von Frauen. So werden Parallelen zwischen Hoffmann und heute aufgezeigt und wartet die Produktion mit manch interessantem Recherchematerial auf, ist aber nicht so richtig rund geraten.
D3R 54NDM4NN. Weitere Termine am 7., 8. und 9. Oktober, www.fitz-stuttgart.de